Dachau:Minga im Mittelpunkt

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Stefan Kröll füllt die Dachauer Kulturschranne gleich zwei Mal

Von Manuel Kronenberg, Dachau

Es wird eng in der Dachauer Kulturschranne. Um kurz vor acht Uhr am Samstagabend sind alle Plätze besetzt, die Leute warten gespannt auf den Auftritt von Stefan Kröll. Und der kommt keine Minute zu spät. Wahrscheinlich kann er es selbst kaum erwarten, auf die Bühne zu treten. Sind diese doch in letzter Zeit immer größer geworden: Gerade noch auf den Kleinkunstbühnen Oberbayerns unterwegs, ist er mittlerweile auch in der Landeshauptstadt angekommen. Seine erste Aufführung in München präsentierte er vor Kurzem im Schlachthof, auch da waren schnell alle Karten vergriffen. Das liegt wohl auch an seinem aktuellen Programm, das sich ja voll und ganz der Stadt widmet: "Projekt Minga".

Heute ist der Kabarettist aus Oberbayern aber nicht in München zu Gast, sondern in Dachau. Gekleidet ist er in einem weißen Hemd, darüber eine Weste - er gibt zu, dass er in dieser Aufmachung nicht zum ersten Mal auftritt. Beim letzten Mal sei er mit einem Kellner verwechselt worden, erzählt er. Das hat ihm aber nichts ausgemacht: Er hat einfach schnell reagiert und ganz pfiffig schon mal abkassiert.

Hier in der Kulturschranne kann ihm das nicht passieren. Die Leute kennen ihn. Die Veranstaltung war schnell ausverkauft, sogar ein Zusatztermin am Folgetag wurde organisiert. Auch der: ausverkauft. Kröll gibt sich ganz bescheiden. "Als ich das gesehen habe: ausverkauft. Das habe ich mir sofort ausgeschnitten!"

Kröll ist ein erfahrener Kabarettist, sein erstes Programm startete im Jahr 2008. "Projekt Minga" ist mittlerweile das vierte. Und wie der Titel schon sagt, spielt Kröll viel mit seinem Dialekt. Er spricht Oberbayerisch vom Feinsten. Gleich zu Beginn seines Auftritts beklagt er sich, dass selbst in München heutzutage keiner mehr, der unter 35 Jahre alt ist, "Minga" sagt. Dabei sei der bayerische Dialekt anderen Dialekten überlegen, findet Kröll. So kenne der Oberbayer viele Begriffe, verwende sie aber nicht alle - was ein Zeichen von Stärke sei. Außerdem kann er viele Dinge in einem Wort sagen, wofür andere mindestens zwei brauchen. "Nehmen wir zum Beispiel das Wort Pfeilabogn", erklärt Kröll. "Damit schlag ich alle Germanisten in die Flucht!"

Die Erzählweise des Kabarettisten ist angenehm lebendig. Obwohl eine klare Struktur im Programm zu erkennen ist, plaudert Kröll viel um das eigentliche Thema herum. Er baut lustige Fakten über die Stadt München ein, die selbst manchen Urmünchner wohl noch überraschen können. Er erzählt einiges - und viel Kurioses - über die Geschichte und Entwicklung der Landeshauptstadt, aber es geht auch um andere Dinge: um das Oktoberfest, den Englischen Garten, das Maximilianeum oder die Bavaria. Ausführlich widmet er sich auch dem Alltag in den öffentlichen Verkehrsmitteln der Stadt. "Ich bin neulich in die U-Bahn eingestiegen und hatte mein Handy nicht dabei", sagt Kröll. "Da hab ich mich sofort gefragt: Darf man das überhaupt?"

Musikalisch begleitet wird seine Aufführung vom Gitarristen Andreas Speth. Ab und zu präsentieren die beiden gemeinsame Gesangseinlagen. Auch ein Gedicht trägt Kröll vor. Es ist ein gelungener Kabarettabend, überraschend und abwechslungsreich. Da wundert es kaum mehr, dass die Kulturschranne an zwei Tagen hintereinander ausverkauft ist.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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