Kirchensanierung:Kur für die Kirche

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Der Turm von Sankt Jakob weist Risse auf, durch die Fassade dringt Feuchtigkeit in die Mauern ein. Inzwischen haben die Sanierungsarbeiten begonnen. Die Pfarrei ruft die Bürger zu Spenden auf

Von Sven Röder, Dachau

"Und hier das Geländer. Ist ein gutes Geländer, nicht?", scherzt der Kirchenpfleger Franz Blatt beim Betreten des Kirchturms der Pfarrkriche St. Jakob. Er zeigt auf ein Stück Seil, das als Geländer dient. In den oberen Stockwerken macht der Turm keinen besseren Eindruck. Die Treppen sind alt und knarzen laut unter den Schritten. Ebenso die Dielen auf den verschiedenen Ebenen. Geländer, die vor einem Sturz schützen, gibt es nicht. Besonders der Glockenstuhl, den das Wartungspersonal regelmäßig für Reparaturen betreten muss, ist in einem schlechten Zustand.

Dabei hat die Kirche schon bessere Zeiten gesehen. Sie wurde bereits 805 mit dem Ort in der Freisinger Urkunde erwähnt, in den 1670er Jahren abgerissen und im Stil der Spätrenaissance wiederaufgebaut, überlebte bis auf einige Schäden die Kriege der letzten 300 Jahre und diente bei der Vermessung des Staates Bayern um 1800 sogar als Orientierungspunkt. Heute ist sie nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken und ist mit ihrem 44 Meter hohen Turm, neben der Kapelle in Essenbach, die einzige und größte Renaissancekirche im Landkreis Dachau. Momentan ist der Turm allerdings in ein Gerüst gehüllt. Grund dafür sind umfangreiche Sanierungsarbeiten.

Die Kirche und besonders der Turm sind baufällig. Er wurde, bis auf ein paar notdürftige Reparaturen vor vier Jahren, seit etwa 40 Jahren nicht mehr verändert. Daher müsse er nun aus Sicherheitsgründen und wegen Mängeln an der Bausubstanz dringend saniert werden, teilten Vertreter der Pfarrei bei einem Pressegespräch mit. Denn durch die Fassade dringt zunehmend Feuchtigkeit in das Gebäude ein, sodass bereits Risse entstanden sind. Die Pfarrei hofft, dass mit den Reparaturen am Turm zunächst Schlimmeres verhindert wird. Jedoch sei auch eine Sanierung des Kircheninneren nötig. "Dafür haben wir auch bereits einen weiteren Antrag beim bischöflichen Baureferat gestellt", sagt Kirchenpfleger Blatt. Bei der aktuellen Sanierung sind Außenarbeiten an den Fassaden des Turms und des Schiffs, Ausbesserungen am Mauerwerk des Turms sowie eine umfangreiche Sanierung des Turminneren vorgesehen, wobei das alte Holz aus Denkmalschutzgründen wiederverwendet wird. Den Eigenanteil versucht die Pfarrei neben eigenen Rücklagen mit einer Spendenaktion aufzubringen. Auch Benefizveranstaltungen sollen die Kasse mit Geld füllen. Zu diesem Zweck gab die Chorgemeinschaft im Juni bereits ein Konzert in der Kirche. Weitere Veranstaltungen werden noch angekündigt. Die Spendenaktion läuft schon seit drei Jahren und die Beteiligung der Bürger ist laut Pfarrer Wolfgang Borm bisher gut. Erfahrungsgemäß nehme die Zahl der Spenden mit Beginn der Bauarbeiten zu. Borm: "Dann sehen die Bürger, da passiert was." Die Arbeiten steigerten die Bereitschaft der Bürger, sich an Spenden zu beteiligen.

Die Planung der Sanierung wurde im Jahr 2012 mit einem Antrag an das erzbischöfliche Baureferat eingeleitet. 2015 lag das Einverständnis des Baureferats vor. Die Pfarrei stellte auch einen Zuschussantrag an die Stadt, über den der Stadtrat noch abstimmen muss. Die Außenarbeiten haben schon begonnen. Inzwischen wurden weitere Mängel entdeckt, wie etwa Schäden an den Blechen der "Zwiebel", wie die Spitze des Turmes im Volksmund heißt. "So etwas sieht man immer erst, wenn man's aufmacht", sagt Pfarrer Borm. Zudem müsse man noch die Grabplatten an der Außenwand der Kirche restaurieren lassen, was in den bisherigen Kosten noch nicht mit eingeplant war. Trotz zusätzlicher Baumaßnahmen sind die Verantwortlichen zuversichtlich, dass der finanzielle Rahmen nicht gesprengt wird. "Ich denke, dass wir mit den Kosten, so wie sie geplant sind, hinkommen", ist Kirchenpfleger Blatt überzeugt. Die Außenarbeiten am Turm sollen bis Ende November abgeschlossen sein. Danach soll das Gerüst an die Südseite des Kirchenschiffs bis zum Außenportal verlegt werden, um dort weiter zu machen. Blatt hofft, dass die gesamten Außenarbeiten bis Ende des Jahres abgeschlossen sind. Die endgültige Fertigstellung ist für Oktober 2017 geplant. Dann soll die Kirche "in neuem Glanz nach außen erscheinen", sagt der Kirchenpfleger. Die Kirche Sankt Jakob gehöre schon seit mehr als hundert Jahren zum Stadtbild. Der Kirchturm sei Bestandteil der Silhouette, an der die Stadt zu erkennen sei. Damit identifiziere sich auch der Bürger.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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