Dachau:Risse in den Wänden: Bewohner stinksauer

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Die Bewohner der Gartenhofhäuschen in Augustenfeld müssen seit Jahren mit Rissen in den Wänden leben. Weil der Verursacher nicht geklärt ist, wird nichts repariert. Jetzt haben sie genug.

Melanie Staudinger

In den Mauern sind tiefe Risse, sie ziehen sich quer durch die Neubauten am Rudi-Schmid-Weg in Dachau, Feuchtigkeit dringt ins Innere. Und das teilweise schon seit vier Jahren. Nun haben die Eigentümer, die die Häuser von der kommunalen Stadtbau GmbH gekauft haben, genug: "Wir wollen einfach nicht mehr länger warten, bis die Schäden beseitigt werden", sagt Uwe Löprich.

Im Schlafzimmer von Uwe Löprich sind tiefe Risse in der Wand - die Feuchtigkeit dringt bereits ins Mauerwerk. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mehr als notdürftige Reparaturen seien bisher nicht gemacht worden. Der Grund: Die Stadtbau will zuerst klären lassen, wer für die Risse verantwortlich ist, und die Subunternehmer zur Kasse bitten.

Die Familie Löprich wohnt seit 2006 am Rudi-Schmid-Weg im Stadtteil Augustenfeld. Hier errichtete die Stadtbau GmbH in zwei Bauabschnitten 23 Eigenheime. Schon vor dem Einzug sei es zu ersten Problemen gekommen, weil sich die Fertigstellung der sogenannten Gartenhofhäuser lange verzögert habe, berichtet Löprich.

Nur ein Jahr später seien dann erste Risse im Mauerwerk zu sehen gewesen. Der Hausbesitzer vermutet, dass beim Bauen gespart worden sei. Zwischen Wänden und Dach könnten Zuganker fehlen - daher würden sich diese unterschiedlich ausdehnen. Die Folge sind Risse.

"Die Stadtbau will, dass die Subunternehmer die Schäden bezahlen", sagt Löprich. Seit zwei Jahren gehe nichts mehr vorwärts. Er ist nicht allein - mit 14 Nachbarn hat er sich einen Anwalt genommen. "Es kann doch nicht sein, dass die Stadtbau zugibt, dass es Mängel gibt, diese aber nicht beseitigt", sagt der Familienvater.

Stadtbau-Geschäftsführer Hendrik Röttgermann ist die Dringlichkeit der Angelegenheit bewusst. Er schreibt in einer Stellungnahme an die SZ: "Uns ist sehr daran gelegen, diese unangenehme Situation so schnell wie möglich zu bereinigen, beziehungsweise die Mängel so schnell wie möglich beseitigen zu lassen."

Dennoch sieht er nicht sein Unternehmen in der Pflicht. Vielmehr müsse ein vom Landgericht München II bestellter Sachverständige die Mängel begutachten. Das jedoch dauere.

Viermal habe die Rechtsanwältin der Stadtbau bereits ein zügigeres Verfahren angemahnt und auch die Stadtbau selbst habe den Gutachter bereits um eine schnelle Stellungnahme gebeten. Mitte August habe der Sachverständige ein Teilgutachten angekündigt, das jedoch bisher nicht vorliege.

Auch die weiteren geplanten Ortsbesichtigungen hätten noch nicht stattgefunden. Ohne Gutachten aber könne die Stadtbau nicht tätig werden - es soll klären, wer für die Risse verantwortlich ist und wie diese dauerhaft beseitigt werden können.

Zu den Gründen, warum die Schäden überhaupt aufgetreten sind, könne Röttgermann sich ohne das Urteil des Sachverständigen nicht äußern. "Die Behauptung, dass beim Bauen gespart wurde, ist uns unverständlich und trifft nicht zu", schreibt er in der Stellungnahme. Den betroffenen Familien dürfte diese Aussage nicht allzu viel helfen.

"Wir werden doch nur hingehalten", sagt Löprich. Er befürchtet, dass die Hausmauern noch mehr in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn die Risse nicht bald beseitigt werden. "Das ist eine riesige Wertminderung", sagt er.

Genauso störe ihn der Umgang der Stadtbau mit den Hausbesitzern: "Wir fühlen uns nicht gut betreut und bekommen nur Informationen, wenn wir nachfragen." Auch diesen Vorwurf weist Röttgermann zurück. Die Hausbesitzer würden laufend über den Verfahrensstand unterrichtet. Seit dem Auftreten der Mängel habe es alleine 14 Rundbriefe gegeben.

© SZ vom 14.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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