Wie zufällig hängen 30 rote Schmetterlinge von der Decke. Sie weisen den Weg hinein in die Ausstellung "Presencia - 48°25'Nord /11°45'Ost" von Katrin Schürmann, Klaus Gasteiger, Klaus Herbrich und Dieter Navratil. Mit dem Titel "Presencia" wollen die vier "einen Spannungsbogen "vom Augenscheinlichen zum Inneren" schaffen. Die Koordinaten weisen auf den Ort der Ausstellung hin. Dieter Navratil erzählte bei der Vernissage am Wochenende von einer Arbeitseinladung nach Kuba aus der nichts geworden sei. "Der ursprüngliche Titel "Presencia" war eigentlich für Kuba gedacht" sagt er. "Wenn wir künftig irgendwo auf der Welt eingeladen werden, um mit ansässigen Künstlern zu arbeiten, dann ändern wir die Koordinaten." Der spanischsprachige Titel bedeutet so viel wie demonstrative Anwesenheit und meint ein Gefühl, das darin besteht, in der Gegenwart bewusst zu leben und präsent zu sein.
Insofern passt der Titel zur Rede des Dachauer Bürgermeisters Kai Kühnel (Bündnis für Dachau) und seinen Anmerkungen zum Ort des Ausstellung, der Galerie im Bürgertreff-Ost. Den Standort bezeichnete er als Gewinn für die ganze Stadt. Kühnel ist in Dachau Ost aufgewachsen. Zu seiner Jugendzeit habe es keinen Bürgertreff-Ost und kein Programm Soziale Stadt gegeben. "Kunst und Kultur haben nur in der Dachauer Altstadt stattgefunden. Und auch nur Kunst, die sich dem Urteil mancher Stadtoberer beugen sollte." Ganz besonders aber verweist der Bürgertreff für Kühnel auf kulturelle Impulse, die von seinem Stadtteil auf ganz Dachau gewirkt hätten. Denn es seien Künstler aus Dachau Ost gewesen, wie Bruno Schachtner, die den Künstleraustausch mit Asunción in Paraguay und Belém in Brasilien angeregt, und die den immer noch bestehenden Künstleraustausch mit der Gedenkstätte Auschwitz und der Stadt Oświęcim ins Leben gerufen hätten - wie Heiko Klohn. Aus solchen Arbeitsaufenthalten sei Verständnis für andere Kulturen entstanden. Doch dazu brauche es die Unterstützung der Politik, sowohl finanziell als auch ideell. Kühnel ermuntert die Künstler "unangepasst, kreativ und präsent" weiterzumachen.
Die Dachauer Künstlergruppe stellt in der Galerie des Bürgertreffs Dachau Ost gezielt bisher nicht gezeigte Werke aus den Bereichen Malerei, Skulpturen, Installationen, Schmuckobjekte und Grafiken aus. So wie Katrin Schürmann mit ihrer Schmetterlings-Installation "Up Up and away für immer". Die filigranen Kunstobjekte aus Fliegengitter sind rot eingefärbt. "Nicht weil sie gefährlich sind, sondern weil sie gefährdet sind", sagt die Künstlerin.
Dieter Navratil überrascht mit zehn kleinen Schmuckobjekten aus edlen Materialien, die jeweils auf weißen Platten angebracht sind. Er bezeichnet sie als die "Zehn Plagen". Ein Kunstwerk aus zwei Hornplatten mit einem in silber gefasstem, roten Acryldreieck und einer roten LED nennt er "Warum". Für ihn eine Hommage an Max Mannheimer.
Klaus Herbrich zeigt den Zyklus "Die Sehnsucht nach dem Horizont" bestehend aus sechs quadratischen Steinplatten aus Granit, Sandstein und Sollnhofener Plattenkalk. Vor den Kunstwerken, die an der Wand hängen, steht auf einer Säule ein Schiff aus schwarzem Granit mit dem Titel "Schwere Wege". Eineinhalb Wochen lang hat der Bildhauer daran gearbeitet. Und Klaus Gasteiger hat einen Kopf aus Muschelkalk mit Blickrichtung zu seinen zwei Gemälden mit dem Titel "Kopfkino rot" und "Kopfkino blau" gestellt. Für seine Bilder mischt er Farbpigmente mit Kasein und nähert sich so dem noch versteckten Bild an. Beim Malen verlässt sich Gasteiger auf seine Emotionen und sein Gefühl. Er will dem Betrachter die Möglichkeit lassen, die Gemälde selbst zu vervollständigen. Sie sollen ein "Kopfkino" auslösen.
Die Ausstellung ist an folgenden Tagen in der Galerie des Bürgertreffs Dachau-Ost, Ernst-Reuter-Platz zu sehen: Freitag, 17. und 24. Februar, von 16 bis 20 Uhr. Samstag, 18. und 25. Februar, von 16 bis 20 Uhr. Sonntag, 19. Februar, von 14 bis 18 Uhr. Finissage ist am Sonntag, 26. Februar, von 14 bis 18 Uhr. Die Ausstellung kann auch nach Vereinbarung besucht werden. Kontakt: 0172/84 46 625.