Dachau:Park-und-Ride heißt jetzt Mobilitätsstation

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In einer Diskussion um den Forderungskatalog des Planungsverbandes offenbaren sich die Verkehrsansichten der Fraktionen

Von Viktoria Großmann, Dachau

Park-und-Ride-Plätze waren gestern. Jetzt heißt das: Mobilitätsstation. Beim Parken werden nämlich nur Autofahrer berücksichtigt, die zur S-Bahn wollen. Aber Autofahren ist irgendwie auch von gestern. Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und seine Verwaltung stehen jedenfalls hinter dem Konzept der Mobilitätsstationen und die Stadt wird nun im regionalen Planungsverband darauf dringen, dass dieses sperrige Wort noch ein bisschen häufiger im gemeinsamen Regionalplan erscheint.

Was eigentlich Mobilitätsstationen sein sollen, war nicht allen Stadträten klar. Ein Blick in den Originaltext des Planungsverbandes gibt die Antwort: Eine solche Station ist eben nicht nur ein bloßer Abstellplatz für Autos am S-Bahnhof. Es soll dort Leihfahrräder, Ladestationen für E-Bikes und Elektroautos, Car-Sharing-Plätze und Radlständer geben. Wie Grünen-Stadtrat Thomas Kreß anmerkte, sollen sie außerdem auch mit dem Bus erreichbar sein.

Mit dem Regionalplan stimmen die Gemeinden landkreisübergreifend Vorhaben und Tätigkeiten in Besiedlung, Verkehr, landwirtschaftliche Nutzung oder Naturschutz ab. Im Bauausschuss beschäftigten sich die Stadträte mit der Stellungnahme der großen Kreisstadt zur Fortschreibung des Plans. Darin stehen, wie SPD-Stadtrat Günter Heinritz bemerkte, jede Menge Floskeln. Die Diskussion darüber zeigt aber deutlich die unterschiedlichen Ansätze der Kommunalpolitiker. Die Verwaltung hatte viele Punkte, die öffentlichen Nahverkehr und umweltgerechte Mobilität behandeln, um besonders nachdrückliche Formulierungen ergänzt. - Ganz im Sinne des SPD-Oberbürgermeisters.

Zum Teil sollten auch Sätze ganz und gar gestrichen werden. Zum Beispiel dieser: "Ebenso sind Park-und-Ride-Anlagen und Pendlerparkplätze weiter auszubauen." Das ist absolut nicht im Sinne der Reduzierung von Autoverkehr, befand das Bauamt. Für die CSU erklärte jedoch Gertrud Schmidt-Podolsky: "Wir sind nicht autofeindlich." Bauamtsleiter Michael Simon hielt dagegen. Bei ihm verdichte sich das Gefühl, dass letzten Endes immer wieder nur auf die Bedürfnisse der Autofahrer eingegangen werde. Das sei bei der Verkehrskonferenz München-Nord Ende April im Thoma-Haus so gewesen, bei der Landkreissitzung zum selben Thema und auch auf der regionalen Wohnungsbaukonferenz. "Unter Verkehrsentlastung stellen sich Viele Fahrbahnerweiterungen von vier auf sechs Spuren vor", sagte Simon. "Dem müssen wir etwas entgegen setzen." "Sie gehen auf zu viele Konferenzen", erwiderte Schmidt-Podolsky und wollte durchaus an dem Satz festhalten. Letztlich war aber nur die CSU dafür, den Satz nicht zu streichen. Allen anderen erschienen Mobilitätsstationen offenbar ebenfalls als sinnvollere Variante.

Weitere grundsätzlich verschiedene Ansichten offenbarten sich am Dauerthema Ortsumfahrungen. Laut Verwaltungsvorschlag für den Regionalplan sollten diese "das letzte Mittel" sein, um Zentren und Wohngebiete lebenswerter zu machen. Das vorrangige Ziel sei weniger Autoverkehr insgesamt. Die CSU-Fraktion und der parteilose Stadtrat Wolfgang Moll wollten sich die Möglichkeit von Ortsumfahrungen erhalten. Entschiedener Gegner davon ist Grünen-Stadtrat Thomas Kreß. Er argumentiert stets, dass Ortsumfahrungen die Staus lediglich verschieben und nur punktuell und kurzfristig Entspannung bringen. Selbst in Karlsfeld mache der innerörtliche Verkehr den größeren Teil aus im Vergleich zum Durchgangsverkehr.

Letzten Endes wurden die Empfehlungen der Stadt im wesentlichen akzeptiert. Aber die Stadträte haben gezeigt, dass sie sich bei der kommenden Verkehrs-Klausur, in die sie sich im Sommer begeben werden, noch ordentlich die Köpfe heiß reden können. Dann steht Fortschritts- und Radfahrerdenken gegen Bewährtes und Automobiltreue.

© SZ vom 11.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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