Dachau:Raus aus dem Windschatten

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Das Jedermann-Team ist der Ausgangspunkt des Streits bei der Soli-Dachau

Von Benjamin Emonts, Dachau

Der maßgebliche Streit im Soli-Radsportclub dreht sich um das Jedermann-Team, das seit 2014 zum Verein gehört hat. Wie der Name schon sagt, soll Amateursportlern die Möglichkeit geboten werden, im Verein gemeinsam zu trainieren und an Radrennen teilzunehmen. Über die Jahre allerdings sind die Rennen in der Jedermann-Klasse, in der nur Fahrer mit der niedrigsten Lizenz (A) antreten dürfen, bundesweit bei Zuschauern und folglich auch bei Sponsoren immer populärer geworden. Nicht selten verpflichten die Teams auch prominente Ex-Profis, die dank massiver Geldgeber stattliche Antrittshonorare bei überregionalen Wettbewerben kassieren.

Glaubt man dem alten und neuen Soli-Vorsitzenden Wolfgang Moll, so ist das Jedermann-Team längst in eine sportliche "Schieflage" geraten. Andere Vereinsmitglieder, sagt Moll einen Tag nach der Versammlung der SZ, fühlten sich benachteiligt ob des großen finanziellen Aufwands, der für das Team betrieben werden müsse. "Immer wenn Geld im Spiel ist für Pseudo-Amateure, gibt es Zirkus." Moll weiter: "Das Jedermann-Team passt nicht mehr zu unserer Vereinsphilosophie." Zu Jahresbeginn hat er dem Team folglich die Zusammenarbeit aufgekündigt.

Einer der Hauptkritikpunkte Molls betrifft die Zusammensetzung der Mannschaft. Während zu Anfangszeiten noch zwei Drittel der Équipe aus Dachauer, sprich Soli-Fahrern, bestanden habe, "ist es heute nur noch einer". Ursprünglich will Moll mit den Abteilungsleitern der Radrennsportabteilung und dem Leiter des Jedermann-Teams, Armin Praml, vereinbart haben, dass die Mannschaft Fahrern aus der Region München-Nord und dem Landkreis Dachau Platz bieten soll. Seit eineinhalb Jahren aber stelle er das Gegenteil fest, sagt Moll. Weiter beklagt er, dass das Team nicht einmal im Trikot der Soli Dachau antritt, sondern im Leibchen des Hauptsponsors "Freistaat" aus Sulzemoos. "Wir sind dafür vom Bayerischen Radsportverband schon mehrfach gerügt worden. Und für die Sponsoren der Soli ist dies ein Affront." Kämmerin Gabi Hefele ist am Mittwoch von ihrem Amt zurückgetreten. Sie gab auf der Versammlung zu bedenken, dass das Jedermann-Team sämtliche Abrechnungen über den Hauptverein tätigen muss. "Finanziell ist das für den Verein nicht unkritisch", sagte sie hinsichtlich möglicher Finanzprüfungen. "Das Jedermann-Team hat keinen Sinn für die Soli." Finanzämter verfolgen mittlerweile mit Argusaugen die Finanzpraktiken bei ehrenamtlichen und gemeinnützigen Organisationen. Es ist sogar schon zu Anklagen wegen Steuerbetrugs gekommen, weil Abrechnungen fehlerhaft waren.

Jedermann-Teamleiter Armin Praml hat noch am Mittwochabend, nach Molls Wiederwahl, auf der Versammlung seine Mitgliedschaft gekündigt. Dort hatte er den wieder gewählten Soli-Vorsitzenden öffentlich als "Lügner" tituliert. Nach Pramls Darstellung ist von Anfang an klar kommuniziert worden, dass das Team an einer deutschlandweiten Rennserie teilnehmen wird. Die Zusammenarbeit habe Moll beendet, ohne die Radrennsportabteilung in die Entscheidung einzubinden. "Im Prinzip", so Praml weiter, "ist die Soli nur ein Sponsor für unser Team. Trotzdem mischt sich Moll immer in unsere Belange ein." Armin Praml glaubt: "Wolfgang Moll hat von langer Hand geplant, unser Team tot zu machen."

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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