Dachau:So könnte die Surfwelle am Mühlbach klappen

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Robert Meier-Staude surft selbst gerne und hat ein Gutachten zur potenziellen Mühlbachwelle auf dem ehemaligen MD-Gelände erstellt. (Foto: Robert Haas)

Am Eisbach in München ist die Surfwelle ein Spektakel, Hunderte Sportler und Sportlerinnen stürzen sich dieser Tage in die Fluten. Könnte das bald auch am Mühlbach in Dachau möglich sein? Professor Robert Meier-Staude von der Hochschule München hat dazu ein Gutachten erstellt.

Interview von Anna Schwarz, Dachau

Er ist selbst passionierter Surfer, Maschinenbauingenieur und beschäftigt sich als Professor für ressourcenschonende Konstruktion und Entwicklung an der Hochschule München unter anderem mit Strömungssimulationen: Außerdem hat Robert Meier-Staude schon mehrere künstliche Wellenprojekte begleitet und auch den Mühlbach auf dem ehemaligen MD-Gelände analysiert, nachdem er vom stellvertretenden Abteilungsleiter der Surfabteilung beim TSV 1865 Dachau, Florian Ebner, darum gebeten wurde. Meier-Staude ist überzeugt, dass dort eine künstliche Surfwelle möglich ist - auch wenn sie mit dem Eisbach wohl nicht mithalten könnte.

Herr Meier-Staude, Sie haben in einem Gutachten festgestellt, dass eine künstliche Surfwelle am Mühlbach technisch möglich ist. Wie könnte das funktionieren?

Robert Meier-Staude: Ich habe schon öfter künstliche Wellenprojekte begleitet, zum Beispiel in Thalkirchen und am Langenfelder See in Nordrhein-Westfalen. In Dachau haben wir uns mit dem Vorsitzenden des TSV Dachau 1865 Wolfgang Moll verschiedene potenzielle Standorte angeschaut, an der Amper, am Würmkanal und am Mühlbach auf dem ehemaligen MD-Gelände - letzterer eignet sich am besten, um eine surfbare Welle zu errichten.

Wieso?

Zwar wäre die Amper wegen ihrer hohen Fließgeschwindigkeit und Breite auch gut geeignet. Aber dort müsste man erst nachweisen, dass die Surfwelle keinen zu großen Eingriff in die Natur bedeutet. Auch der Würmkanal ist keine Option, dort ist die Wassermenge zu gering. Im Mühlbach stehen immerhin konstante fünf Kubikmeter Wasser pro Sekunde zur Verfügung, damit lässt sich eine etwa fünf Meter breite Welle realisieren. Zum Vergleich: Die Eisbach-Welle ist rund zehn Meter breit.

Außerdem spricht ein weiterer Aspekt für den Mühlbach...

Und zwar die Höhendifferenz, die ist super! Sie zeigt, wie viel Energie im Wasser steckt. Wie der Name schon sagt, konnte man früher mit dem Wasser des Mühlbachs eine Mühle betreiben und heutzutage könnte man damit eine etwa 65 Zentimeter hohe Surfwelle erzeugen. Aber natürlich müssen wir auch am Mühlbach auf die Umwelt achten, zum Beispiel darauf, dass die Fische weiterhin stromaufwärts schwimmen können. Zugleich sehe ich die Welle sogar positiv für die Umwelt, denn durch das Weißwasser nach der Welle wird viel Sauerstoff in das Wasser eingebracht.

Bisher ist nur ein Teil des Mühlbachs auf dem ehemaligen MD-Gelände sichtbar. Das soll sich künftig ändern. Auch eine Surfwelle sei dort denkbar, sagt Robert Meier-Staude. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ist die geplante Dachauer Welle mit dem Eisbach vergleichbar?

Wie gesagt, wäre sie schmaler, wäre sie eher vergleichbar mit der künstlichen Welle am Almkanal in Salzburg. Sie wäre keine Spektakelwelle, zu der Surfer aus der ganzen Welt reisen, und sie wäre nicht ganz so groß wie die Eisbachwelle, letztere ist rund einen Meter hoch. Aber für viele Kinder, Jugendliche und erwachsene Sportler und Sportlerinnen aus Dachau wäre sie eine ideale Sport- und Trainingswelle.

Wo wäre der Einbau der künstlichen Welle geplant?

Das wurde noch nicht genau festgelegt, schließlich wird das ehemalige MD-Gelände neu bebaut und auch der Mühlbach aktuell renaturiert. Aber zum Standort sind wir bereits in enger fachlicher Abstimmung mit den Projektentwicklern von der Isaria, der Stadt und den beteiligten Ingenieurbüros. Eine offizielle politische Entscheidung für die Welle gibt es aber noch nicht.

Wie hoch wären die Kosten dafür?

Der Einbau der angedachten Holz-Stahlkonstruktion würde weniger als 200 000 Euro kosten. Im Endeffekt ist es eine fünf Meter breite Holzrutsche an deren Ende eine kleine Sprungschanze sitzt, auf der die Surfer reiten. Wer sich ein besseres Bild machen will, der kann an der Floßlände in Thalkirchen vorbeiradeln, wenn die Welle im Juli hoffentlich wieder läuft.

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