Dachau:Stabwechsel an der Schlossgasse

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Mit einem Festakt wird Amtsgerichtsdirektor Klaus Jürgen Sonnabend verabschiedet und Maria Holzmann als Nachfolgerin eingeführt. Der Mord an einem Staatsanwalt ist bei den Mitarbeitern immer noch präsent.

Von Walter Gierlich

Acht Jahre lang stand Klaus Jürgen Sonnabend als Direktor an der Spitze des Amtsgerichts Dachau. Am Freitag wurde er mit einem Festakt im Dachauer Schloss verabschiedet und seine Nachfolgerin Maria Holzmann in ihr Amt eingeführt. Die 53-Jährige kommt aus Landshut, hat in München studiert, wo sie unter anderem als Oberstaatsanwältin und zuletzt als Richterin am Oberlandesgericht tätig war. "Ich wollte nach Dachau", sagte sie, "hier kommt eine anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe auf mich zu." Doch übergebe ihr der Vorgänger "ein Haus, das bestens bestellt ist".

Anstoßen auf einen reibungslosen Übergang: Maria Holzmann folgt auf Klaus Jürgen Sonnabend. (Foto: joergensen.com)

Eine große Rolle in allen Reden spielte beim Festakt am Freitag immer noch der Mord an einem jungen Staatsanwalt im Januar 2012, der in einer Gerichtsverhandlung erschossen wurde. Die Bluttat überschattete die Amtszeit, die ansonsten durch umfangreiche Baumaßnahmen, technische Modernisierung und eine deutliche Verjüngung der Beschäftigten gekennzeichnet war. Sonnabend selbst sprach von einem sinnlosen Mordgeschehen, "nach dem nichts mehr so war wie vorher. Das Geschehen ist im Amtsgericht bis heute präsent."

Doch habe Sonnabend seine knapp 80 Mitarbeiter "mit Umsicht durch die schwierige Situation geführt", lobte Christian Schmidt-Sommerfeld, als Präsident des Landgerichts München II der direkte Vorgesetzte des Dachauer Amtsgerichtsdirektors, in seiner Begrüßungsrede. In seinem Grußwort ging auch Landrat Hansjörg Christmann darauf ein und sagte, Sonnabend habe durch seine besonnene Art erreicht, "dass die Diskussion über Sicherheit in Behörden mit Augenmaß geführt worden ist". Er betonte zudem, dass das Amtsgericht Dachau hohes Ansehen genieße und sehr gut mit der Kreisbehörde zusammenarbeite. An die neue Amtsgerichtsdirektorin Holzmann appellierte Christmann, weiterhin den Verein "Die Brücke" zu unterstützen,der sich um straffällig gewordene Jugendliche kümmert.

Gleich doppeltes Lob erhielt der scheidende Amtsgerichtsdirektor von Oberbürgermeister Peter Bürgel. Erstens wegen des Umgangs mit dem Mord 2012: "So ein schreckliches und einschneidendes Erlebnis, das hinterlässt Spuren bei den Mitarbeitern, da braucht es einen Direktor mit Einfühlungsvermögen." Zum zweiten sei es keine Selbstverständlichkeit, dass der in München lebende Chef des Amtsgerichts in der Stadt des ersten deutschen Konzentrationslagers an zahlreichen Gedenkveranstaltungen teilnehme, wie das Sonnabend getan habe.

Auch Karl Huber der Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs und des Oberlandesgerichts München, kam in seiner Festrede nicht umhin, den Mord zu erwähnen. Doch eigentliches Thema Hubers war das Verhältnis zwischen Justiz und Öffentlichkeit, das heute nicht mehr so einfach sei wie früher. So wollte zum einen die Bürger verstärkt mitgenommen werden, zum anderen habe sich die Medienlandschaft dramatisch verändert. Was in anderen Behörden schon längst eine Selbstverständlichkeit sei, sei auch bei der Justiz notwendig: eine verstärkte Pressearbeit. Immer wieder gelobt wurde in den Reden die Sanierung des Gerichtsgebäude an der Schlossgasse, das jetzt zu einem Juwel geworden sei. Doch wurde in Sonnabends Amtszeit auch das Gebäude am Schlossplatz saniert und neu gestaltet sowie das ehemalige Gesundheitsamt an der Krankenhausstraße nach gründlicher Renovierung übernommen. Auch Umrüstung auf EDV kam voran, so dass heute jeder Arbeitsplatz mit einem Computer ausgerüstet ist. In den acht Jahren von Sonnabends Amtszeit gab es bei hoher Fluktuation eine deutliche Verjüngung am Gericht. Die Zahl der Richterstellen wurde von neun auf elf erhöht, doch liegt deren Belastung immer noch um ein Fünftel über dem Landesdurchschnitt. Und weniger Arbeit wird es angesichts des Bevölkerungszuwachses auch künftig für das Amtsgericht nicht geben: Unter anderem sind 3000 Zivil- und Familiensachen sowie 2500 Straf- und Bußgeldverfahren pro Jahr zu bewältigen.

© SZ vom 01.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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