Nahverkehr in Dachau:Mit Pünktlichkeit punkten

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Am Bahnhof muss trotz der bestehenden Enge eine zusätzliche Bushaltestelle bereitgestellt werden. (Foto: Toni Heigl)

In einer Umfrage zum Nahverkehr in Dachau sind die meisten Teilnehmer mit Angebot und Leistung zufrieden. Allerdings kritisiert ein Drittel die Verspätung der Busse. Stadtwerke denken über Verbesserungen nach

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die Dachauer Stadtbusse werden viel und offenbar auch gern genutzt. Die Ausstattung der Haltestellen, der Komfort der Busse und auch die Anbindung an die verschiedenen Stadtviertel werden als sehr gut empfunden. Das sieht zumindest eine deutliche Mehrheit der 698 Teilnehmer einer Umfrage zum Thema Nahverkehr in Dachau so, welche die Stadtwerke im März gemacht haben. Demnach nutzen 33 Prozent der Befragten den Bus täglich. Die Erschließung der Stadtteile empfanden die Befragten als sehr gut, die Betriebszeiten könnten allerdings ausgeweitet werden, war die überwiegende Meinung. Insgesamt fühlen sich die Stadtwerke in ihrem bisherigen Konzept bestätigt.

Zu 14 Themen konnten die Dachauer sich äußern, etwa dazu, ob die Entfernung zu den Bushaltestellen akzeptabel ist und wie die Umsteigemöglichkeiten bewertet werden. Mit der Anzahl der Teilnehmer sind die Stadtwerke zufrieden, die meisten Leute haben die Fragebögen online ausgefüllt, sie lagen aber auch in den Bussen aus. An der Stadtwerke-Umfrage zum Neubau des Hallenbades hatten sich vergangenen Sommer etwa 2500 Menschen beteiligt.

Anlass der Befragung sind die Vorbereitungen zu einem Nahverkehrsplan, der eigentlich von 2018 an gelten soll. Gemeint sind damit weniger die Abfahrtszeiten, als ein übergreifendes Konzept für den Dachauer öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Darin sollen etwa Qualitätsstandards festgelegt werden, erklärt Gerald Nübel, der technische Werkleiter der Stadtwerke. Ein großes Ziel haben sich die Stadtwerke selbst gesetzt: Die Busse sollen pünktlicher werden. Tatsächlich haben insgesamt 53 Prozent der Befragten die Pünktlichkeit als gut bis sehr gut eingeschätzt und noch immerhin 30 Prozent als mittel. Nübel aber räumt selbstkritisch ein: "Derzeit sind ein Viertel der Busse verspätet." Um das zu verbessern, brauchen die Stadtwerke auch die Stadträte.

Ihnen wurden die Ergebnisse der Befragung bereits in einer Klausurtagung Ende April vorgestellt. Die Busse werden auch vom starken Dachauer Innenstadtverkehr behindert. "Vom Bahnhofsvorplatz kommen die Busfahrer häufig nur schwer in die Straße, an der Kreuzung Münchner Straße wartet das nächste Problem", sagt Nübel. Diskutiert wurde im Verkehrsausschuss des Stadtrats bereits die Idee einer für Busse günstigen Ampelsteuerung via Bluetooth-Signal. Ein "guter Weg", wie Nübel findet. Auch über separate Busspuren wird nachgedacht, doch für die braucht es erstmal Straßen, die breit genug sind.

Nicht besonders zufrieden sind viele der befragten Fahrgäste mit der Linienführung der Busse. Zwar werden die Linie 726 sowie die Ringlinien und der Citybus am stärksten genutzt. Doch sie bringen auch teils übermäßig lange Wege mit sich. Bei den Stadtwerken denkt man deshalb schon länger über Möglichkeiten nach, die Wege direkter und kürzer zu gestalten. Verbesserungsbedarf sieht Nübel auch bei den Möglichkeiten zum Umstieg zwischen den Linien und vor allem zur S-Bahn. Der Verkehr vom und zum S-Bahnhof ist ein Schwerpunkt des Busverkehrs. Zwar beurteilten mehr als 30 Prozent die Anbindung an die S-Bahn und die Umsteigemöglichkeiten als gut, noch mehr Fahrgäste, rund 40 Prozent, aber fanden sie nur "mittel". Zufrieden sind nicht nur die Kunden, sondern auch die Stadtwerke mit ihrer Erschließung der Ortsteile von Dachau. Es fehlt nur noch das Himmelreich. Über Jahre haben sich die Bürger in Dachau-Süd zuletzt mit Unterstützung der ÜB-Fraktion dafür eingesetzt, dass das Himmelreich besser angeschlossen wird. Der ASV sowie die Schinderkreppe sollen mit dem Bus erreichbar sein, über einen Anschluss an Mitterndorf wird diskutiert. Mögliche Routen haben die Stadtwerke den Stadträten bereits im Oktober vorgestellt, Geld für Haltestellen wurde bereits in den Haushalt eingeplant. Doch eine neue Linie kostet nicht nur Geld, sie muss auch mit dem Landratsamt und mit dem Münchner Verkehrsverbund abgesprochen sein.

Die Liste der Verbesserungsmöglichkeiten ist lang. "Alles wird nicht möglich sein", sagt Gerald Nübel. Deswegen wollen sich die Stadtwerke besonders auf die Beschleunigung der Busse, Betriebszeiten und Linienkonzept konzentrieren. Den Stellenwert des ÖPNV müsse die Politik bestimmen. Die ist in Dachau Verbesserungen im Nahverkehr durchaus aufgeschlossen und das entspricht dem, was die Bürger sich wünschen. 92 Prozent der Befragten räumen dem ÖPNV einen hohen bis sehr hohen Stellenwert ein, für 72 Prozent spielt dabei eine große Rolle, dass die Busse zu weniger Umweltverschmutzung beitragen.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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