Bahnschranke:Nur Geduld

Lesezeit: 2 min

Mindestens fünf Jahre müssen die Verkehrsteilnehmer noch mit der Schranke in der Freisinger Straße leben, die in Zukunft öfter schließt. Die Kosten für eine Unterführung werden auf 13 Millionen Euro geschätzt

Von Walter Gierlich, Dachau

Wenn die Linie A mit dem Fahrplanwechsel zur S 2 Altomünster wird und im Halbstundentakt fährt, müssen sich die Verkehrsteilnehmer an der Bahnschranke in der Freisinger Straße in Dachau auf deutlich häufigere und längere Wartezeiten einrichten. Statt derzeit etwa 2,6 Minuten pro Stunde wird die Schranke dann mehr als viermal so lange - 10,6 Minuten - geschlossen sein. Und das nach Schätzung der Stadtverwaltung noch mindestens fünf Jahre lang. Denn noch gibt es keine Planung für die an der viel befahrenen Straße vorgesehene Bahnunterführung. Dabei wird sich die Zahl der Autos Prognosen zufolge von jetzt täglich 16 000 allein aufgrund der Bevölkerungszunahme in den nächsten zehn Jahren auf 19 000 erhöhen.

Dass es nach der Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Dachau und Altomünster nicht bei einem beschrankten Übergang bleiben kann, war eigentlich für alle Beteiligten längst klar. Doch wurde das Projekt einer Unterführung verschoben, um den gesamten Ausbau, der ursprünglich schon zum hundertjährigen Bestehen der Bahnstrecke 2013 hätte fertig sein sollen, nicht noch weiter zu verzögern. Unproblematisch ist eine Unterführung an der Stelle ohnehin nicht, denn erstens liegt unmittelbar daneben der Bahnhof Dachau-Stadt, zweitens soll das Gelände der ehemaligen MD Papierfabrik dort an die Freisinger Straße angebunden werden.

Das Bauamt der Stadt sieht grundsätzlich zwei Möglichkeiten zur Beseitigung der Gleise: die klassische Tieferlegung aller Verkehrsflächen oder nur eine teilweise Absenkung. Bei der ersten Variante werden die Kosten auf etwa 13 Millionen Euro geschätzt, weil der Trog sehr groß ausfallen müsste, um auch zwei Bushaltestellen unterzubringen. Dabei ist ein möglicher Anschluss des MD-Geländes noch gar nicht mitgerechnet. Da die Stadt nur ein Drittel der Kosten tragen müsste und zudem Zuschüsse durch die Regierung von Oberbayern erhielte, müsste sie etwa drei Millionen Euro bezahlen. Für den Tiefbauchef der Stadt, Andreas Meyer, ist klar: "Das ist keine schöne Lösung und gesamtwirtschaftlich die teuerste."

Bei der zweiten Variante würden nur die Autos die Schienen unterqueren. Busse, Radfahrer und Fußgänger könnten oben bleiben und die Gleise weiterhin an einer Schranke überqueren. Nach Ansicht von Bauamtsleiter Michael Simon wäre diese Lösung "deutlich billiger" und hätte zudem den Vorteil, dass durch die ebenerdige Erreichbarkeit des Bahnhofs die Attraktivität und Akzeptanz der künftigen S 2 Altomünster erhöht würde. Man habe sehr viele Gespräche mit dem Eisenbahnbundesamt und der Regierung von Oberbayern geführt, erklärte er im Verkehrsausschuss des Stadtrats: "Das Ergebnis war ernüchternd." Die Variante wäre vermutlich weder genehmigungsfähig noch förderfähig. Simons Fazit: "Zahlen müsste die Stadt alleine." Denn Eisenbahnbundesamt und Regierung machen Sicherheitsbedenken geltend, die die Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage referiert: "Es sei zu befürchten, dass trotz moderner Sicherheitstechnik, drei Minuten wartende Fußgänger versuchen werden, die Schranke zu überwinden, um den gegenüberliegenden Bahnsteig noch vor dem einfahrenden Zug zu erreichen." Simon betonte denn auch: "Nach meiner Einschätzung ist die Schlacht verloren. Wir würden nur noch gegen Windmühlen kämpfen. Daher sollten wir schauen, dass wir mit Lösung eins weiterkommen."

Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD) pflichtete ihm bei und sprach von einer absolut schlechten Lösung, die aber die einzige sei, "die wir finanziert bekommen". Man werde die "unschöne Lösung" schlucken müssen, meinte auch August Haas (CSU). Am Ende wurde die zweite Variante fallengefallen und die Stadtverwaltung nicht nur beauftragt, die Kostendrittelung zu erreichen, sondern auch weitere Verbesserungsmöglichkeiten für Radler und Fußgänger zu untersuchen.

© SZ vom 06.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: