Dachau:Mickriger Mais

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Das feuchte Frühjahr und der trockene, heiße Sommer führen zu Ernteeinbußen von durchschnittlich dreißig Prozent. Nur der gute Futtermittel-Ertrag aus dem Vorjahr bewahrt die Bauern im Landkreis vor Engpässen

Von Benjamin Emonts, Dachau

Ein Blick auf die Felder sagt eigentlich alles: Kleiner und schmächtiger sind die Maispflanzen in diesem Jahr, und auf den Feldern klaffen teils große Lücken. Der Mais wächst schlecht bei Trockenheit, und davon gab es in diesem Jahr reichlich. Folglich ist beim Mais eine Notreife eingetreten, die die Bauern zwingt, bereits jetzt, zwei Wochen vor Beginn der eigentlichen Erntezeit, den Mais einzusilieren. Den großen Schaden, den der trockene und heiße Sommer angerichtet hat, kann die Noternte allerdings nicht revidieren. Anton Kreitmair, der Dachauer Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV), prognostiziert schon jetzt erhebliche Ernteeinbußen von durchschnittlich 30 Prozent.

Schuld an der Misere seien "die anhaltende Trockenheit und der mangelnde Niederschlag kombiniert mit extrem hohen Temperaturen", erklärt Anton Kreitmair. Normalerweise werde der Silomais in der Zeit zwischen 20. September und 5. Oktober geerntet. Das extrem heiße Wetter insbesondere im Juli und August habe allerdings dazu geführt, "dass die Pflanzen vorzeitig regelrecht abstarben", so Kreitmair. Die großen Maiserntemaschinen, genannt Häcksler, und die Traktorkolonnen rollen deshalb schon seit vergangenem Wochenende über das Dachauer Land anstatt erst in zwei Wochen.

Kleiner, dürrer, weniger Ertrag: Die Maispflanzen, hier in der Nähe von Markt Indersdorf, haben unter der Trockenheit schwer gelitten. (Foto: Toni Heigl)

So auch in Niederroth, wo Milchbauer Martin Kiening bereits am Wochenende seine Silomaisbestände geerntet hat. Kiening und seine Mithelfer transportierten am Samstag bis fast ein Uhr nachts den gehäckselten Mais mit vier Traktoren zu dem befahrbaren Silo, das sich auf seinem Hof befindet. Ein Radlader fuhr die Futtermasse währenddessen fest, bevor sie am Tag darauf mit Folien, Sandsäcken und Autoreifen luftdicht abgedeckt wurde. Durch den Sauerstoffmangel und den Restzucker in den Maispflanzen kommt es so zu einer Milchsäuregärung, welche die Silage lange haltbar macht. Es ist eine zeitraubende wie anstrengende Arbeit, die mit Sorgfalt verrichtet werden muss. "Wenn Sauerstoff an den Mais kommt, machen schädliche Pilze den Mais unbrauchbar", erklärt Kiening.

Nach einer ersten Einschätzung liegt sein Maisertrag etwa 20 Prozent unter Normalniveau. Schließlich habe seinen Pflanzen nicht nur die Trockenheit zugesetzt, sondern auch der überdurchschnittlich nasse Frühling. In den feuchten Böden seien die ausgesetzten Keimlinge "regelrecht erstickt" und der Mais folglich nicht richtig aufgegangen. Kiening musste auf einem seiner Felder deshalb nachsäen, wie er erzählt. Im Vergleich zu anderen Bauern aus dem Landkreis sei er dennoch "mit einem blauen Auge davongekommen". Die Lehmböden, auf denen Kiening seinen Mais kultiviert hat, konnten den wenigen Niederschlag besser speichern als die Kies- und Schotterböden in und um Dachau. "Dort fällt der Ertrag noch geringer aus, mancherorts beträgt er 40 bis 50 Prozent", sagt Kreitmair. Mit Futtermittelengpässen rechnet der CSU-Landtagsabgeordnete aber nur vereinzelt. "Durch die überdurchschnittlich reiche Maisernte des Vorjahres konnten sich die Landwirte Futtervorräte anlegen." Auch Milchbauer Kiening ersparte sich so den teuren Zukauf von Maissilage. "Mit dem Überschuss aus 2014 können wir die schlechte Ernte glücklicherweise ausgleichen."

Bauernobmann Anton Kreitmair setzt große Hoffnungn in das Freihandelsabkommen TTIP. Nicht alle Landwirte sind seiner Meinung. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Schon jetzt ist klar, dass die Landwirte ein sehr durchwachsenes Jahr durchleben. Trockenheit und Hitze haben auch Kartoffeln, Rüben und dem Grünland schwer zugesetzt. Kreisobmann Kreitmair spricht auch hier von deutlichen Mindererträgen, unter denen die Bauern zu leiden hätten. Für gewöhnlich können sie ihre Wiesen vier bis fünf Mal pro Jahr abmähen und das Gras frisch oder als Heu an ihre Rinder verfüttern. Während die ersten zwei Schnitte laut Landwirt Martin Kiening noch einen normalen Ertrag erbracht hätten, "war danach nichts mehr los". Nun hofft der Bauer, "dass im Herbst noch ein Schnitt wächst".

Immerhin durchschnittlich ist die Getreideernte verlaufen, wie Kreitmair resümiert. Doch auch die drastisch sinkenden Preise für Milch, Fleisch und Eier machen den Bauern schwer zu schaffen: Vor gut zwei Wochen erst hatten 70 Landwirte aus dem Landkreis vor zwei Discountmärkten in Dachau eine Protestaktion initiiert.

© SZ vom 08.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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