Dachau:Sintflut

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Die Regenmenge in diesem Mai liegt um 79 Prozent höher liegen als im langjährigen Durchschnitt. Bauern und Gärtner fürchten um die Ernte, das Familienbad bleibt zu. Absage beim Golfturnier in Gut Häusern.

Von László Dobosund Sophie Burfeind

Wasser überall: Der Maisacker im Dachauer Ortsteil Mitterndorf ist überflutet. Foto: Heigl (Foto: Toni Heigl)

Nass, trüb und kalt: So lässt sich das Wetter der letzten Wochen und Monate zusammenfassen. Laut Deutschem Wetterdienst wird in Bayern dieser Mai mit voraussichtlich 127 Liter pro Quadratmeter den langjährigen Mittelwert um 79 Prozent übertreffen. Für den Landkreis Dachau hat der Deutsche Wetterdienst für das Wochenende eine Warnung wegen ergiebigen Regens ausgegeben, örtlich sind Niederschläge von bis zu 90 Liter/Quadratmeter möglich. Mit Überflutungen an Glonn und Amper rechnet auch die Kreisfeuerwehr. Besserung ist erst ab Montag mit der Ankunft eines Azorenhochs in Sicht.

Für Liebhaber von heimischen Erdbeeren gibt es dieser Tage keine guten Neuigkeiten: die Erdbeerpflanze will bei den kühlen Temperaturen und dem vielen Regen einfach nicht wachsen. "Da geht gar nichts im Moment", sagt Anton Kreitmair, Kreisobmann des Bauernverbandes in Dachau. Auch sonst haben die Landwirte nichts zu lachen: "Vor allem bei Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln sind die Wachstumsrückstände wegen der fehlenden Wärme extrem", sagt er. Dem Weizen allerdings mache das Novemberwetter nichts aus. Fest stehe schon jetzt, dass es in diesem Jahr sicherlich keine Rekordernte geben wird. Wie drastisch die Verluste letztlich sein werden, hängt jedoch davon ab, wie lange das schlechte Wetter noch anhält. "Wenn es ab Ende nächster Woche nicht besser wird, können wir mit einem Verlust von einem Viertel der Ernte rechnen."

Ähnlich klagende Worte hört man von der Bio-Gärtnerei Obergrashof: "Wir haben eine große Ernteverzögerung oder Mindererträge, weil die Sachen nicht reif und nicht groß genug werden", sagt Julian Jakobs, einer der beiden Geschäftsinhaber. Noch schlimmer aber sei es für Blumen-Gärtnereien.

Für die Bäume im Wald sei der viele Regen hingegen gut, denn der mache dem Borkenkäfer den Garaus, erklärt Förster Franz Knierer. "Auch sonst ist der Regen gut für das Wachsen der Bäume." Auch wenn er alle Arbeiten im Wald verrichten könne, bevorzuge er im Moment doch die Büroarbeit. Dem Wald mache das nichts: "Es gibt da einen Spruch aus einem Kinderbuch", sagt er lachend. "Am schönsten hat's die Forstpartie, der Wald, der wächst auch ohne sie."

Auch bei den Stadtwerken merkt man das schlechte Wetter deutlich. Es muss viel mehr Gas als im Vergleichszeitraum 2012 zur Verfügung gestellt werden, weil viele stärker heizen. Am 31. Mai 2013 wurden zwischen 8 und 9 Uhr 35 000 Kilowatt Gas verbraucht, letztes Jahr waren es im selben Zeitraum noch 20 000 Kilowatt. Auf der anderen Seite führt die Amper wegen des starken Regens mehr Wasser und so können die Wasserkraftwerke mehr Strom produzieren. Die Turbinen in der Nähe des Freibades produzieren um diese Zeit des Jahres normalerweise circa 2000 Kilowatt Leistung, am Wochenende wird wahrscheinlich die Maximalleistung von 2400 Kilowatt erreicht. Eine ähnliche Leistungssteigerung ist beim Wasserkraftwerk in Günding zu erwarten, das gewöhnlich 700 Kilowatt Leistung produziert. Während im Wasserkraftwerk die Turbinen heiß laufen, herrscht im Freibad nebenan tote Hose. Das Freibad ist seit mehreren Tagen und mindest bis Sonntag geschlossen. Erst bei 15 Grad Lufttemperatur und bei trockenem Wetter wird es wieder geöffnet. Für die Kinder dürfte die Schließung des Freibades besonders unangenehm sein, hatten sie doch die letzten zwei Wochen Ferien.

Doch erfahrungsgemäß ist das schlechte Wetter eher für die Eltern ein Problem. "Je jünger die Kinder sind, desto lockerer nehmen sie das nasse und kalte Wetter und gehen trotzdem raus", sagt Sandra Dölle, Kinder- und Jugendbetreuerin bei der Gemeinde Schwabhausen. Von zehn angebotenen Ferienprogrammen wurden in Schwabhausen trotz des schlechten Wetters neun gehalten. Und werden die Kinder quengelig, wenn sie bei Regen drinnen bleiben müssen? Dölle, selber Mutter, beschwichtigt: "Man kann auch drinnen viel mit den Kindern machen."

Golfspielen macht bei diesem Wetter auch wenig Sinn und so wurde am Freitag beim Ladies German Open der Turnierbetrieb abgesagt. Man hofft aufs Wochenende. Zwar ist bald Sommeranfang, doch die Bikinis und Badehosen bleiben beim Dachauer Sportgeschäft Big Point an den Stangen hängen. "Es kommen oft verzweifelte Eltern rein, die noch Regenhosen, Regencapes oder Gummistiefel für ihre Kinder kaufen wollen", sagt die Verkäuferin Nicole Fischer. Obwohl der Bestand an Regenausrüstung mittlerweile schon sehr ausgeplündert ist, machen diese Käufe das schlechte Sommergeschäft nicht wett.

© SZ vom 01.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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