Dachau:Fensterschau für die Natur

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Gartenrotschwänze sind inzwischen selten geworden. Sie gehören zur Gattung der Drosseln. (Foto: dpa)

Bei der "Stunde der Gartenvögel" sollen auch Hornissen, Erdkröten, Zauneidechsen und Katzen gezählt werden

Von Anna-Sophia Lang, Dachau

Es kann schon einmal langweilig werden, wenn immer die Gleichen gewinnen. Ist es nicht viel spannender, wenn auch mal ein Außenseiter auf dem Treppchen steht? Solche Geschichten sehen jedenfalls viele Kinobesucher gerne. Beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) ist das anders. Jedes Jahr ruft er zur Mitmachaktion "Stunde der Gartenvögel" auf. Diesmal findet sie von Freitag, 13., bis Sonntag, 15. Mai, statt. 60 Minuten lang kann jeder, der will, an einem dieser Tage die Vögel in seinem Garten oder in einem Park beobachten und anschließend per Formular melden, wie viele welcher Art er gesichtet hat. Und auch wenn bei der Auswertung meist Spatzen, Meisen und Amseln die vorderen Plätze dominieren, freuen sich die Vogelschützer. Denn die Zählung, zu der sie seit zwölf Jahren aufrufen, gibt Aufschluss darüber, wie sich die Populationen heimischer Vogelarten verändern.

Dabei hat sich gezeigt, dass Gärten zu immer wichtigeren Lebensräumen für viele Tierarten werden. Nicht nur in Großstädten, sondern auch in ländlich geprägten Gebieten wie dem Landkreis Dachau. Intensive, industrialisierte Landwirtschaft, Monokulturen und ausgeräumte Felder mit immer weniger Nahrungsquellen und Brutplätzen in Hecken machten es den Vögeln auch hier schwer, erklärt Hartmut Lichti von der LBV-Kreisgruppe Dachau. Für manche Arten mit speziellen Bedürfnissen, die etwa auf Feuchtgebiete angewiesen sind, bieten zwar auch Gärten keinen Ausweg. Andere wie Amseln oder Buntspechte haben sich dagegen den alternativen Lebensräumen angepasst und sind verstärkt in die Gärten gewandert. Überraschungen bei der diesjährigen Zählung erwartet Lichti nicht. "So arg viel wird sich bei den ersten Plätzen nicht tun." Auch bei den Schwalben erwartet er keine großen Veränderungen. Zum dritten Mal sollen die freiwilligen Vogelbeobachter auch deren Nester zählen, denn die Zahl der Vögel geht seit Jahren zurück. Der Grund: Sie finden immer weniger Platz und Material für den Nestbau.

Naturnahe Gärten ziehen Hornissen an

Um herauszufinden, welche Rolle Gärten mittlerweile für die Tierwelt spielen, soll aber auch nach Hornissen, Zauneidechsen und Erdkröten Ausschau gehalten werden. Sie geben Aufschluss darüber, wie naturnah ein Garten ist, wie Lichti erklärt. "Hornissen sind Insektenjäger. Sie kommen nur vor, wenn das Nahrungsangebot groß genug ist, also etwa Blattläuse nicht mit Pflanzenschutzmitteln totgespritzt sind." Auch Zauneidechsen bräuchten Würmer, Schnecken und Insekten und lebten nur in naturbelassenen Orten. Eine mögliche Bedrohung für Jungtiere und Vögel, die am Boden nisten, sieht der LBV in Katzen. Deshalb sollen auch sie gezählt werden. "Um die Vögel zu schützen, kann man dornige Sträucher wie den Weißdorn oder dichte Büsche pflanzen", rät Lichti, "da kommen sie nicht dran". Auch Katzenabwehrgürtel für Baumstämme könnten helfen. Lichti selbst ist vor allem gespannt, wie häufig der inzwischen selten gewordene Gartenrotschwanz gesichtet wird. "Das ist einer von meinen hundert Lieblingsvögeln." Auch auf den Stieglitz, den bunten Vogel des Jahres, ist er neugierig. Denn dessen Population, so sein Eindruck, macht eine positive Entwicklung durch: "Es sind zuletzt wieder mehr geworden."

Im Landkreis Dachau beteiligen sich jedes Jahr vergleichsweise viele Menschen an der Stunde der Gartenvögel. Lichti hofft, dass das auch in diesem Jahr so bleibt. Denn: Je mehr Vögel beobachtet werden, desto aussagekräftiger die Daten. Wer mitmacht, kann seine Ergebnisse direkt online in ein Formular eingeben, per Post schicken oder faxen. Alle Informationen dazu gibt es unter www.stunde-der-gartenvoegel.lbv.de. Dort finden sich auch Steckbriefe der 30 häufigsten Gartenvögel sowie von Erdkröte, Hornisse und Zauneidechse.

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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