Dachau:Trommelwirbel in der Stillen Nacht

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Mit unglaublicher Geschwindigkeit wirbeln Alex Glöggler und Philipp Jungk mit ihren Sticks auf ihren Instrumenten herum. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Double Drums finden den Rhythmus überall - auch auf Käsereiben und Mülltonnen. Das Publikum ist begeistert

Von Jana Rick, Dachau

Nach dem Auftritt der "Double Drums" im Ludwig-Thoma-Haus könnte es gut sein, dass dieses Jahr in den Dachauer Familien nicht nur Flöte und Gitarre unter dem Weihnachtsbaum gespielt werden, sondern auch Schlagzeug. Schlagzeug und Weihnachten - das mag zwar etwas unpassend klingen, aber die zwei Musiker Alexander Glöggler und Philip Jungk beweisen, dass diese Kombination durchaus stimmig sein kann. Unter dem Motto "Groovin´Christmas - die X-mas Percussion Show" lassen die beiden Münchner ihre Holzstäbe über das silbrig glitzernde Schlagzeug fliegen, sodass das Publikum eine ganz andere Version von "Jingle Bells" oder "Stille Nacht" zu hören bekommt.

Die Bühne ist bei ihrer Show vollgestellt mit Instrumenten aus der ganzen Welt: Natürlich das Schlagzeug, auf der linken Seite ein riesiges Marimbaphon und rechts ein Vibraphon. Aber auch afrikanische Trommeln, ein Gong, Schellen und Xylophon finden Platz auf der Bühne. Neben viel musikalischem Verständnis und Taktgefühl bedürfen die Stücke deswegen auch eine gut ausgearbeitete Choreografie der beiden Musiker: Sie springen von einem Instrument zum nächsten und wieder zurück, ohne dabei auch nur einmal den Einsatz zu verpassen. Man kann kaum glauben, dass nur zwei Musiker auf der Bühne agieren und nicht ein ganzes Orchester.

Doch das Duo beweist zugleich, dass es auch ohne Instrumente geht: Nur durch Pantomime spielen die beiden Schlagzeug in der Luft, treffen jeden Ton und schon nach wenigen Schlägen sieht man plötzlich die nicht-existierenden Instrumente vor sich auf der Bühne. Außerdem schaffen sie es, mit den unmöglichsten Utensilien wunderbare Töne zu erzeugen, Klangmelodien aus Aluleitern, liebliche Töne aus einer Käsereibe, dumpfe Rhythmen aus einer Mülltonne, wie man sie von der Straße kennt. So bekommen nicht nur die zahlreichen Nachwuchstrommler und Schlagzeuger aus dem Publikum musikalische Inspiration, sondern auch Köche, Handwerker und Müllmänner. Denn wer hätte gedacht, dass eine Leiter wie eine Tonleiter klingen kann?

Man verliert sich in den mitreißenden Melodien des Percussion Duos, Klänge kommen und gehen, ergänzen sich, verschwimmen, fließen dahin. "Eine Reise durch die Welt des Rhythmus" nennen es die Drummer und versprechen damit nicht zu viel. Weihnachtliche Stücke aus Asien, Afrika und Südamerika gehören zu ihrem Programm, genauso wie eine Schlittenfahrt durch die Mongolei. Mit einer sogenannten Loopstation nehmen sich die beiden dabei teilweise selbst auf, legen verschiedene Klänge übereinander und schaffen sich dadurch einen musikalischen Hintergrund. Sie experimentieren mit Musik und selbst wenn man bei einem Geigenbogen, der über das Vibrafon geführt wird, zuerst skeptisch reagieren würde, bemerkt man schnell, dass das einfach passt. Doch wenn Glöggler und Jungk wieder nach ihren Schlagzeugsticks greifen, merkt man, dass das ihr Element ist.

Die beiden ausgebildeten Schlagzeuger jagen die Holzstäbe in einer unglaublichen Geschwindigkeit über das Instrument, dass einem schwindelig wird. So geben sich Rentier Rudolf und der Weihnachtsmann ein Duell am Schlagzeug, wobei mit den Holzsticks regelrecht gefochten wird. Weihnachtsstimmung kommt bei der rockigen Version von der "Zuckerfee" vielleicht nicht auf, aber Stimmung auf jeden Fall. Die beiden Percussionisten toben sich aus, die Wände des Saals wackeln. Und auch Nichtkenner des Schlagzeuges erkennen, dass viel Technik hinter dem lauten Auftritt steckt.

Wie schwer es ist, den Rhythmus zu halten, bekommt das Publikum bei einer Mitmachaktion zu spüren, bei der man simpel klingende Rhythmen nachklatschen soll. Doch nach wenige Runden geben die meisten auf. Vielleicht probieren sie es dann am Heilig Abend unter dem Weihnachtsbaum noch einmal, mit Backblech und Schneebesen wie die "Double Drums". Oder eben doch mit einem Schlagzeug. Hoffentlich sind die Kerzen am Baum dann besonders fest an die Zweige geklemmt worden.

© SZ vom 24.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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