Dachau:Sträucher statt Seerosen

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Was macht man mit einem Teich ohne Wasser? Beim Infotermin mit Anwohnern fand Stefan Tischer von der Abteilung Stadtgrün eine akzeptable Lösung. (Foto: Heigl)

Nach langem Hin und Her will die Stadt den undichten Teich im Baugebiet Obere Moosschwaige nun doch zuschütten

Von Petra Schafflik, Dachau

Was als beschauliche Wasserfläche und Regenauffangbecken mitten im städtischen Wohngebiet geplant war, hat sich von Anfang an als nerviges Verdrussprojekt für die Stadt erwiesen. Jetzt soll der undichte Teich im Baugebiet Obere Moosschwaige aufgefüllt werden, damit das jahrelange Drama endlich ein Ende findet. Aber auch das ist keine unumstrittene Lösung. Erste Planungen der Stadt haben die Anwohner bei einem Ortstermin im Juni abgeschmettert. Zu viel Freifläche für fußballspielende Kinder sollte nicht entstehen, so der Tenor. Stefan Tischer, Leiter der Abteilung Stadtgrün, legte am Donnerstag nun eine überarbeitete Version vor. Eine kompromissfähige Lösung scheint gefunden. Die 30 Bürger, die zum Infotreff an den Weiher gekommen waren, quittierten die Pläne schließlich mit einem zustimmenden "okay".

Wirklich hässlich ist die Kiesfläche nicht, die sich mitten in der kleinen Grünanlage erstreckt. Auch erfüllt die steingefüllte Mulde ihre Funktion als Auffangbecken für das Regenwasser der umliegenden Gebäude tadellos. Doch kann die Steinwüste, in der nur hier und da einige Gräser wurzeln, weder als Kinderspielareal noch als attraktive Erholungsfläche punkten. Das war so nicht geplant, eigentlich sollte permanent Wasser in der Mulde stehen und der kleine Teich die Grünanlage attraktiv machen. Doch von Anfang an gab es Ärger. Solange der Weiher funktionierte, sorgten sich Eltern um die Sicherheit ihrer Kinder. Seit der Teich 2009 undicht geworden war und nie mehr eine Abdichtung gelang, monieren andere diese unwirtliche Kiesfläche mitten im Wohngebiet. Die Stadt will der Ödnis nun ein Ende setzen, den undichten Weiher zuschütten und eine Grünfläche anlegen. Aber nur zum Teil, das Regenwasser wird weiter in einer verkleinerten Mulde gesammelt.

Ursprünglich wollte Stadtgärtner Tischer so viel Kiesfläche wie möglich mit Erde verfüllen, Gras und Sträucher anpflanzen. Doch vielen Anliegern ist wichtig, dass die bestehende Rasenfläche neben dem Spielplatz durch die neu angepflanzte Fläche nicht zu stark vergrößert wird. Dort bolzen schon jetzt die Kinder aus der Siedlung, auch während des Ortstermins wurde munter gekickt. Noch mehr Platz bedeutet noch mehr Lärm, so die Sorge der Anlieger. "Spielende Kinder ja, aber Fußball ist halt furchtbar laut", erklärte eine Bewohnerin. Stimmt, bestätigen die Umstehenden, die keinesfalls noch mehr Krach wollen. Diese klar formulierten Anforderungen, die schon bei der Besprechung im Juni laut geworden waren, hat Stadtgärtner Tischer mit seinem Kollegen Johannes Hennersperger nun in eine neue Planung umgesetzt. Weniger Teich wird verfüllt, die verbleibende Kiesfläche mit Findlingen und Sträuchern von der Wiese abgegrenzt, zusätzlich Büsche am gegenüberliegenden Rand der Grünfläche gepflanzt. So werden dort parkende Autos vor fehlgeleiteten Fußbällen geschützt und das freie Spielfeld abgegrenzt. Im Endeffekt bleibt die "Fußballfläche" so groß wie bisher, wird nur auf dem Areal Richtung Teich verlegt.

Auch wenn es nicht Teil der Planung war, haben die Anwohner der Stadt gleich noch einen weiteren Auftrag mitgegeben: Die Bänke müssen weg. Dort, so die Kritik, "sitzen nachts Jugendliche, trinken und machen einen Riesenlärm". Das neue Konzept findet eine Mehrheit der Anwohner akzeptabel. Andere würden nach wie vor am liebsten ihren Teich wieder haben. "Wegen des Teichs habe ich damals mein Haus gekauft", sagt ein Bewohner.

Mit der Ruhe wäre es dann aber erst recht vorbei, erklärt Heinz Gibowsky vom Bund Naturschutz, der selbst in der Siedlung wohnt. Das Gequake von Teichfröschen stelle jedes Kindergeschrei in den Schatten. Ein wenig wird noch hin und her diskutiert, dann können Tischer und Hennersperger ihre Planunterlagen als "genehmigt" einrollen. Jetzt ist den Anwohnern wichtig, dass die Umgestaltung des Teichs auch bald umgesetzt wird. Wenn alles nach Plan läuft, wird noch in diesem Jahr verfüllt und bepflanzt, teilte Tischer mit.

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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