Dachau:Probelauf für Teilzeit-Horte

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In den städtischen Kitas können Kinder von 2017 an auch für einzelne Wochentage angemeldet werden

Von Petra Schafflik, Dachau

Hortplätze sind Mangelware in der Stadt, 91 Mädchen und Buben stehen auf der Warteliste. Andererseits benötigen nicht alle Familien für ihr Schulkind eine Betreuung für die gesamte Woche. Was liegt da näher, als Hortplätze auf mehrere Kinder aufzuteilen? Genau diese Flexibilität werden Eltern künftig erhalten, indem sie auch zwei oder drei Hort-Tage buchen können statt der gesamten Woche. Jeweils drei Plätze je Gruppe werden für das Sharing freigegeben.

Den Anstoß für den Versuch, der zwei Jahre laufen wird, gab ein Antrag von FDP-Stadtrat Jürgen Seidl. Nach intensiver Diskussion einigte sich eine Mehrheit im Familien- und Sozialausschuss gegen die Stimmen der CSU auf den Probelauf. Ein Votum, das sich ausdrücklich über die massiven pädagogischen Bedenken der Hort-Leitungen hinwegsetzt und nur für die fünf städtischen Horte gilt. Aber auch bei der Arbeiterwohlfahrt, die in Dachau vier Horte betreibt, denkt man bereits über eine "Test-Option" für Platzsharing nach, wie Fachleiterin Marina Braun der Süddeutschen Zeitung sagte und zwar "trotz pädagogischer Bedenken".

"Die Regelung der Stadt ist antiquiert", erklärte FDP-Stadtrat Seidl seinen Vorstoß für mehr Flexibilität. Mit der Arbeitswelt habe sich auch der Betreuungsbedarf von Familien verändert. Oft bedeute Teilzeit im Job nicht mehr reduzierte Stundenzahl sondern zwei oder drei Vollzeit-Tage. Das Betreuungsangebot müsse diesen Wandel mitmachen. Quasi als Nebeneffekt könnten einige Kinder mehr betreut werden. Ein Konzept, gegen das die Leiterinnen der fünf städtischen Horte pädagogische Bedenken anmeldeten.

"Teilzeit-Kinder" könnten nicht an allen Projekten, Festen oder Ausflügen teilnehmen, würden nur schwer Freunde finden, weniger schnell Vertrauen zu den Erzieherinnen aufbauen, so lauten die Argumente. Schon jetzt sind die regulär auf 25 Kinder ausgelegten Gruppen wegen Platzmangels mit 30 bis 33 Kindern belegt. Platzsharing bedeute für die Pädagogen eine weitere Belastung, weil über die gesamte Woche gesehen noch mehr Kinder möglichst individuell betreut, mehr Elterngespräche geführt, mehr Lehrer-Kontakte gepflegt werden müssten. Als ehemalige Lehrerin kann Familienreferentin Elisabeth Zimmermann (CSU) die Argumente gut nachvollziehen. "Zwei oder drei Tage sind zu wenig, um sich in eine Gruppe zu integrieren."

Auch Schulreferentin Katja Graßl (CSU) hält Platzsharing in den große Gruppen für problematisch. Als Lehrerin wisse sie, was die Betreuung von 33 Kindern bedeute. Die Verwaltung schlug als Kompromiss vor, Platzsharing erst anzubieten, wenn die Gruppen nur mehr mit 25 Kindern belegt seien. Dagegen plädierte Anke Drexler (SPD) dafür, sofort mehr Flexibilität zu bieten, aber nur wenige Plätze je Gruppe fürs Teilzeit-Modell freizugeben. Anfragen nach Teilzeit-Plätzen gebe es durchaus, bestätigte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). "Einen Versuch wäre es wert." Seidl forderte, "arbeitnehmerfreundlich zu sein". Die Leiterinnen der Einrichtungen müsse man sonst "zwangsweise überzeugen", meinte Claus Weber (FW).

Möglich sein wird das Platzsharing erst von Herbst 2017 an. Der Beschluss des Familien- und Sozialausschusses gilt nur in städtischen Horten.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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