Dachau:Schreck lass' nach

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Ein Plakat, das bei kleinen Kindern offenbar Ängste erzeugt. (Foto: Toni Heigl)

Eine Artistengruppe aus Österreich hat mit ihrem Programm "Nightmare. The Horror Circus" ein schwieriges Gastspiel in Dachau.

Von Veronika Königer, Dachau

Niemand, der das Buch "Es" von Stephen King gelesen oder den dazugehörigen Film gesehen hat, kann wohl je wieder in den Zirkus gehen und die Clowns dort einfach nur als lustige, nette Wesen betrachten. Der Zirkus, welcher derzeit in Dachau gastiert, hat aber auch gar nicht diese Absicht: Die Clowns dort sind nicht nur lustig, sondern gruselig, regelrecht grauenerregend, ebenso wie das ganze Programm. Das zeigt schon der Name: "Nightmare. The Horror Circus" steht auf den Plakaten, die in der Stadt hängen. Darauf abgebildet ein gruseliger Clown, mit blutigem Mund, einer blutigen Kopfwunde und fiesem Grinsen. Auch darauf zu finden: die Vorführungstermine, vier in der vergangenen Woche, vier in dieser Woche, und der Hinweis: ab 14 Jahren.

Diese Empfehlung kommt direkt von den Leitern des österreichischen "Horror Circus", Stefan Kaiser und Alexander Valier, die mit ihrem Programm vor allem junge Erwachsene ansprechen wollen. Auf der Facebook-Seite "Dachauer Ratsch" gab es dennoch Kritik wegen der Kinder: Zwar nehme man sie aufgrund der Hinweise natürlich nicht mit in den Zirkus, aber die Plakate sähen sie trotzdem, vor allem, da diese auf der Sichthöhe eines Dreijährigen aufgehängt seien. Eine Userin schreibt dazu: "Meine Vierjährige macht immer ganz schnell die Augen zu, wenn sie das Plakat sieht."

Geisterbahnen, Horrorfilme - darüber regt sich keiner auf

Gegenstimmen finden es lächerlich, die Aushänge so zu kritisieren - es gebe ja genauso Geisterbahnen, die von außen gruselig aussehen, darüber rege sich ebenfalls niemand auf. Ein anderes Thema wurde in dieser Diskussion weiterhin angeschnitten: die Horrorclowns in den USA und England, die anderen einen Schrecken einjagen oder sie sogar bedrohen. Dabei befürchtet ein User, 14, das empfohlene Alter für die Show sei auch die beste Altersstufe, um noch mehr Nachahmer dieser Clowns zu finden.

"Dachau ist die erste Stadt, in der sich die Leute über die Plakate beschweren", sagt Alexander Valier, einer der Leiter. Er findet das nicht berechtigt: "Es gibt viele Horrorfilme im Kino, da gibt es auch überall Werbung dafür, die Kinder sehen." Laut der Facebook-Kommentare auf der Seite des "Horror-Circus" und der Augsburger Allgemeinen kamen die Vorstellungen in den anderen Städten, in denen er gastierte, sehr gut an. Die Augsburger Allgemeine schreibt über eine Aufführung in Königsbrunn sogar, die Show sei im deutschsprachigen Programm einzigartig - und lobt die Maskierungen sowie die vielfältigen Darbietungen, in denen auch immer wieder mit dem Publikum agiert wurde. Diese Bewertungen sind anscheinend noch nicht nach Dachau durchgedrungen - am vergangenen Freitag musste eine Vorstellung wegen zu weniger Besucher abgesagt werden. "Dachau ist ein schwieriges Parkett, da hier so wenig Werbung erlaubt ist", so Valier. Doch genau diese wenige Werbung ist bei den Dachauern ein großes Gesprächsthema.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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