Bleibt noch der Maßkrug:Trachtler beweisen Gelassenheit

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Das neue Sicherheitskonzept der Stadt Dachau für das Volksfest untersagt auch für die Ampertaler Messer mit Hirschhorngriff. Brauchtumsreferent Robert Gasteiger sieht auch im Verbot eine Tradition, die bis ins Königreich Bayern zurück reicht

Von Viktoria Großmann, Dachau

Robert Gasteiger, Brauchtums- und Volksfestreferent im Dachauer Stadtrat und leidenschaftlicher Trachtenträger, sieht es gelassen: "Ich trage schon dreißig Jahre Tracht und dabei höchst selten ein Besteck." Das Besteck, also bei den Fuhrmännern tatsächlich Messer und Gabel oder bei der Tracht ein Messer mit Hirschhorngriff, ist von diesem Jahr an auf dem Dachauer Volksfest nicht mehr zugelassen. Die Stadt hat erweiterte Sicherheitsauflagen bekannt gegeben. Damit gilt in diesem August nun dasselbe wie auf dem Münchner Oktoberfest bereits seit dem vergangenen Jahr: Absolutes Messerverbot, auch wenn es Bestandteil der Tracht ist.

Künstler Christian Maria Huber bessert die Lüftermalerei am Festzelt aus. Das Dachauer Volksfest beginnt am Samstag, 12. August. (Foto: Niels P. Joergensen)

Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) hatte die Stadträte im Haupt- und Finanzausschuss von der neuen Regelung unterrichtet. Lediglich Gasteigers Fraktions- und Trachtlerkollege Edgar Forster (FW), hatte Protest geäußert. Ein Masskrug sei eine gefährlichere Waffe. Man wolle doch wohl das Bier nicht in Pappbechern ausschenken? Hartmann erwiderte: "Ich finde es auch nicht richtig, aber wir müssen uns an die Bestimmungen halten."

Der zuständige Amtsleiter Max Haberl ergänzte: "Das ist nicht allein die Entscheidung der Stadtverwaltung. Das geschieht in Abstimmung mit der Polizei, der Feuerwehr und dem Roten Kreuz, die für die Sicherheit auf der Volksfestwiese zuständig sind." Es gehe um offen getragene Waffen, auf die theoretisch jeder Zugriff haben könnte. In einer offiziellen Mitteilung erklärt Hartmann, die Stadt sehe sich "zu dieser Maßnahme gezwungen. Die Stadt bedauert, dass dies gerade für die Mitglieder der zahlreichen Vereine, die in Dachau und Umgebung mit viel Engagement und Hingabe Brauchtum und Tracht pflegen, eine Einschränkung bedeutet. Im Vordergrund steht jedoch ein sicherer und unbeschwerter Besuch des Dachauer Volksfestes für alle".

Hirschfänger gehören gewohnheitsmäßig zur männlichen Tracht. Vorgeschrieben sind sie nicht. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Volksfestbesucher müssen sich darauf einstellen, dass "alle Taschen und Rucksäcke auf darin befindliche Waffen und waffenähnliche Gegenstände, wie zum Beispiel Messer, Scheren, Pfefferspraydosen" untersucht werden. Solche Einlasskontrollen hatte es 2016 das erste Mal gegeben. "Natürlich ist es ein Problem, dass Traditionen darunter leiden", sagt Gasteiger. Gleichzeitig erklärt er, dass das Tragen solcher Bestecke doch auch eine recht individuelle Sache unter den Trachtlern sei. Manche nehmen vielleicht ihre wertvollen Messer gar nicht mit, um sie nicht zu verlieren. Für andere ist es wichtiger Teil der Tracht. Allerdings, darauf weist der Brauchtums- und Heimatforscher hin, habe es bereits im Königreich Bayern Messerverbote auf Volksfesten geben. "Es wurde damals viel mehr gerauft als heute, man wollte die Bauern vor sich selbst schützen", sagt Gasteiger und verweist auf eine Verordnung von 1841. Heute geht es um den Schutz der Allgemeinheit vor gezielten Angriffen.

Darauf muss sich die Stadt nun regelmäßig einstellen. So beschlossen die Stadträte auch, in diesem Jahr etwa 8000 Euro mehr zum Straßenfest Lange Tafel auf der Münchner Straße beizusteuern, weil ein Sicherheitskonzept notwendig geworden ist. Auch deren Besucher müssen mit verstärkten Einlasskontrollen rechnen, es werden zusätzlich zwei Sicherheitsmanager beschäftigt werden. Die Straßenzufahrten werden mit Betonpollern geschützt, damit keine Lastwagen ungebremst in die Menge fahren können. Auf solche Szenarien stellen sich Veranstalter und Kommunen spätestens seit dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im vergangenen Dezember ein. Auch beim Jazz in allen Gassen wurden die Straßen bereits so geschützt.

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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