Überquellende Mülleimer:Dachau kämpft gegen die Müll-Epidemie

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Die Ausgangsbeschränkungen führen zu einem Andrang auf Naherholungsgebiete. Das hinterlässt unschöne Spuren

Von Julia Putzger, Dachau

Eigentlich sollten sich derzeit keine Grüppchen bilden, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Die meisten Menschen beachten dieses Gebot auch. Allerdings bringen die zahlreichen Kurzausflüge in die Natur ein neues Problem mit sich: Die öffentlichen Mülleimer, die überall im Stadtgebiet verteilt aufgestellt sind, sind derzeit häufig überfüllt - Grüppchenbildung von kleinen und großen Müllablagerungen rund um den eigentlichen Abfallbehälter inklusive.

Nach einem schönen Wochenende sieht es am Karlsfelder See kaum besser aus. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Moritz Reinhold, der als Leiter des städtischen Bauamts übergeordnet für die Leerung der Mülleimer im Stadtgebiet zuständig ist, weiß von dem Problem. Die Ursache vermutet er in der momentan vermehrten Nutzung von Grünanlagen, da andere Freizeitmöglichkeiten beschränkt sind. "Auch die Belloos sind häufiger leer, obwohl es ja jetzt nicht plötzlich mehr Hunde gibt", schildert Reinhold. Vonseiten der Stadt werde weiterhin gleichviel Personal eingesetzt, man versuche "mit Leibeskräften" dem Müll Herr zu werden, etwa durch häufigere Leerungen. Der Bauamtsleiter spricht außerdem von "Müll-Hotspots", die besonders gefragt sind: "Manchmal ist keine 100 Meter von einem überfüllten Mülleimer entfernt ein vollkommen leerer." Die Leute sollten also ein paar zusätzliche Schritte nicht scheuen oder in ihren Müll wieder mit nach Hause nehmen.

Vom Berg an der Schinderkreppe hat man einen schönen Blick auf die Dachauer Altstadtkrone - aber auch auf Berge von Müll. (Foto: Bernhard Kiening/ oh)

Das Problem nehmen auch zahlreiche Bürger wahr. Im digitalen Mängelmelder der Stadt Dachau - zu finden auf der Homepage unter der Bezeichnung Bürgeranliegenmanagement - bezieht sich rund ein Drittel aller im April eingegangenen Meldungen auf überfüllte Mülleimer. Auch Leser, wie beispielsweise Bernhard Kiening, äußern ihren Unmut gegenüber der SZ: "Es ist ja mittlerweile eine Binsenweisheit, dass Straßen den Verkehr anziehen. Das Gleiche gilt offensichtlich für Mülleimer, leider auch bis zur Überlastung." Er fotografierte bei einem Spaziergang auf dem Berg an der Schinderkreppe einen überfüllten Mülleimer - Flaschen türmten sich auf dessen Deckel, weitere stehen in einem Beutel daneben. Kiening appelliert deshalb an die Eigenverantwortung der Bürger: "Diejenigen, die volle Flaschen auf den Berg schleppen, müssten es doch eigentlich auch schaffen, sie leer wieder herunterzutragen - spätestens dann, wenn die bereitgestellten Kapazitäten erschöpft sind."

© SZ vom 28.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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