Dachau:K.o. in der ersten Runde

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Extern wurde Stirner als Vorsitzender sehr gelobt. (Foto: Heigl)

Der Vorsitzende des TSV 1865 tritt nach internen Anfeindungen zurück. Sebastian Stirner war erst im Oktober gewählt worden. Im Vorstand hat er jedoch wenig Rückhalt gefunden

Von Viktoria Großmann, Dachau

Eine Woche nach seiner 150-Jahr-Feier ist der TSV 1865 kopflos. Am Donnerstagabend trat in einer von ihm eigens einberufenen Vorstandssitzung der erste Vorsitzende Sebastian Stirner zurück. Massive persönliche Angriffe und Anfeindungen hätten es ihm unmöglich gemacht, den Verein weiterhin angemessen zu präsentieren und seine Arbeit für den Verein sachlich fortzuführen, erklärt Stirner im Gespräch mit der SZ. Der 34-Jährige war nach zwei Jahren als dritter Vorsitzende erst im Oktober zum Vorsitzenden gewählt worden. Er hatte schon zuvor einige Zeit lang als wahrscheinlicher Nachfolger von Richard Reisböck gegolten, der dem Verein 22 Jahre lang vorgestanden hatte.

Sebastian Stirner ist am Freitag deutlich anzumerken, wie sehr ihn sein Entschluss aufgewühlt hat. "Diese Entscheidung trifft mich emotional viel mehr als alles, was vorher gelaufen ist", sagte er. Stirner war angetreten mit dem festen Vorhaben, den Umzug des TSV auf neues, größeres Gelände und in neue Hallen entscheidend voranzubringen. Sein Rücktritt könnte eine deutliche Verzögerung für dieses Projekt bedeuten. Stirner war es gelungen, einen guten Kontakt zur Stadt zu finden. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) bedauert Stirners Rücktritt. Die Gespräche mit Stirner und weiteren Vorstandsmitgliedern seien konstruktiv verlaufen, man habe insgesamt eine gute Zusammenarbeit erreicht. Transparenz schaffen war eines von Stirners erklärten Zielen. Im 2200 Mitglieder starken Verein gebe es einige "alte Seilschaften", die schwer zu durchbrechen seien. Dazu fehlte offenbar auch der Rückhalt der weiteren Vorstandsmitglieder.

Stirner findet trotz seines offenbaren Entsetzens und, wie er sagt, "persönlicher Enttäuschungen" gute Worte für die Kollegen. Allerdings habe er sich gewünscht, dass sie die Aufgaben und Entscheidungen stärker mittragen und sich nicht "wegducken". Um Wesentliches, wie etwa eine interne Debatte über die Umsetzung des Umzugs oder die Ausrichtung des TSV in der Zukunft sei es bei den Querelen und Angriffen nie gegangen. Es gehe auch nicht um Gemecker oder Tratsch. "Damit kann ich umgehen", sagt Stirner.

Nun aber habe er Anfeindungen und persönliche Angriffe erlebt, die er nicht hinnehmen wolle. "Das schadet nicht nur der Person, das schadet dem Verein." An dessen positiver Außenwahrnehmung wollte Stirner arbeiten. So trieb er etwa die Einrichtung einer Kindersportschule (Kiss) im Verein voran. "Es ist uns gelungen, dass wir gesehen werden", sagt er. Auch ein veränderter Internet-Auftritt gehörte für ihn zum Konzept und natürlich das viertägige Fest zur 150-Jahr-Feier. Mit dem Fest habe der Verein sogar neue Mitglieder gewonnen.

Für Stirner war es allerdings der Anfang vom Ende. Schon auf der Auftaktfeier im Kreise geladener Gäste habe er sich schwere Vorwürfe an der Organisation des Abends, der Begrüßung der Gäste, bei der einige sich übergangen fühlten, an der Einladungsliste sowie den Darbietungen anhören müssen. So hatte Stirner sich in seiner Rede bei vielen seiner Helferinnen und Mitarbeiter bedankt, jedoch nicht bei den Vorstandsmitgliedern. Auch auf den Beitrag des Ehrenvorsitzenden Reisböck zum TSV war Stirner nicht eingegangen. Das sei abgesprochen gewesen, sagt er. Weder die zweite Vorsitzende, Gabriele Siegl, noch der dritte Vorsitzende, Peter Galonska, wollten sich am Freitag zu den Vorgängen äußern. Günther Lommer, Präsident des Bayerischen Landessportverbands, hatte sich auf der 150-Jahr-Feier beeindruckt gezeigt von "dem jungen, dynamischen Vorsitzenden". In seiner Rede hatte er den TSVlern zugerufen: "Behalten Sie ihn! Möglichst lange!" Stirners Amtszeit war nun denkbar kurz.

© SZ vom 20.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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