Dachau:Shopping-Mall auf dem MD-Areal

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Ein neues Gutachten wirft das Nutzungskonzept von Bürgern und Stadtrat für einen lebendigen Stadtteil über den Haufen.

Petra Neumaier

Eine riesige Shopping-Mall mit über 22.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 1000 Parkplätzen - so sieht das MD-Gelände in Dachau in ein paar Jahren aus. Zu diesem Ergebnis kommt das neue Gutachten, das am Dienstag im Bauausschuss des Stadtrats beraten wird. Die Expertise steht in krassem Gegensatz zum MD-Konzept der Bürger in der Integrativen Stadtentwicklung, das vom Stadtrat im Grundsatz angenommen worden ist. Die Bürger sind schockiert und wollen das Gutachten nun selbst unter die Lupe nehmen. Sprecher Frank-Martin Binder appelliert an die Stadträte, das Papier zu ignorieren.

Zukunft für das MD-Gelände: Eine riesige Shopping-Mall mit über 22.000 Quadratmetern Verkaufsfläche wird wohl in ein paar Jahren Realität sein. (Foto: AP)

"Das Ergebnis ist jenseits unserer Vorstellungen und das gesamte Gutachten eine Frechheit", stellte Frank-Martin Binder am Samstag auf der Zukunftskonferenz der Thementische in der Integrativen Stadtentwicklung fest. Sie hatten das Gutachten vor der Bauausschuss-Sitzung am Dienstag erhalten. Binder fordert die Stadträte auf, das "fragwürdige" Gutachten lediglich zur Kenntnis zu nehmen und ad Acta zu legen.

An dem Nutzungskonzept der Thementische für das 17 Hektar große MD-Gelände in der Innenstadt muss festgehalten werden, wurde übereinstimmend erklärt. Die Stadt hatte 2010 bei Bulwien Gesa, einem Immobilienmarktforscher mit Büros in Berlin, Hamburg und München ein Gutachten zur geplanten Konversion der Industriebrache in Auftrag gegeben. Inzwischen verhandelt der Grundstückseigentümer, der finnische Konzern Myllykoski, mit einer Gruppe von vier Investoren über den Verkauf des Areals, das seit 2006 leer steht.

Der Tenor des umfangreichen Gutachtens: Der bisher favorisierte Einzelhandel habe keine Chance, dafür aber eine riesige Shopping-Mall mit über 22.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 1000 Stellplätzen. Der ebenfalls vorgesehenen Ansiedlung von produzierendem Gewerbe wurde von den Gutachtern ebenso eine Abfuhr erteilt wie dem Bau von Büros, Praxen und einem Fitness-Studio. Entweder sei dafür der Markt in Dachau gesättigt oder aber die Verkehrsanbindung zu schlecht, argumentiert die Studie.

"Dieses Gutachten ist in fast allen Punkten konträr zu den Vorstellungen der Stadt. Da wurde lediglich eine bestmögliche Verwertung für Investoren untersucht und nicht, was für die Stadt am Besten ist", kritisierten Binder und andere Bürger am Samstag. Sie fordern die Stadträte auf, die Planungshoheit für das Gelände weiterhin wahrzunehmen, an ihrem Einzelhandelskonzept festzuhalten und künftig die Thementische bei Beratungen und Entscheidungen fest einzubinden. Außerdem soll ein Expertenworkshop das Gutachten überprüfen und dem Stadtrat Empfehlungen geben.

Das Gutachten verstärkt die Verunsicherung, die sich seit den Verkaufsgesprächen mit Investoren in Dachau ausgebreitet hat. Stadträte von ÜB, SPD und CSU hatten davor gewarnt, dass das MD-Konzept auf der Strecke bleiben könne. Wirtschaftssprecher erteilten möglichen Investoren-Plänen zur Ansiedelung von Großmärkten eine energische Absage.

© SZ vom 17.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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