Dachau:Training gegen das Lampenfieber

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Drei junge Dachauer Pianisten stellen bei einem Konzert ihr Programm für den Wettbewerb "Jugend musiziert" vor

Von Maximilian böttcher

Dachau - In drei Wochen geht der Musikwettbewerb "Jugend musiziert" in die erste Runde. Jedes Jahr treten bei diesem Wettbewerb tausende junge Talente aus ganz Deutschland an. Für alle, die später einmal ernsthaft Musik machen wollen, führt kein Weg an diesem Wettstreit vorbei. Es gilt verschiedene Hürden zu meistern. Als erstes muss der Regionalwettbewerb gewonnen werden, später folgen dann noch Landes- und Bundeswettstreit. Besonders für Bewerbungen um Stipendien oder an Musikhochschulen spielt eine erfolgreiche Teilnahme an solchen Wettbewerben eine immer größere Rolle.

Dieses Jahr wollen auch drei junge Dachauer Pianisten, allesamt Schüler der Musikpädagogin Petra Morper, ihr musikalisches Talent beweisen. Vom 27. bis zum 29. Januar werden sie an der Münchner Hochschule für Musik bei den Wertungen des Regionalwettbewerbs München Nord versuchen, sich gegen ihre Kontrahenten durchzusetzen. Das Programm, mit dem die drei antreten werden, steht auch schon fest. Musikinteressierte konnten sich alle Stücke bei einem Konzert unter der Leitung von Klavierlehrerin Petra Morper anhören. Das Konzert im Ludwig-Thoma-Haus war nicht nur ein gutes Training für die Wettbewerbsteilnehmer im Kampf gegen das Lampenfieber, sondern auch für die Zuhörer ein musikalischer Genuss.

Nachdem zwei weitere Schüler Morpers den Auftakt gemacht hatten, hieß es Bühne frei für Fabian Heinz. Völlig unbeeindruckt von den vielen applaudierenden Zuschauern schlendert der Zehnjährige zu dem großen Flügel, den er kaum um Haaresbreite überragt. Bei "Jugend musiziert" tritt Fabian in der Alterskategorie zwei an und muss sich im Regionalwettbewerb gegen 25 Gleichaltrige durchsetzen. Sein Programm umfasst drei Stücke. Einmal Bach, einmal Kabalewski, einmal Copland. Er spielt alle drei Stücke nicht nur aus dem Kopf, sondern auch völlig fehlerfrei - trotz einem Fingerbruch, von dem er sich gerade erst erholt hat. Einmal während des Vorspiels verzieht Fabian das Gesicht. Er ärgert sich, dass seine Arme nicht lang genug sind, um gleichzeitig an alle Tasten zu kommen, die er spielen will. Er muss sich auf dem Hocker hin und her wiegen, damit er die volle Breite des Flügels nutzen kann. Als er fertig ist, ertönen die ersten begeisterten "Wuh"- Rufe des Abends aus dem Publikum.

Dann geht es weiter mit der 17-jährigen Michelle Heinz. Sie bewegt sich so theatralisch zum Takt der Musik, wie man es von den ganz großen Künstlern kennt. Die 17-Jährige hat das offenbar einstudiert. Und es hat sich gelohnt. Sie scheint eins mit der Musik zu sein. Zum Abschluss präsentiert sie ein experimentelles Stück des Komponisten George Crumb. Zu diesem Zweck klappt sie den Flügel komplett auf und fängt an, die Saiten wie bei einer Harfe zu zupfen. Nach dem lieblichen Anfang wird es wild. Das Stück besteht aus einer ungewöhnlichen Abfolge von Klängen, die abwechselnd durch das Zupfen der Saiten, durch das Anheben der Hämmerchen und durch das Anschlagen der Tasten erzeugt werden. Um diese Abfolge zu ermöglichen, muss Michelle ihre Position immer wieder ändern. Mal sitzt sie, mal steht sie, mal macht sie irgendwas dazwischen. Außer den Eingeweihten scheint vorher keiner aus dem Publikum jemals etwas Vergleichbares gesehen oder gehört zu haben.

Der letzte Auftritt des Abends gebührt Alina Auernhammer. Sie ist 16 Jahre alt und tritt genau wie Michelle in der Alterskategorie fünf an. Sie wird sich im Regionalwettstreit gegen mehr als 70 andere Teilnehmer durchsetzen müssen. Sie bleibt während des Konzerts durchgehend sitzen und verzieht keine Miene. Ihrem Auftritt schadet das nicht. Besonders mit dem letzten, unglaublich klanggewaltigen und komplizierten Stück "Toccata pour le piano op. 54" von Joaquín Turina zieht sie das Publikum in ihren Bann. Und egal, wie schnell ihre Finger über die Tasten tanzen, sie bleibt gelassen und souverän.

In drei Wochen also beginnt der Wettbewerb. Wenn die drei jungen Dachauer Teilnehmer die Juroren so überzeugen können wie das Konzertpublikum, sollten sie gute Chancen haben. Lampenfieber müssen sie keines haben

© SZ vom 17.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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