Dachau:Sie kamen nachts

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Einbrecher haben ein Modegeschäft in der Bahnhofstraße geplündert und vor allem teure Markenware gestohlen. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur - die Polizei vermutet ein organisiertes Verbrechen.

Von Julia Seidl

Seit 25 Jahren führt Maria Erlacher das Modegeschäft "Flair-Fashion" in der Bahnhofstraße. Jetzt wurde sie zum zweiten Mal Opfer von Einbrechern, die es auf teure Markenkleidung abgesehen hatten. (Foto: joergensen.com)

Alles scheint wie immer zu sein im Modegeschäft "Flair-Fashion". Die Kleidung hängt ordentlich auf den Bügeln und Maria Erlacher begrüßt gut gelaunt ihre Kunden. Nur wenn die Dunkelheit hereinbricht und sie sich noch in ihrem Laden befindet, wird sie nervös, erzählt die Inhaberin. Dann kommen auch die Wut und Enttäuschung wieder auf, die Maria Erlacher empfunden hat, als sie am Montagmorgen feststellen musste, dass in ihrem Laden eingebrochen wurde. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von acht Jahren.

Sie wollte eigentlich nur das Geschäft aufsperren, als ihr auffiel, dass über Nacht ganze Kleiderstangen leergeräumt wurden. Mehr als die Hälfte der Markenware, die samt hochwertigem Holzbügel entwendet wurde, fehlte. Insgesamt wurden Kleidung, Lederwaren und Handtaschen im Wert von 70 000 Euro gestohlen. Die alte Kasse, die einen hohen Sammlerwert besitzt, war glücklicherweise leer und stand offen. Bereits vor acht Jahren war sie damit beschäftigt, bei einer Inventur aufzunehmen, was die Diebe bei ihrem nächtlichen Raubzug zurück gelassen hatten. Den enormen Schaden wird die Versicherung übernehmen. Trotzdem hat Maria Erlacher in den letzten Nächten nur wenig geschlafen. "Der Laden ist mein Herzblut", sagt die Besitzerin des Geschäfts an der Bahnhofstraße. "Da tut es einfach weh, wenn so etwas passiert."

Die Täter stahlen in der Nacht zum Montag gezielt besonders teure Stücke von Markenkollektionen wie Marc Cain oder Bogner, nachdem sie die Türe am Hintereingang ausgehebelt hatten. Wie Polizeisprecher Michael Richter mitteilt, konnte die genaue Tatzeit bisher noch nicht ermittelt werden. Auch weiß die Polizei noch nicht, wie viele Täter es waren, da es keinerlei Zeugen gibt. Die Ermittler vermuten jedoch, dass es sich bei dem Diebstahl um ein organisiertes Verbrechen handelt, da die Einbrecher hochprofessionell vorgegangen sind. Die aufgebrochene Türe befindet sich in einem Hinterhof an der Bahnhofsstraße. "Der Hinterhof ist von der Straße aus nicht einsehbar und auch im Laden selbst sind die Diebe offensichtlich unauffällig vorgegangen", so Polizeisprecher Michael Richter.

Genau wie vor acht Jahren hat die Kriminalpolizei noch keine weiteren Hinweise, die zum Täter oder einer kriminellen Gruppe führen könnten. Maria Erlacher wollte bereits nach dem ersten Einbruch eine Alarmanlage einbauen lassen, doch ihre Versicherung sah keinen Anlass dafür. Nun jedoch, nachdem sich die Tat fast in der selben Art und Weise wiederholt hat, wird eine Anlage installiert. Auch die Polizei glaubt, dass eine Alarmanlage den Schaden verringert hätte. "Streifenfahrzeuge hätten im Falle eines Alarms in weniger als einer Minute am Tatort sein können", ist der Polizeisprecher überzeugt. In Ballungsräumen wie Dachau oder Karlsfeld sei auch nachts immer eine Streife unterwegs, die schnell am Tatort sein könne.

Um den wirtschaftlichen Schaden so gering wie möglich zu halten, hat Maria Erlacher bereits zwei Tage nach dem Einbruch ihr Geschäft wieder für die Kunden geöffnet. Da ein Großteil der Ware gestohlen wurde, musste die Ladenbesitzerin die neuesten Kollektionen namhafter Marken nachbestellen. Ihr Geschäft will Maria Erlacher aber nicht schließen. "Ich führe dieses Modegeschäft schon seit 25 Jahren, ich kann mir nichts anderes vorstellen".

Wie stark Maria Erlacher mit ihren Kunden verbunden ist, zeigte sich bereits am Tag nach dem Einbruch. Mehr als 20 Mal klingelte das Telefon. Besorgte Kunden, die die Ladenbesitzerin trösten wollten oder auch konkrete Hilfsvorschläge machten, riefen im Modegeschäft an. Stammkunden boten finanzielle Unterstützung an und wollten beim Putzen oder bei der Inventur helfen. "Die rege Anteilnahme hat mich auch wirklich wieder aufgebaut", sagt sie. Hinweise zum Tatfahrzeug oder den Tätern nimmt die Polizeiinspektion Dachau unter der Telefonnummer 08131/561-0 entgegen.

© SZ vom 16.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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