Dachau:Ortstermin mit Oberbürgermeister

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Mit kritischen Worten empfangen die Anwohner des Weblinger Wegs Dachaus OB Florian Hartmann (links). (Foto: Niels P .Jørgensen)

Die Stadt sagt Anwohnern des Weblinger Wegs zu, eine Verlegung der geplanten Verkehrsinsel zu prüfen

Von Petra Schafflik, Dachau

Als der Oberbürgermeister den Gehweg entlangkommt, stürmen die ersten Bürger umgehend mit Vorschlägen und Kritik auf ihn zu. Unmut hat sich aufgestaut, seit die Anwohner von Planungen für eine Verkehrsinsel im Weblinger Weg gehört haben. Sie sind misstrauisch, seit sie vor sechs Jahren nur knapp verhindern konnten, dass ihre Straße umgebaut und verbreitert wird. Sie fürchten, dass noch mehr Verkehr in die jetzt schon enorm belastete Straße geführt wird. Ein Ortstermin am Donnerstag sollte helfen, die Sorgen der Bürger mit den Zielen der Stadt zu einer einvernehmlichen Lösung zu führen. Das Interesse war enorm, etwa 40 Bürger sind gekommen. Nach engagierter Debatte sagten OB und Mitarbeiter des Bauamts zu, zwei Alternativvorschläge zu prüfen. Über das Ergebnis sollen die Anwohner informiert werden. "Wir bleiben im Gespräch", so der OB.

Was den Widerstand der Bürger entfacht hat, ist rasch erklärt: Aktuell müssen Radler am Weblinger Weg die Fahrbahn benutzen, erst am Ende der südlichen Bebauung beginnt ein einseitiger Radweg. Um den zu erreichen, muss stadtauswärts dort die viel befahrene Durchgangsstraße gequert werden. Eine Verkehrsinsel an dieser kritischen Stelle könnte Radlern und auch Fußgängern das Queren erleichtern, so die Planungen der Stadt. Weil sie die gepflasterte Insel optisch als Hindernis wahrnehmen, werden Fahrzeuglenker auch ihr Tempo drosseln, so die Hoffnung. Damit Platz geschaffen wird für die neue Querungshilfe, müsste die Fahrbahn verlegt und dafür elf Parkplätze aufgelöst werden. Nachdem in den vergangenen Jahren diverse Lösungsansätze als untauglich verworfen wurden, so erklärt der Oberbürgermeister geduldig, sei diese Variante die einzige Möglichkeit.

Wenn die Fahrzeuge vor ihrer Haustür langsamer fahren, sollte das den Anwohnern gefallen, möchte man meinen. Doch die Bürger haben so ihre Erfahrungen. "Der Lärm wird zehnmal mehr, weil vorher abgebremst, dann wieder Gas gegeben wird", sagt Anwohner Thomas Steuer. Vor Jahren habe es einen Versuch mit einer Fahrbahnschwelle gegeben. "Die war schnell wieder weg, der Krach war der Horror", ergänzt eine Nachbarin. Und warum überhaupt eine Verkehrsinsel, wo doch am Weblinger Weg kaum Radler unterwegs seien. Die wenigen nutzten durchgehend den südlichen Bürgersteig, der dann in den Radlweg übergeht. Sie müssen also gar nicht queren. "Rechtswidrig", merkt Ordnungsamtsleiter Stefan Januschkowetz an. "Aber alles andere ist bei dem Verkehrsaufkommen viel zu gefährlich", entgegnen die Anwohner. Eine Verkehrsinsel "nutzt vielleicht fünf Radlern aber belastet die Anwohner."

Ganz grundsätzlich sind die Bürger am Weblinger Weg vorsichtig. Nichts fürchten sie mehr, als dass der Verkehr durch ihre Straße noch dichter werden könnte. Schon jetzt ist die Belastung enorm. Immer wieder gibt es kurze Gesprächspausen, weil gerade wieder ein 40-Tonner vorbeidonnert. Wenn schon Mittelinsel, dann weiter außerhalb und Tempo 30 vom Ortsschild an, so der Bürgervorschlag. Doch eine 30er-Zone geht nicht, "weil der Weblinger Weg eine Hauptstraße ist", erklärt Januschkowetz. Auch den Schwerverkehr auszusperren, wie es die Bürger fordern, sei nicht zulässig ohne Umfahrungsstrecke, so der Leiter des Ordnungsamts. Aber eine Verlegung der Verkehrsinsel nach außerhalb könnte gehen und wird nun geprüft. Die Insel könnte beim Ortsschild sein, wo der nördliche Gehweg endet. Oder noch weiter westlich, am derzeit noch geschlossenen Zugang zum Waldfriedhof. Sobald dieser wieder eröffnet wird, parken dort Friedhofsbesucher gegenüber am Feldweg nach Steinkirchen und queren auf dem Weg zum Grab den Weblinger Weg. Auch hier würde die Mittelinsel viel Sinn machen. Positiver Nebeneffekt: Die Parkplätze bleiben erhalten, der Verkehr wird weiter außerhalb abgebremst. Das Bauamt wird die Optionen prüfen.

© SZ vom 10.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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