Schlossgarten Dachau:Meister der Blumenpracht

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Mehr als 40 Jahre lang hat Burkhard Fellner den Dachauer Schlossgarten zum Blühen gebracht und eine kleine Oase mitten in der Stadt geschaffen. An diesem Freitag tritt er in den Ruhestand.

Von Manuel Kronenberg, Dachau

Zu dieser Jahreszeit, wenn die Rosen und Stauden zu blühen beginnen, wenn alles frisch in Farben aufgeht, dann ist der Hofgarten des Schlosses Dachau am schönsten. Selbst wenn an diesen Tagen die Sonne erbarmungslos brennt, ist der Garten ein Paradies. Parkbänke laden zum Ruhen ein, unter dem wohltuenden Schatten der Obstbäume.

Verantwortlich für dieses Paradies ist der Hofgärtner Burkhard Fellner. Sein Arbeitsplatz ist im Verwaltungshaus an der Nordmauer des Gartens. Von dort koordiniert er die Pflegearbeiten im mehr als 400 Jahre alten Schlossgarten. Bei einem Rundgang durch die Grünanlage erzählt Fellner, dass er 1974 hier eine Gärtnermeisterstelle angenommen hat. Und dass er an diesem Freitag nach mehr als 40 Jahren in den Ruhestand gehen wird.

Burkhard Fellner, 63, trägt Jeans und einen blauen Pullover, sein Bart ist bereits ergraut. Ursprünglich kommt er aus einer anderen Ecke Bayerns. Wenn er spricht, verrät ihn sein Dialekt. "Ich bin Würzburger, aber inzwischen sehe ich mich auch als Dachauer. Ich fühle mich hier sehr wohl, und ich habe hier ja auch meine Familie." Seine Frau lernte er bei der Schlösserverwaltung kennen, sie teilen die Leidenschaft für Prachtbauten und Gärten.

Wenn Burkhard Fellner am Hofgarten etwas verändern könnte, würde er die doppelläufige Freitreppe nachbauen lassen. (Foto: Toni Heigl)

Fellner spricht unaufgeregt und gelassen, er wirkt ruhig. Wozu auch Eile oder Stress, in diesem Teil der Stadt scheint die Zeit stillzustehen. "Das ist hier wie eine entspannte Oase mitten in Dachau", sagt er, während er an den Obstbäumen vorbeigeht. Der Wegesrand ist gesäumt von Beeten, viele verschiedene Blumen zeigen ihre bunte Blütenpracht, Lilien, Rosen. "Das sind Wechselrabatte", erklärt Fellner. Das heißt, die Bepflanzung ist saisonabhängig. "Im Frühling wachsen hier zum Beispiel auch Tulpen." Mit der Bepflanzung kann Fellner auf das Erscheinungsbild des Gartens Einfluss nehmen. Er wählt immer wieder andere Blumen, damit ein neues Farbmuster entsteht. Sehr viel mehr Gestaltungsspielraum hat er aber nicht. "Das ist ein historischer Garten, da ist man gewissen Richtlinien unterworfen", sagt der Hofgärtner. "Das hängt mit der Gartendenkmalpflege zusammen." Die Rosen- und Staudenbeete zum Beispiel sind etwas Ständiges, die Wege müssen bleiben wie sie sind und die Obstbäume mit den historischen Sorten bleiben auch.

Fellner läuft am eisernen Gartentor vorbei, das in den hinteren Teil führt, den sogenannten Englischen Garten. Dort konnte er die einzige große Veränderung während seiner Zeit als Gärtner vornehmen. Der Sturm im Jahr 2004 hatte im Englischen Garten den ganzen Innenraum umgelegt. Fellner und seine Kollegen bauten ein Raster mit Linden nach historischem Muster auf, so wie es früher mal war. "Es gibt keinen Nachteil, der nicht auch einen Vorteil bringt", kommentiert Fellner und kichert. Der schmale Weg führt an einem Laubengang aus Linden vorbei, dahinter stehen mehrere Bänke. Hier endet der Garten, weit oben über der Stadt. Bei klarem Wetter reicht der Blick über München bis hin zu den Alpen. Fellner setzt sich. Auch nach 40 Jahren kann er den Ausblick noch genießen. "Kein Tag ist Gewohnheit. Jeder Tag ist neu. Man muss nur mit offenen Augen durch den Garten gehen", sagt er.

Auf dem Weg zurück zum Verwaltungshaus rutscht Fellner ein schwarzes Plastiktütchen aus der Hosentasche. Der Hofgärtner bückt sich danach. Eine Hundetüte. Die hat er immer dabei, damit er den Dreck aus der Wiese aufsammeln kann. "Sonst ist das nicht so angenehm für denjenigen, der den Rasen mäht. Dann fliegt ihm nämlich alles um die Ohren." Beim Aufsammeln würge es ihn schon mal, sagt er und lacht. Davon lässt er sich nicht die Laune verderben.

Fellner freut sich schon auf seinen Ruhestand. Er wird sich dann mehr um den eigenen Garten kümmern, auch um den seines Schwiegervaters. In den Schlossgarten wird er künftig nur noch zu Besuch kommen. Auch aus Interesse daran, wie sein Nachfolger, Stefan Müller, den Garten weiterführen wird. Fellner vermutet, dass er sich verstärkt um den Englischen Garten kümmern wird. Müller war vorher in der Verwaltung des Englischen Gartens in München tätig.

An diesem Freitag findet am Abend das Barockpicknick im Hofgarten statt. Ein besseres Abschiedsfest für den Hofgärtner könnte es nicht geben.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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