Dachau:Mangelverwaltung

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Unter der Woche ist auf der Diva zu wenig los, findet CSU-Stadtrat Dominik Härtl. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Jahresbericht der Wirtschaftsförderung: Es fehlt an Wohnungen und Kindergartenplätzen. Deshalb entscheiden sich viele Firmen gegen den Standort Dachau. Auch das Konzept der Lokalmesse Diva soll überarbeitet werden

Von Viktoria Großmann, Dachau

Im Dachauer Stadtrat und seinen Ausschüssen kann einen immer häufiger das Gefühl beschleichen: Egal, was auf der Tagesordnung steht, am Ende geht es immer um Wohnungen und Kita-Plätze. So ist es auch beim Bericht der Abteilung Wirtschaftsförderung im Rathaus. Die Themen für 2016 sind: betriebliche Kindergärten und Unternehmenswohnungsbau.

Denn das Fehlen der beiden sind im Moment neben dem Mangel an geeigneten Gewerbeflächen offenbar die ausschlaggebenden Gründe für Firmen und Arbeitnehmer, sich gegen Dachau zu entscheiden. In einer Studie der Industrie- und Handelskammer hatten die Firmen im Landkreis zwar ihren Standort mit der Note 2,1 bewertet, für die Wohnungssituation gab es aber nur eine 3,3. Auch Kita-Plätze könnte es mehr geben, so sagte es im Sommer etwa Amalie Krämer, kaufmännische Leiterin beim Elektronik-Spezialisten Marco in Dachau. Sie macht die Erfahrung, dass auch immer mehr Männer die Betreuungsplätze für ihre Kinder einfordern.

An zwei Dachauer Standorten gibt es konkrete Absichten, Betriebskindergärten einzurichten. Der private Betreuungsanbieter "Denk Mit" möchte in Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem Helios Amper-Klinikum eine Kinderkrippe mit Kindergarten an der Hochstraße errichten, in der es eventuell ein Firmenkontingent an Plätzen geben soll. Noch konkreter erscheint die Zusammenarbeit von Denk Mit und der Neuberger Anlagen-Technik AG (NAT) in der Kopernikusstraße. NAT möchte sein Firmengrundstück erweitern und eine Kinderbetreuung einrichten. Allerdings nur, wenn sich andere Firmen ebenfalls beteiligen.

Im Bereich Wohnungsbau engagiert sich die Volksbank. Sie hat ein genossenschaftliches Modell entwickelt, bei dem sich auch Unternehmen einbringen können, um Wohnraum für ihre Angestellten zu schaffen. Laut Wirtschaftsförderer Stefan Wolf läuft bereits die Suche nach einem Grundstück. Dachauer Firmen sollen in einer eigenen Veranstaltung über diese Möglichkeit informiert werden.

So positiv all das klingt, so skeptisch waren die Mitglieder im Haupt- und Finanzausschuss. So bezweifelte Sozialreferentin Elisabeth Zimmermann (CSU) den Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen, ihre Umfrage bei Betrieben im Gewerbegebiet Dachau-Ost habe das Gegenteil ergeben.

Auch die Ansiedlung der Unternehmen war den Stadträten deutlich zu gering. Nur drei verzeichnet der Bericht der Wirtschaftsförderung für 2015 und zwei davon gehören eng zusammen: nämlich die Eröffnung des Hotels Tulip Inn und die darin angesiedelte Autovermietung. Einzig das Modellbauunternehmen Creative Wave, das für die Automobilindustrie tätig ist, dürfte jener Branche entsprechen, welche die Stadträte gerne mehr in Dachau sähen.

Besonders kritisch sahen die Stadträte die Lokalmesse Diva. Quer durch alle Fraktionen verlangten sie vom Wirtschaftsförderer einen detaillierten Bericht inklusive Besucherzahlen und Erfolg jedes Ausstellungstages. CSU-Stadtrat Dominik Härtl sagte, nach seinem subjektivem Empfinden sei auf der Diva an Werktagen recht wenig los. Stefan Wolf bestätigte das vorsichtig und räumte ein, dass es bereits Anfragen gegeben habe, ob man die Diva verkürzen könne.

Dass auch kleine Dinge viel Geld kosten und lange Gespräche erfordern können, zeigte ein erneutes Gespräch über die Weihnachtsbeleuchtung in der Münchner Straße, an der sich nach dem Willen der Geschäftsleute die Stadt beteiligen soll. Allerdings, so hat der Wirtschaftsförderer errechnet, kostet eine effektvolle Beleuchtung mindestens 100 000 Euro. Die Stadt ist immer noch bereit, 50 Prozent der Kosten zuzuschießen, sagte Kämmerer Thomas Ernst, aber erst, wenn die Interessengemeinschaft Münchner Straße den Nachweis erbringt, dass sie auch bereit ist, ihren Anteil zu tragen.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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