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Josef-Effner-Gymnasium widmet eine Woche dem Thema Asyl in Deutschland und will sich langfristig engagieren

Von Fam Marie Schaper, Dachau

Ein Mann erzählt davon, wie er seine Heimat verlassen musste. Er kommt aus dem Iran und verließ sein Land, weil er die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht aufgeben wollte. Sein Name ist Peyman Saba und seine Geschichte hat er in einem Dokumentarfilm festgehalten. "Staatenlos" ist der Titel des Filmes, der seine berührende Lebensgeschichte festhält. Schüler des Josef-Effner-Gymnasium haben ihn angesehen und sich damit eingestimmt auf eine Themenwoche mit dem Titel "Flucht aus der Heimat". An diesem Montag soll sie beginnen.

Die Lehrer Alexandra Haas, Stephan Hummel und Steffi Reindl haben zusammen mit den Schülerinnen Theresa Eberl, Julia Franke, Jessica Rohrbach und Kristin Majewski eine Programmwoche organisiert, die Schüler über die Lage der Flüchtlinge informieren soll. Die Idee zu dem Projekt entwickelte sich durch verschiedene Veranstaltungen. Theresa Eberl und Julia Franke haben bereits an einen Seminar teilgenommen, dass ihre Lehrerin Alexandra Haas über die Flüchtlingsthematik hielt. Ihre Mitschülerinnen Jessica Rohrbach und Kristin Majewski haben einen direkten Zugang zum Thema, weil sie sich bei einer Hausaufgabenhilfe für Flüchtlingskinder engagieren. Den Ausschlag für die Zusammenarbeit gab schließlich der Tag der offenen Tür im Landratsamt, erzählen die vier Schülerinnen. Die Jugendlichen nahmen an einem Planpiel teil, in dem eine Schulausschusssitzung simuliert wurde. Es sollte darüber entschieden werden, welche Projekte man fördern wolle und mit welchen Mitteln. Die vier bildeten ein Team und entschieden sich für eine Flüchtlingsthemenwoche, weil ihnen allen das Thema sehr am Herzen liegt, wie sie sagen. Am Ende der Veranstaltung wurden die einzelnen Projekte vorgestellt und die besten wurden mit einem Preisgeld ausgezeichnet. Die Schülerinnen konnten für ihre Schule 1200 Euro gewinnen, die sie für die Planung und Organisation der Themenwoche verwendet haben, etwa für das Veranstalten einer Tombola.

Die Woche soll nun dazu dienen, die Schüler darüber zu informieren, welche Schicksale hinter den Berichten aus den Medien stecken. Dazu hat die Schule einige Experten zu Vorträgen eingeladen. Es wird über die Asylverfahren, Flüchtlingsarbeit und Anti-Rassismus referiert werden. Außerdem sollen die Schüler erfahren, wie sie auch im kleinen Rahmen die Flüchtlinge unterstützen können. Die Vorträge werden von einer Ausstellung begleitet, die noch weitere Hintergrundinformationen liefern soll. Auch eine Tombola wird angesetzt, deren Erlös der Flüchtlingshilfe in Deutschland zu Gute kommen soll.

Auch direkte Begegnungen mit Flüchtlingen sind eingeplant. Während einem Erzählcafé für Oberstufenschüler sollen Flüchtlinge von ihren Erlebnissen berichten können. Ursula Burkner, Mitarbeiterin beim Arbeitskreis Asyl Dachau, organisiert das Gespräch mit mehreren Flüchtlingen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Außerdem soll der Kontakt zu gleichaltrigen Flüchtlingen ermöglicht werden: Zu diesem Anlass werden jugendliche Flüchtlinge die Schule besuchen, die unbegleitet nach Deutschland gereist sind. Dieser Teil der Themenwoche ist als Selbstläufer gedacht: Es sollen keine wöchentlichen Treffen mit Lehreraufsicht ausgerichtet, sondern den Jugendlichen freie Hand gelassen werden. Sollten sie Interesse an Treffen haben, soll das privat unter einander verabredet werden.

Besonders froh sind die Organisatoren, dass sich ihr Projekt mit der Zeit zu einem Gemeinschaftsprojekt ausgewachsen hat. "Wir haben viel positives Feedback bekommen", sagt Lehrer Stephan Hummel. Viele hätten Ideen beigesteuert. Firmen und Geschäfte aus Dachau, Karlsfeld und München spendeten Dinge für die Tombola. Inzwischen hat sich zur Flüchtlingshilfe ein Arbeitskreis der Schüler gegründet, der mit den vier Hauptorganisatorinnen zusammen 21 Personen stark ist. Sie haben die Themenwoche gemeinsam organisiert, wollen aber nach dessen Ablauf ihre Hilfe nicht einstellen. Es soll nicht bei Informationsveranstaltungen bleiben. Stattdessen wollen sich die Schüler direkt in der Flüchtlingshilfe engagieren. Jeder von ihnen will seinen Teil dazubeitragen, dass die Lage der Flüchtlinge in Deutschland verbessert wird.

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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