Dachau:Stadtrat ehrt Max Mannheimer

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Der Platz auf dem ehemaligen Moorbadgelände an der Münchner Straße soll Mannheimers Namen tragen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Platz auf dem ehemaligen Moorbadgelände soll nach dem Auschwitz-Überlebenden und Ehrenbürger benannt werden

Von Helmut Zeller, Dachau

Die Diskussion im Dachauer Stadtrat wird wohl in einen einstimmigen Beschluss münden: "Platzbenennung nach Max Mannheimer" steht an diesem Dienstag auf der Tagesordnung des Gremiums. Und es kommt eigentlich nur ein Platz in Frage, der auf dem ehemaligen Moorbadgelände an der Münchner Straße mitten in der Stadt. Den hatte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) sofort im Auge, als er im Januar nach einer Möglichkeit suchte, dem verstorbenen Auschwitz-Überlebenden Max Mannheimer ein ehrendes Andenken zu bewahren. Der ehemalige Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees und Vorsitzende der Lagergemeinschaft Dachau ist am 23. September 2016 im Alter von 96 Jahren in einer Münchner Klinik gestorben.

In Dachau trägt das Jugendgästehaus bereits den Namen Max-Mannheimer-Haus. Nun aber steht das Areal des ehemaligen Moorbads zur Diskussion. Dort liegen die Stadtbücherei, das Stadtarchiv, ein Studentenwohnheim und die Scheibnerschule. Der Platz ist namenlos geblieben. Inzwischen sind offenbar auch die Bedenken ausgeräumt, die der Oberbürgermeister noch in einem früheren Gespräch mit der SZ geäußert hatte. Denn in dem historischen Gebäude des Moorbads war im Zweiten Weltkrieg ein Lazarett und Erholungsheim für die SS untergebracht. Zeitgeschichtsreferent Günter Heinritz (SPD) unterstützt den Plan. Er gibt aber auch zu bedenken, dass es mit der Benennung eines Platzes nicht getan sei. Er versteht das Vermächtnis Mannheimers als Auftrag: Aktivitäten gegen Rechtsextremismus und Rassismus zu fördern und immer wieder Zeichen der Verantwortung für die Zukunft zu setzen. Das sieht auch Oberbürgermeister Hartmann so.

Darüber werden die Stadträte auf ihrer Sitzung an diesem Dienstag aber nicht sehr weit kommen. Heinritz hat schon erklärt, dass die Stadträte Zeit bräuchten, um in Ruhe über einen geeigneten Weg nachzudenken. Zur Diskussion steht etwa die Auslobung eines Preises, der den Namen des Zeitzeugen trägt. Heinritz und Hartmann gefällt die Idee, etwa einen Kunstwettbewerb für Jugendliche auszuloben - gerade weil Max Mannheimer auf so unnachahmliche Weise in seinen Zeitzeugengesprächen mehr als 30 Jahre lange unzählige junge Menschen gegen die wachsende Geschichtsvergessenheit, gegen Rassismus, Antisemitismus und Menschenverachtung gewappnet hat.

Inzwischen planen viele Kommunen in Oberbayern, einen Platz, eine Straße oder ein Gebäude nach dem großen Zeitzeugen zu benennen. In der Gemeinde Haar zum Beispiel, wo Max Mannheimer viele Jahre lang wohnte, wird die zentrale Ringstraße im ehemaligen Klinik-Areal Eglfing nach ihm benannt. Die Garchinger SPD will eine Schule oder eine prominente Straße Max Mannheimer widmen.

Entsprechend einem Vorschlag des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD) wird es einen Max-Mannheimer-Platz in der Maxvorstadt geben: vor dem NS-Dokumentationszentrum. Für dessen Errichtung hatte sich Max Mannheimer besonders stark gemacht. Auch die Gemeinde Poing hat einen entsprechenden Beschluss gefasst.

In der Dachau müsste das Andenken an den großen Aufklärer eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, denn er hat der Stadt unendlich viel gegeben. Mit großer Leidenschaft kämpfte Max Mannheimer für die KZ-Gedenkstätte, er unterstützte mit dem ganzen Gewicht seines international hohen Ansehens den Wandel in der Erinnerungspolitik der Stadt - von ihrer jahrzehntelanger Weigerung zu einer offenen Auseinandersetzung mit der Nazivergangenheit. Die Stadt verlieh Max Mannheimer 2011 die Ehrenbürgerwürde. Diese seltene Auszeichnung erhielten seit 1856 erst zwölf Persönlichkeiten in Dachau.

Mit Unverständnis blickte man denn auch auf das unwürdige Gerangel in der Kurstadt Bad Aibling, wo die Kommunalpolitik trotz eines bereits gefassten Beschlusses wieder zurückgerudert war, weil einzelne Bürger sich gegen die Benennung einer Straße nach Max Mannheimer ausgesprochen hatten. Mannheimers Tochter Eva Faessler hatte dazu erklärt: "Ich bin nur froh, dass mein Vater das nicht mehr erleben muss, er, der für Versöhnung gekämpft hat und nie Hass im Sinne hatte." Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Bernd Posselt (CSU), nahm dies im Februar zum Anlass für einen Appell an Bayerns Kommunen. Sie sollten Straße und Plätze nach Max Mannheimer benennen, der ein unvergängliches Vorbild für die Jugend sei.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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