Dachau:Studenten im Sonnenwinkel

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Bauausschuss genehmigt Wohnheim, will aber Nutzung im Grundbuch festschreiben

Ursprünglich sollte auf der letzten Brachfläche im Sonnenwinkel in Dachau-Süd ein Hotel entstehen. Nun plant der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete und frühere Bauträger Hans Hartl, dem das Areal gehört, dort ein Studentenwohnheim mit 191 Appartements. Noch im März vertagte der Bauausschuss eine Entscheidung über das Vorhaben. Die Stadträte trieb die Sorge um, die Studentenbuden könnten nach kurzer Zeit zu regulären Appartements umgewandelt werden.

Bauherr Hartl sichert nun zu, die Nutzung als Studentenwohnheim auf 30 Jahre im Grundbuch festzuschreiben. Doch Papier ist geduldig. Großes Vertrauen mochten die Stadträte allein in eine formale Erklärung offenbar nicht setzen. Ausgiebig wurde diskutiert, wie sich die Einhaltung dieser Zusage später kontrollieren ließe. Das Bauamt wäre bei dem häufigen Mieterwechseln einer Studentenanlage mit der Prüfung überfordert. "Wie läuft es an der Postschule?", fragte SPD-Stadtrat Volker C. Koch. Dort unterhält die Stadt im ehemaligen Seminargebäude der Post seit 2007 eine Studentenunterkunft mit 45 Zimmern. Verwaltet wird diese Anlage von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Stadtbau, wie Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) informierte. Auch anderswo gebe es schließlich Studentenwohnheime, wo bei jedem Bezug die Berechtigung geprüft werden müsse. "Das macht doch jede Hausverwaltung", warf ÜB-Stadtrat Rainer Rösch ein. "Wenn man das Vertrauen hat", merkte Kai Kühnel (Bündnis für Dachau) zweifelnd an.

Weil der Stadtrat auf Vertrauen allein nicht setzen will, soll die Nutzung als Studentenwohnheim im Grundbuch festgeschrieben werden. Weiter soll Bauherr Hartl ans Herz gelegt werden, die Verwaltung seines künftigen Wohnheims dem Stadtbau zu übertragen. Vorschreiben, das ist den Stadträten klar, kann die Stadt dem Investor die künftige Verwaltung aber nicht. Unter dieser Maßgabe stimmte die Mehrheit für das Vorhaben. Einzig SPD-Stadtrat Günter Heinritz votierte mit Nein. Er zweifelt nach wie vor daran, dass der Standort für ein Studentenwohnheim geeignet ist. Diese Vorbehalte nährt ein Gutachten, das die Lage weit entfernt von den Münchner Hochschulen als unattraktiv einschätzt. Doch angesichts des enormen Bedarfs an Studentenunterkünften hält die Mehrheit im Ausschuss das Lage-Kriterium für nicht entscheidend. Zumal das Risiko der Belegung nicht die Stadt, sondern der Investor trage. Nach dem grundsätzlichen Placet kann das Projekt jetzt weiter geplant werden. Hartl will die Anlage als internationales Wohnheim konzipieren, das junge Menschen aus der ganzen Welt nach Dachau locken soll.

© SZ vom 17.07.2015 / pes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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