Dachau:Krebserregende Stoffe in Mittelschule-Süd

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Das gesamte Gebäude wird generalsaniert und erweitert. Die Schüler müssen für zwei Jahre in die Thoma-Schule umziehen.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Den Schülern und Lehrern der Mittelschule Dachau-Süd stehen zwei anstrengende Jahre bevor. Zum Schuljahresbeginn 2017 sollen sie aus ihrem Gebäude ausziehen und für zwei Jahre in der Ludwig-Thoma-Schule unterkommen. In der Zwischenzeit soll in Dachau-Süd saniert werden und zwar umfassend. Nötig ist das, weil in der Raumluft der Mittelschule erhöhte Werte des Giftstoffs PCB festgestellt wurden. Polychlorierte Biphenyle gelten als giftig und krebserregend. Zwar werde der sogenannte Interventionswert von 3000 Nanogramm pro Kubikmeter weit unterschritten, sagte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Mittwoch. Trotzdem sind die Werte mit maximal 550 Nanogramm pro Kubikmeter hoch genug für dringenden Handlungsbedarf. Und der sieht so aus, dass die Schule generalsaniert und dabei auch gleich erweitert wird. Weil man den Lärm Schülern und Lehrern nicht zumuten kann, sollen sie für zwei Jahre ausziehen.

Die Volkshochschule steht jetzt unter Druck

Wohin? In die Ludwig-Thoma-Schule, die praktischerweise zum Ende dieses Schuljahres aufgelöst wird, wegen Schülermangel. Diese Entscheidung trifft wiederum eine andere Bildungseinrichtung Dachaus hart: die Volkshochschule. Es war bereits beschlossen, dass diese von Herbst an die Thoma-Schule nutzen solle. Es war eine lang ersehnte Lösung in der langen Suche nach geeigneten und größeren Räumen für das wachsende und stark nachgefragte Angebot in der Erwachsenenbildung. Nun schaut die VHS wieder in die Röhre. Nur für ein Jahr wird sie vorübergehend in die Thoma-Schule einziehen. Mit ihren beantragten Umbauarbeiten soll sie vorerst nicht beginnen. Denn diese stehen der schulischen Nutzung entgegen.

Matthias Buschhaus, Geschäftsführer der VHS, versucht es positiv zu sehen: "Wir haben ein Zeitfenster von zehn Monaten für ein stärkeres Angebot." Wenigstens bis August 2017 sei die Planung entspannter. Derzeit stehe die VHS unter "massivem Druck" mehr Integrations- und Sprachkurse anzubieten. Die Nachfrage sei enorm. Insgesamt jedoch dauert es nach der Rechnung von Buschhaus nun noch viereinhalb bis fünf Jahre bis die VHS in der Thoma-Schule sesshaft werden kann. Bis 2019 werden die Mittelschüler die Räume nutzen, danach muss das Gebäude für den Bedarf der VHS saniert und umgebaut werden. Ein Aufzug soll eingebaut werden, die Elektrik modifiziert, Verwaltungsräume müssen geschaffen werden. "Frühestens 2021 werden wir einziehen", sagt Buschhaus.

Container wären zu teuer

Betroffen und bedauernd nahmen das die Stadträte im Haupt- und Finanzausschuss zur Kenntnis. Trotzdem gaben sie ihr Einverständnis für den Einzug der Mittelschüler einstimmig. Die Alternative wäre, wie Hartmann erklärte, eine Schule aus Containern zu bauen. "Die Kostendimension würde uns umhauen", sagte er. Als Glück im Unglück bezeichnete es deshalb SPD-Fraktionsvorsitzende Christa Keimerl, dass die Ausweichmöglichkeit Thoma-Schule noch bestehe.

Für Rektorin Petra Fuchbichler wird die Zeit der Sanierung eine logistische Herausforderung. (Foto: Toni Heigl)

Unkompliziert wird es für die Mittelschüler trotzdem nicht: Zum einen sind sie zu viele. Die Thoma-Schule verfügt über 14 Klassenräume, schon im neuen Schuljahr soll die Mittelschule Süd aber 17 bis 18 Klassen haben. Drei davon sollen für zwei Jahre in der Mittelschule Bergkirchen untergebracht werden. Der weitere Platzbedarf ist noch zu klären. "Nach derzeitigem Kenntnisstand müssen wir keine Container aufstellen", das war alles, was Oberbürgermeister Hartmann dazu am Mittwoch im öffentlichen Teil der Sitzung sagen konnte. Für die Mittelschule Dachau-Süd wurde erst in diesem Jahr die Neuausrichtung mit einem Sportprofil beschlossen. Der benachbarte Sportverein ASV Dachau mit seinen vielfältigen Flächen ist Partner. Bereits im neuen Schuljahr soll die erste Ganztagesklasse starten, zum Lehrplan gehören acht Stunden Sport. Längere Wege von Klassenraum zu Sportstätte werden während der zwei Jahre im Thoma-Exil wohl unvermeidlich sein.

An diesem Donnerstag sollen Eltern und Schüler über den Umzug, die Zwischennutzung, Sanierung und die Giftstoffwerte in der Luft informiert werden. In nichtöffentlicher Sitzung besprachen die Stadträte am Mittwochnachmittag das weitere Vorgehen.

Der Gong wird nicht so schnell verstummen

Eine Hortgruppe mit 30 Kindern kann, wie die VHS, im nächsten Schuljahr noch die Thoma-Schule nutzen, danach soll eine verkleinerte Gruppe von 20 Kindern in den Steinlechnerhof an der Augsburger Straße ziehen. Dort wiederum hatte die Stadt eigentlich einen Umbau für Wohnungen geplant. Darauf soll vorerst verzichtet werden. Eine einzelne notwendige Sanierung hat geradezu eine Kettenreaktion ausgelöst. Zunächst muss nun die Art des Um- und Ausbaus der Mittelschule Dachau-Süd geplant werden. Keinerlei Alternative gibt es bisher für die VHS. Geschäftsführer Buschhaus hofft, dass wenigstens in den Abendstunden Kurse für Erwachsenenbildung in dem Gebäude stattfinden können.

Die Schließung der Thoma-Schule, die im März vergangenen Jahres beschlossen wurde, war äußerst emotional diskutiert worden. Nun wird der Pausengong noch einige Jahre länger über die Thoma-Wiese schallen.

© SZ vom 16.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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