Dachau:Richtungslos

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Das Mühlrad von Ulrich Brüschke sollte den Auftakt zu einem weit verzweigten Skulpturenweg entlang den Flüssen im Stadtgebiet bilden. Daraus ist aus finanziellen Gründen nichts geworden. Jetzt ist das Kunstwerk auch noch kaputt

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Vor sechs Jahren feierten Dachaus Stadtpolitiker und Künstler die Wasserskulptur von Ulrich Brüschke im Mühlbach als Schmuckstück. Tatsächlich drehte sich ein weithin glänzendes Rad in dem Fluss auf Höhe der Karlsbrücke. Die Reaktionen der Betrachter waren genau so, wie sie sein sollten. Gespalten. Die einen regten sich heftig auf und schrieben entsprechende Kritiken an das städtische Kulturamt. Die anderen fanden die Skulptur im Wasser gut. Einige zeigten sich begeistert und sprachen sogar vom schönsten Kunstwerk im Stadtgebiet.

Angegriffen von den Algen im Fluss und Menschenhand ist das Mühlrad in Schieflage geraten. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Jetzt aber wirkt der Zylinder mit den silbrigen Metallstäben verbraucht und verschlissen. Angegriffen von den Algen im Fluss ist er in eine Schieflage geraten und dreht sich nicht mehr richtig. Die einzelnen Streben haben sich von der Grundform gelöst. Und dann kam noch eine Art Attacke auf das Kunstwerk hinzu. Unbekannte Täter hatten die Halterungen abgeschnitten, so dass das Mühlrad gegen die Karlsbrücke donnerte.

Vor sechs Jahren wollte die Stadt Dachau auf Vorschlag sowohl der Künstlervereinigung (KVD) als auch der damals noch aktiven Initiative Netzwerk um Ralf Hanrieder und Heiko Klohn einen Skulpturenweg entlang der Dachauer Flüsse schaffen. Ullrich Büschkes Skulptur sollte der Auftakt dazu sein. 40 000 Euro hatte das Kunstwerk gekostet. Dazu kommen noch die Aufwendungen von 10 000 Euro für den Wettbewerb im Jahr 2009. Jetzt muss der Stadtrat überlegen, ob er die Wasserskulptur überhaupt noch retten will. Denn aus der Idee ist nichts geworden. Bereits im Jahr 2010 verabschiedete sich das Gremium von ihr. Damals geriet Dachau in die kommunale Finanzkrise und sah sich nicht mehr in der Lage, wieder 50 000 Euro aufzubringen. Auch die Chance war vorüber, sich für eine Landesgartenschau zu bewerben. Ein Skulpturenweg sollte die Ernsthaftigkeit des Dachauer Interesses belegen.

Es war einmal ein glänzendes Kunstwerk im Mühlbach bei der Karlsbrücke in Dachau. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die mit der Bildhauerin Magdalena Jetelova prominent besetzte Jury hatte empfohlen, als zweiten Baustein für einen Dachauer Skulpturenweg einen Wettbewerb unter jungen Künstlern auszuloben. Der städtische Kulturamtsleiter Tobias Schneider glaubt nicht daran, dass die Idee im nächsten Etat 2016 aufgegriffen wird.

Sie hat sich anscheinend überholt. Denn die Flüsse auf städtischem Gebiet sind kaum erreichbar. Nur an einzelnen Punkten, meistens sind es Brücken, erlebt man noch Mühlbach, Amper und Würm. Die Vorschläge für ein grüneres Dachau aus der Bürgerbeteiligung sind hinfällig. Das gesamte Konzept für eine an den Flüssen orientierten innerstädtischen Erholungslandschaft ist zwar im Stadtrat einhellig begrüßt, gleichzeitig aber als nicht realisierbar verabschiedet worden. Was soll also ein Skulpturenweg entlang den Wasserstraßen, wenn die kaum erreichbar und einsehbar sind?

Eine andere Option wären temporäre Interventionen in das Stadtbild über Skulpturen. Auf diesem Weg warb Dachau bereits mit früheren Plakataktionen oder weithin sichtbaren Transparenten. In diese Richtung geht eine Ausstellung zum Dachauer Aufstand am Morgen des 28. April 1945 in der Altstadt. Einige Bürger setzten sich damals gegen die Nationalsozialisten zur Wehr. Das Kulturamt platziert eigens den White-Cube-Ausstellungskubus der Künstlervereinigung Dachau auf dem Rathausplatz, der an dieser Stelle verstörend wirken dürfte. Die Ausstellung wird am 29. April eröffnet.

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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