Dachau:Schicksalssitzung für den TSV 1865

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Der Vorsitzende und parteilose Stadtrat Wolfgang Moll fordert den Stadtrat auf, am Dienstag die Beschlüsse des Haupt- und Finanzausschusses rückgängig zu machen. Er fürchtet um die Zukunft des Dachauer Vereins

Von Viktoria Großmann, Dachau

Wenn es um seinen Verein geht, stellt sich der parteilose Stadtrat Wolfgang Moll schon mal gegen den gesamten Stadtrat. Gemeinsam mit Jürgen Seidl, einziger FDP-Stadtrat, mit dem sich Moll eine Ausschussgemeinschaft im Stadtrat teilt. Wolfgang Moll ist Vorsitzender des 2500 Mitglieder zählenden TSV 1865, Seidl ist sein Stellvertreter im Verein, dem beide schon viele Jahre verbunden sind. Nun fordert Moll in seiner Eigenschaft als Vereinsvorsitzender seine Stadtratskollegen auf, in der Sitzung am kommenden Dienstagabend die Beschlüsse aus dem vergangenen Haupt- und Finanzausschuss rückgängig zu machen. Moll bittet, die Beschlussvorlage für die öffentliche Stadtratssitzung zu korrigieren und "Entscheidungen im Sinne des Vereins zu treffen".

Der Haupt- und Finanzausschuss hatte am 25. Januar beschlossen, den TSV bei der Schaffung eines Kunstrasenplatzes sowie bei der Sanierung von Rasenflächen auf dem Sportgelände in Dachau Ost zu unterstützen. Der Stadtrat soll nun in seiner Sitzung am Dienstag diese Beschlüsse bestätigen. Doch laut Moll sind sie nicht im Sinne des Vereins. Dieser hatte beantragt, den Kunstrasen in Dachau Ost zu schaffen. Die Stadträte hielten das Stammgelände für besser. Auch die Flächen in Dachau Ost, die der Stadt gehören, sollen im Zuge der Stadtentwicklung einmal zu Wohn- oder Gewerbegebiet werden. Die Mitglieder im Haupt- und Finanzausschuss einigten sich daher mehrheitlich darauf, hier keine langfristigen Investitionen mehr zu tätigen. Ein Kunstrasenplatz kostet etwa eine Million Euro, die Stadt würde davon die Hälfte zahlen. Der Anteil des Vereins setzt sich aus Eigenleistung und Förderung vom Landessportbund BLSV zusammen.

Rund 400 000 Euro insgesamt sollen in die Sanierung von Rasenflächen am Sportpark in Dachau Ost investiert werden, wieder trägt die Stadt die Hälfte - sofern eine Förderung durch den BLSV in Anspruch genommen wird. Die Stadträte entschieden sich allerdings gegen diese Förderung. Denn damit verbunden ist die Auflage, die Fläche auf 25 Jahre hinaus als Spielfeld zu nutzen. "Das Sportgelände wäre damit der Stadt für 25 Jahre entzogen. Der Haupt- und Finanzausschuss war in einer Gesamtabwägung nicht bereit, das Verfügungsrecht über diese für die Stadtentwicklung wichtig Fläche für 25 Jahre aus der Hand zu geben", so schrieb Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) vor einer Woche zur Erklärung dieser Entscheidung. Moll hatte den Stadträten vorgeworfen, damit bis zu 340 000 Euro zu verschwenden, laut Hartmann handelt es sich um nur 66 000 Euro.

Trotz der enormen Summen mit denen die Stadt den Verein zu unterstützen bereit ist, hält Moll die Beschlüsse für kontraproduktiv. Denn nach jetziger Beschlusslage soll der Kunstrasen auf einem Sandspielplatz am Stammgelände errichtet werden. Der Sandspielplatz sei bisher der einzige Allwetterplatz des Vereins, erklärt Moll. Mit dem Kunstrasen sollte ein zweiter hinzukommen. Darüber hinaus sieht er keine Möglichkeit, 26 Mannschaften am Stammgelände spielen zu lassen. "Wir haben weder genug Zeit zwischen 17 und 21 Uhr, noch genügend Kabinen", sagt er.

Den Sandspielplatz möchte sich der Verein außerdem vorhalten, sollte die notwendige Aussiedlung aus dem beengten Sportgelände niemals stattfinden oder sich noch sehr lange hinzögern. Dann soll auf dieser Fläche eine neue Halle entstehen. Die jetzige ist arg marode und entspricht keinerlei modernem Standard mehr.

Moll scheint die Aussiedlung des Vereins derzeit wenig optimistisch zu sehen. Im vergangenen Jahr hatte die Stadt damit begonnen, Flächen östlich der Theodor-Heuss-Straße anzukaufen, die später dem Verein in Erbpacht zur Verfügung gestellt werden sollen. Doch die Grundstücksverhandlungen scheinen schwierig zu sein und ziehen sich in die Länge. Die Sportflächen in Ost seien sehr wichtig für den Verein, erklärt Moll. Es gehe nicht nur um 21 von 26 Fußballmannschaften, die dort spielen. "Wir haben hier den Landesstützpunkt Taekwondo, Tennis, Baseball und den Gesundheitssport", sagt er. "Wir dürfen das Sportgelände Ost nicht ohne eine Alternative aufgeben."

Diese Gefahr sieht er auch dadurch, dass die Stadt ihre Zuschüsse für die Rasensanierung an die Bedingung knüpfen wolle, dass der Verein seine sogenannte Grunddienstbarkeit aufgibt. Die Flächen gehören der Stadt, der Verein ist aber im Grundbuch als Nutzer und Besitzer der Gebäude eingetragen. Würde dieser Eintrag gelöscht, hätte der Verein keine Sicherheit mehr, so befürchtet Moll. "Das ist unser Eigentum, das ist Vereinsmögen. Wir brauchen die Sicherheit, dass wir bleiben können."

Oberbürgermeister Hartmann erklärt dazu: "Wir werden doch den Verein nicht rausschmeißen, so lange er keine anderen Flächen hat. Das ist unlogisch."

© SZ vom 06.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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