Dachau:Schnitt in der Schranne

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Die früheren Pächter waren glücklos, doch jetzt soll in der ehemaligen Kirchenschule eine Erfolgsgeschichte beginnen. Betreiberin Christiane Liebhart will den Spagat zwischen Kultur und Gastronomie auch mit einem Umbau schaffen

Von Benjamin Emonts, Dachau

"Grand Opening" steht unübersehbar an der Eingangstür der Dachauer Kulturschranne. Das meterhohe Plakat macht mächtig Eindruck und nährt Hoffnung. Seit im Februar bekannt wurde, dass die Schranne eine neue Pächterin bekommt und umgebaut wird, wünschen sich alle, dass bessere Zeiten in der zentral in der Altstadt gelegenen Gastronomie aufziehen. Deren erfolglose Pächter gaben sich in den vergangenen Jahren bekanntlich einer nach dem anderen die Klinke in die Hand. Nun aber gibt sich die Stadt Dachau zuversichtlicher denn je, dass mit der neuen Pächterin Christiane Liebhart eine Erfolgsgeschichte beginnt. Nur, was macht die Stadt dabei so sicher?

Die Missstände sind in den Köpfen der Dachauer schließlich noch präsent. Unter den vorangegangenen Pächtern, ob Hofbräuhaus Traunstein oder die Bargenuss und Esskultur GmbH, ließ die Bewirtung allzu oft zu wünschen übrig. Das Lokal war meist schlecht besucht - und auch die ansonsten beliebte Kleinkunstbühne im ersten Stock litt unter der unzulänglichen Bewirtung.

Zwar erfreuten sich die Kulturveranstaltungen relativ großer Beliebtheit, doch wurde die Kritik über das gastronomische Angebot immer lauter. Als die Bargenuss und Esskultur GmbH im vergangenen Jahr ihren Pachtvertrag schließlich kündigte, störte sich daran eigentlich niemand. Am Schluss, das räumt selbst der Dachauer Kulturamtsleiter Tobias Schneider ein, ging das kulinarische Angebot über Sandwiches und Chips kaum noch hinaus.

Nun aber, da die Schranne eine neue Pächterin hat und umgestaltet wird, prognostiziert Schneider: "Ich bin sehr, sehr sicher, dass es gut laufen wird." Pächterin Christiane Liebhart mache einen cleveren und überlegten Eindruck auf ihn. Allein die Baumaßnahmen, die Liebhart vornimmt, "haben allesamt Hand und Fuß". Die Stadt hat offensichtlich großes Vertrauen in die erst 28-jährige Gastronomin, die eine Mischung aus Café und Restaurant in der Schranne etablieren will. Ein gastronomisches Konzept, wie von vielen gefordert, gibt die Stadt Liebhart für die Kleinkunstbühne deshalb nicht vor. Aber: "Wir werden ständig im Gespräch sein und gewisse Eckpfeiler vereinbaren."

Das bisherige Kulturprogramm auf der Kleinkunstbühne will der Kulturamtsleiter weitestgehend beibehalten. Seit Bekanntwerden des Pächterwechsels seien die Buchungsanfragen der Veranstalter zwar zurückgegangen. Schneider aber ist sich sicher, dass die Nachfrage wieder wächst, sobald sich die neue Pächterin etabliert hat. Wie bisher, sollen Veranstalter die Möglichkeit bekommen, den Raum kostenfrei zu nutzen, um das kulturelle Leben in der Altstadt zu befeuern. Das Kulturamt betrachtet sich dabei als "Motor und Unterstützer", das für qualitativ ansprechende Veranstaltungen bürgt. Stammkunden wie der Jazz e.V., der Leierkasten, das Hoftheater Bergkirchen oder der Konzertveranstalter Prittlstock sollen weiterhin ihre erfahrungsgemäß erfolgreichen Veranstaltungen abhalten dürfen. Die Stadt Dachau indes werde sich auch künftig auf Poetry Slams und Konzerte konzentrieren.

Baulich sollen an der Kleinkunstbühne nur marginale Veränderungen vorgenommen werden. Der Gastro-Bereich im Erdgeschoss hingegen ist derzeit eine einzige, staubige Baustelle. Das dröge Mobiliar und die offene Küche sind verschwunden, der Estrich am Boden liegt frei. Die KVD-Galerie nebenan bietet dagegen ein Bild, das den Dachauer Künstlern gefallen dürfte. Der rot-braune Steinboden, der den Künstlern zu dominant und vereinnahmend war, wurde rausgerissen und durch einen neutralen, grauen Untergrund ersetzt. Ein bisschen mutet die KVD-Galerie nun wie eine kleine, sterile Industriehalle an.

KVD-Sprecher Johannes Karl zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden. "Eine Galerie muss möglichst neutral gehalten sein, um verschiedene Kunstansätze zeigen zu können. Das ist jetzt gegeben." Aus dem direkt nebenan liegenden Gastronomiebereich, der bislang nur mit einer offenen Glaswand abgetrennt war, drangen immerzu Küchengerüche und Lärm in die Galerie. Nun aber wird eine den Raum abschließende Trockenbauwand eingezogen, an der auch Kunst aufgehängt werden kann. Galerie und Gastronomie trennt fortan eine Glastür - die Kunst kann so in den alleinigen Fokus des Betrachters rücken. Die teilweise schlechten Geruch verbreitende Ablaufrinne, die auf dem gesamten Fußboden des Erdgeschosses entlang verlief, wurde entfernt. Schließlich soll der separate Eingang zu der Galerie nun endlich eine eigene Beschriftung erhalten. "Wir erhoffen uns davon eine deutlichere Positionierung in der Altstadt. Die KVD-Galerie soll auch für Auswärtige besser kenntlich gemacht werden", sagt Karl, der das Untergeschoss bekanntlich auch gerne ausschließlich für die Zwecke der KVD genutzt hätte, Doch der Stadtrat erteilte diesem Wunsch eine Absage.

Die große Eröffnung von Christiane Liebharts Gastronomie soll am 27. April erfolgen. Bereits am kommenden Donnerstag wird die neue KVD-Galerie mit der Ausstellung der Münchner Künstlerin Camilla Nicklaus-Maurer eingeweiht werden. Da es sich um olfaktorische Kunst handelt, hofft Karl, "dass der Farbgeruch bis dahin verzogen ist".

© SZ vom 26.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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