Dachau:Rechenfehler korrigiert

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Die Erweiterung der Grundschule Augustenfeld wird doch nicht ganz so teuer, wie gedacht

Von Viktoria Großmann, Dachau

Nicht alles an Computern ist schlecht. Excel zum Beispiel. Das Rechen- und Tabellenprogramm hatte vor wenigen Wochen erheblichen Anteil an der hitzigen Diskussion über den Wert von Bildung und die nötigen und sinnvollen Kosten der Erweiterung der Grundschule Augustenfeld. 11,3 Millionen Euro sollte die laut einer Rechnung im April plötzlich kosten. Im Oktober waren es noch acht Millionen Euro gewesen. Der Architekt musste sich schlimme Vorwürfe anhören, am Ende wurde im Bauausschuss beschlossen, eigens eine Sparkommission zu gründen, die den Entwurf und die Kostenrechnung des Architekturbüros Deffner Voitländer noch einmal unter die Lupe nehmen sollte.

Sämtliche Einsparmöglichkeiten, welche die Kommission nun benannt hat, möchte sie aber gar nicht umsetzen. Dafür aber wurde ein kapitaler Rechenfehler gefunden: 1,5 Millionen Euro weniger kostet das ganze Projekt, wenn man in der Excel-Tabelle ein paar überflüssige Zeilen löscht. So erklärte es Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) in der Sitzung des Bauausschusses. Umso überraschender wiederum die neue Schlussrechnung. Laut dieser nämlich kostet der Erweiterungsbau nun statt 11,3 Millionen Euro 10,7 Millionen Euro. Noch ein Rechenfehler? Nein, darin eingeschlossen ist der Beschluss der Stadträte für die teurere, aber nachhaltigere Heizungslösung und vorsichtshalber 400 000 Euro Reserve, falls am Ende doch wieder alles teurer wird.

Angesichts dieser also doch nicht so überragenden Einsparungen wurden im Dachauer Ausschuss Stimmen laut, noch ein paar Posten abzuziehen. Norbert Winter (Bürger für Dachau) etwa sprach sich dafür aus, dass auf Stelzen stehende Erdgeschoss, das als überdachter Pausenhof dienen soll, als normales Vollgeschoss auszubauen. Der quasi leere Raum kostet nämlich 700 000 Euro. Die Dachauer Stadträte hatten auf einer Informationsfahrt ähnliches in München gesehen und waren hellauf begeistert. Die Freifläche wird laut verbindlichen Vorgaben benötigt; anderswo in der Gegend kann sie nicht beschafft werden.

Wesentlich umstrittener war ein anderer Posten: Ein Geschoss im Neubau, das Räume für Hort und Mittagsbetreuung beherbergen soll. Dieses soll rund 1,4 Millionen Euro kosten. Nur knapp mit acht zu sieben Stimmen sprachen sich die Stadträte am Ende für den Bau dieser Etage aus.

Oberbürgermeister Hartmann befürwortete es vehement: "Wir sollten so bauen, dass die Schule nicht in vier Jahren schon wieder zu klein ist." Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) war hingegen der Meinung, für die 1,4 Millionen Euro solle besser anderswo in der Stadt ein Hort gebaut werden, wo er dringender benötigt werde. Allgemein gab man sich in der CSU-Fraktion verwundert darüber, woher plötzlich das Geld komme. Auch Norbert Winter meinte, es werde "mit Geld umgegangen, als ob es im Überfluss da wäre".

Die Grundschule Augustenfeld soll die erste mit gebundenem Ganztagszug in Dachau werden. (Foto: Toni Heigl)

Seit dem Haushaltsstreit im Stadtrat Ende vergangenen Jahres übertreffen sich die Fraktionen gern gegenseitig in Sparvorschlägen. Florian Hartmann hält grundsätzlich an seinem "Haushalt der Notwendigkeiten" fest, wie er ihn in seiner Haushaltsrede nannte. Notwendig, so sagte er damals, seien alle Investitionen, die eine wachsende Stadt verlange. In diesem Fall lautet seine Rechnung: Horträume im Zuge einer Erweiterung schaffen ist deutlich günstiger als ein Neubau an anderer Stelle. "Für die 1,4 Millionen Euro können wir woanders gar nichts bauen."

Die Horträume jetzt nicht zu schaffen, stoße "die Eltern vor den Kopf". Wäre die Betreuung einmal nicht mehr nachgefragt, ließen sich daraus schnell weitere Klassenzimmer machen. Konter der CSU: Die Grundschule Augustenfeld soll eine gebundene Ganztagsschule werden. Die braucht keinen Hort.

Ganz so ist es aber nicht, denn von den zukünftig fünf Klassen pro Jahrgang werden nicht alle im gebundenen Ganztagszweig unterrichtet werden. OB Hartmann will außerdem Platz für eine Ferienbetreuung vorhalten. Eine Grundsatzdebatte entspann sich darüber, ob überhaupt Platz sei für einen sechsten Klassenzug. Derzeit werden an der Schule vier Klassen pro Jahrgang unterrichtet. Bei sechs Klassen pro Jahrgang könnten es am Ende mehr als 600 Schüler sein. Die Frage, ob der Pausenhof für alle reicht, blieb offen. Schulreferentin Katja Graßl (CSU) warnte davor, eine "Lernfabrik" zu errichten. Familienreferentin Elisabeth Zimmermann (CSU) mahnte, die Ausgaben abzuwägen. Keine Zweifel gab es hingegen am Lernhauskonzept. Die besonderen Möbel für das Lernen in Gruppen fallen mit 154 000 Euro vergleichsweise wenig ins Gewicht.

Mit den Stimmen von Grünen, ÜB, Bündnis und Wolfgang Moll (parteilos) konnte sich die SPD schließlich durchsetzen, die Schule soll nach vorliegendem Plan inklusive Hortgeschoss und überdachtem Pausenhof gebaut werden.

© SZ vom 02.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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