Dachau:Irren ist unterhaltsam

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Kolumnist Axel Hacke begeistert mit Anekdoten und leisem Humor

Von Julian Erbersdobler, Dachau

Axel Hacke ist ein Mann, der in seinen Texten auch seinen Kühlschrank Bosch zu Wort kommen lässt. Hackes Kolumnen, Figuren und Ideen sind an Absurdität schwer zu übertreffen. Es liegt Genialität in seiner Art, das Sonderbare vom weniger Sonderbaren zu trennen, und es in einer seiner Kolumnen, Hörspiele, oder Bücher zu verarbeiten. An diesem Abend im Ludwig-Thoma-Haus brilliert der 59-jährige Autor und Journalist natürlich auch mit diesen Tugenden. Hacke ist nicht der Mann, der sein Publikum in rasendes Gelächter ausbrechen lässt, wie andere Künstler des "Dachauer Kabarett-Gipfels". Hacke schert sich nicht um schnelle Gags, er ist ein Mann der leisen Töne und des hintersinnigen Humors. Sein Publikum begeistert er in seinem Programm "Alle Jahre schon wieder" am meisten, wenn er einige seiner zeitlosen Anekdoten zum Besten gibt.

1990 veröffentlichte Hacke seine erste Kolumne im SZ-Magazin. Bis heute schreibt er Woche für Woche eine, derzeit unter dem Titel "Das Beste aus aller Welt". Besonders gut kommen bei den Dachauern die Beiträge über missverstandene Liedtexte, Sätze oder Worte an. Etwa diese Verwechslung, von der ihm eine Leserin berichtete: Als ein Schulkind nach Hause kommt, berichtet es seiner Mutterstolz, dass der "Erdbeerschorsch" zum Filmen vorbeikommen würde. Nie gehört von diesem Erdbeerschorsch, denkt sich die Mutter irritiert. Hacke: "In diesem Fall meinte das Kind eigentlich den Erzbischof, der zum Firmen kommt." Doch nicht nur Kinder hätten die Gabe Dinge ganz und gar falsch zu verstehen. Auch viele Erwachsene berichten ihm von ihren Verhörern und Missverständnissen. "Das macht die Texte in vielen Fällen sogar besser", meint Hacke. Bei Herbert Grönemeyer ist beispielsweise in seinem bekannten Song von "Flugzeugen im Bauch" die Rede. Absolut unrealistisch. Da mache der Verhörer eines Lesers deutlich mehr Sinn, der fest davon überzeugt war, Grönemeyer beziehe sich inhaltlich auf die kleinen, bunten Fruchtzwerge. Hackes Auftritt spendet jede Menge Trost. Seine weihnachtliche Botschaft: Irren ist menschlich, und in vielen Fällen auch noch sehr unterhaltsam.

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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