Dachau:Opfer hofft auf ein Leben ohne Angst

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Die Kriminalpolizei inhaftiert einen 33-Jährigen, der eine Taxifahrerin aus Bergkirchen überfallen und misshandelt haben soll.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Der Überfall auf die 52-jährige Taxifahrerin Gabriele S. aus der Gemeinde Bergkirchen im Landkreis Dachau ist anscheinend geklärt. Nach Mitteilung des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord hat ein 33-jähriger Rumäne ein umfassendes Geständnis abgelegt. "Der Haftbefehl ist erlassen. Der mutmaßliche Täter wurde in eine bayerische Justizvollzugsanstalt eingeliefert", teilt ein Sprecher des Polizeipräsidiums mit. Das 52-jährige Opfer war am Abend des 14. Februar nahe Markt Indersdorf von einem Kunden bedroht, geschlagen und mehrfach mit einem Messer attackiert worden. Der Täter flüchtete anschließend mit dem Taxi. Die 52-Jährige, die sechs Jahre zuvor bereits schon einmal von einem Kunden überfallen wurde, leidet noch heute unter starken Schmerzen und den psychischen Folgen des Überfalls. Jetzt hofft sie auf die Chance, bald wieder ein normales Leben ohne Angst beginnen zu können.

In dem gestohlenen Taxi, das am Tag nach dem Überfall verlassen auf der Autobahn A 1 nahe Trier gefunden wurde, hatte die Polizei Fingerspuren sichergestellt, "die eindeutig den Tatverdacht begründen", teilte Hans-Peter Kammerer vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord am Montagnachmittag mit. Schließlich konnte die Spur einem in Baden-Württemberg bereits erkennungsdienstlich behandeltem 33-Jährigen zugeordnet werden. Ermittlungen der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck ergaben, dass der Mann sich nach der Tat in sein Heimatland Rumänien abgesetzt hatte. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft München II wurde ein EU-Haftbefehl erwirkt. Am 8. April 2016 wurde er von der rumänischen Polizei aufgrund des Haftbefehls an seinem Wohnsitz festgenommen. Am 4. Mai wurde er von Beamten der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck in Rumänien abgeholt und einen Tag darauf dem Ermittlungsrichter in München vorgeführt.

Die Taxi-Fahrerin hat ihren Beruf aufgegeben

Noch Wochen nach dem Überfall zeugten Hämatome und mehrere Schnittwunden von dem brutalen Überfall auf Gabriele S. Die Taxifahrerin gab ihren Beruf nach der Tat umgehend auf. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung sagte sie einige Zeit nach dem Überfall, nie wieder in ein Taxi steigen zu wollen. Denn bereits vor sechs Jahren war die alleinerziehende zweifache Mutter schon einmal von einem Kunden überfallen worden. Bei Schönbrunn in der Gemeinde Röhrmoos hatte der Täter ihr von hinten ein Kabel um den Hals gezurrt, weil er nicht bezahlen konnte. S. brachte gerade noch ihre Hand in die Schlinge. Das Kabel riss. Der flüchtige Täter konnte damals durch Videoaufnahmen einer Bank überführt werden. Er wurde zu drei Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt.

Nicht weniger brutal verlief der Angriff am Abend des 14. Februar 2016. Um kurz nach 19 Uhr stieg am Dachauer Bahnhof ein Kunde in ihr Taxi ein. Etwa 40 Minuten später zwang er die Taxifahrerin in der Nähe des Golfplatzes Gut Häusern bei Indersdorf mit einem Messer in einen Waldweg. Sie flüchtete ins Freie. Dort attackierte sie der Mann, stieß sie zu Boden und trat ihr mehrmals mit voller Kraft auf den Kopf und ihre Beine. Mit dem Messer versetzte er ihr mehrere Stiche in Arme und Hände. Als die Taxifahrerin benommen war, nahm ihr der Angreifer den Autoschlüssel ab und fuhr mit dem Taxi in Richtung Markt Indersdorf davon.

"Unendliche Freude"

Vor 14 Tagen erfuhr Gabriele S. schließlich von der Polizei, dass ein mutmaßlicher Täter gefasst worden sei. Über das Geständnis des Mannes sei sie am Montagvormittag informiert worden, erzählte sie im Gespräch. Noch heute leidet die Frau unter starken Schmerzen an Knien, am Rücken und am Kopf. Noch gravierender sind die psychischen Folgen: "Ich bin nicht einmal mehr alleine in den Garten oder spazieren gegangen", sagt S. Nachts plagten sie Schlaflosigkeit und Albträume. "Ich schlafe höchstens drei Stunden." Die Nachricht über das Geständnis habe "unendliche Freude" in ihr ausgelöst. "Das kann man nicht anders sagen." Die Mutter zweier Kinder ist seit dem Überfall in psychologischer Behandlung und arbeitsunfähig. Sie hofft nun, "dass ich irgendwann wieder ein geregeltes Leben führen und nach vorne schauen kann".

© SZ vom 10.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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