Unmut in Dachau:Nächtliche Ruhestörung

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Anwohner klagen auf der Bürgerversammlung im Thoma-Haus über lärmende Gaststättenbesucher in der Dachauer Altstadt und Raser auf den umliegenden Straßen. "Vor zwei Uhr ist an Schlafen nicht zu denken"

Von Petra Schafflik, Dachau

Kurz und knapp haben Anwohner der Altstadt am Dienstag im Thoma-Haus ihre Sorgen vorgebracht. Bei der letzten von fünf Bürgerversammlungen ergriffen nach dem Bericht von Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) nur fünf Dachauer das Wort. Neben kleinen Ärgernissen plagt die Bürger vor allem der Lärm in der Stadt. Nächtliche Autorennen, Schwerverkehr, holpriger Straßenbelag und Kneipengäste, die bis in die frühen Morgenstunden vor dem Schlafzimmerfenster debattieren, machen den Menschen das Leben schwer. Ein Problem, das nicht das erste Mal von Anwohnern angesprochen wird, aber offenbar nicht einfach zu lösen ist. Doch der Krach belaste die Gesundheit, schimpfte Monika Bogdanski. "Dass so ein Lärm bis in der Früh sein darf, das kann doch nicht sein." Auch Manfred Wickjürgen kommt in der Ludwig-Thoma-Straße oft nicht zur Ruhe. "Vor zwei Uhr ist an Schlafen nicht zu denken."

Warum ist so etwas in der Altstadt zulässig?

Der Lärm von Kneipen in der Altstadt belastet Monika Bogdanski enorm. Die Dachauerin wohnt gegenüber dem Thoma-Haus, "jede Nacht herrscht Lärm bis fünf oder sechs Uhr morgens." Von der Polizei erhalte sie keine Unterstützung, doch dieser Dauerstress belaste die Psyche. "Warum ist so etwas in der Altstadt zulässig? Sind wir Menschen zweiter Klasse?" Für jede Gaststätte gebe es eine Baugenehmigung, welche Nutzungszeiten und Lärm-Grenzwerte genau festlege, erklärte Ordnungsamtsleiter Stefan Januschkowetz. "Wir kontrollieren das auch", versicherte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Die Bürgerin konnte dies nicht überzeugen. Da würden Mülltonnen umgeworfen, "gefühlt 1000 Leute" debattierten lautstark auf der Straße. "Sie können mir doch nicht sagen, dass dieser Lärm bis in die Morgenstunden sein darf."

Auch der ruhende Verkehr schafft Probleme

Nächtlicher Krach geht auch Manfred Wickjürgen mächtig auf die Nerven. Im Umfeld von Osten-, Ludwig-Thoma- und Martin-Huber-Straße sei der Verkehrslärm enorm. "Vor zwei Uhr ist an Schlafen nicht zu denken." Der Straßenbelag sei laut, nachts werde gerast, gelegentlich würden Autorennen ausgetragen. Wickjürgen fordert Flüsterasphalt plus nächtlichem Tempolimit. Auf Abhilfe darf Wickjürgen tatsächlich ein wenig hoffen, denn die Ergebnisse eines Lärm-Gutachtens werden demnächst im Stadtrat besprochen, informierte der Oberbürgermeister. Auch konkrete Maßnahmen will man diskutieren, "aber das kostet alles viel Geld."

Abseits der Lärmbelästigung gab es weitere Kritik und Anregungen: Auch der ruhende Verkehr schafft Probleme, findet Dieter Wißenbach. In der Mittermayer Straße sei abends für die Bewohner kein Stellplatz zu finden, eine Anwohnerparkzone wäre gut. Diese Form der Parkraumbewirtschaftung werde im Stadtrat diskutiert, allerdings bisher nur für den Umkreis des Bahnhofs, informierte der OB.

Überquellende Mülleimer am Bahnhof

Für die Sicherheit der Fußgänger in Mitterndorf macht sich Manfred Schuster stark. Dort ist nach dem Neubau der Amperbrücke der Gehweg zur angrenzenden Wohnbebauung nicht wieder angelegt worden. "Da ist jetzt eine Schlammwüste", monierte Schuster. Das äußere Erscheinungsbild der Stadt ist Katharina Szimayer ein Anliegen. Die überquellenden Mülleimer am Bahnhof müssen häufiger geleert werden, "denn das ist doch die Visitenkarte der Stadt". Wie genau sozialer Wohnungsbau definiert ist, wollte Manfred Wickjürgen wissen. Der Oberbürgermeister erläuterte ausführlich das Vergabeverfahren mit Wohnberechtigungsschein, Warteliste und Einkommensgrenzen. Doch Wickjürgen interessierte, welcher Mietzins für Sozialwohnungen in Dachau zu bezahlen ist. Die durchschnittlich 5,62 Euro, die ihm der OB auf Nachfrage nannte, findet der Dachauer in Ordnung. "Das ist wirklich sozial." Weniger gut findet Wickjürgen die Tatsache, dass der MD-Wasserturm, "dieser verrostete Wasserkessel am Fabrikberg", erhalten werden soll. Das Amt für Denkmalschutz habe die Anordnung erteilt, den Hochbehälter erst einmal abzubauen, der Investor müsse den Metallturm einlagern und dafür auch die Kosten tragen, erläuterte OB Hartmann. Er persönlich, ergänzte der Rathauschef, halte den Wasserbehälter auch nicht für schützenswert. Aber es gebe einen Stadtratsbeschluss und das Votum des Denkmalamts. Viele Bürger teilen offenbar die Skepsis des Oberbürgermeisters, denn Manfred Wickjürgen erhielt spontan Applaus für seine Feststellung: "So einen Schrotthaufen unter Denkmalschutz zu stellen, das ist doch Wahnsinn."

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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