Dachau:Investition in die Zukunft

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Für ihre besondere Leistung werden Melanie Ackermann (li.) und Markus Hanisch von Christine Unzeitig (re.) ausgezeichnet. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Auf der Freisprechungsfeier ermutigt Kreishandwerksmeister Ulrich Dachs die 35 Gesellen, sich weiterzubilden, um später einmal selbst ausbilden zu können. Die Absolventen erhalten Lob, Wertschätzung - und Urkunden

Von Andreas Förster, Dachau

"Lehrjahre sind keine Herrenjahre" lautet ein altes Sprichwort. Es stimmt: 14 der 35 Absolventen, die Lehrzeit und Abschlussprüfung bestanden haben, sind Frauen. Und auch bei den fünf Innungsbesten ist eine junge Frau dabei. Die 19-jährige Katharina Schweisthal hat bei den Friseurinnen am besten abgeschnitten. Ihre vier Handwerker-Kollegen, die auf der großen Bühne des Ludwig-Thoma-Hauses von ihren Obermeistern als Innungsbeste mit Urkunden geehrt werden, sind Andreas Gailer, 19, (Bau-Handwerk), Christoph Wagner, 20, (Metzger), Jan Nüske, 20, (Schreiner) und Bernhard Schuster, 24, (ebenfalls Schreiner).

Dass die Mädels den Jungs in nichts nachstehen, zeigt sich auch bei der Verleihung des Hermann-Huber-Preises für besondere Leistungen in der Ausbildung: Zwei der drei Preisträger sind weiblich: Melanie Ackermann, 23, und Viviane Meier, 22. Zusammen mit Markus Hanisch, 19, dürfen sie sich über eine Reise nach Berlin samt Taschengeld freuen. Der Preis sei als Förderung und Ermutigung für junge Menschen gedacht, die sich über das Normale hinaus engagieren, sagt Christine Unzeitig, stellvertretende Vorsitzende des IHK-Gremiums Dachau-Fürstenfeldbruck, als sie die Urkunden überreicht.

Ermutigende und motivierende Worte findet auch Kreishandwerksmeister Ulrich Dachs, der anhand imposanter Zahlen die Bedeutung des Handwerks verdeutlicht: Es sei der zweitwichtigste Wirtschaftszweig des Landkreises. Mit einem Ausbildungsanteil von 43 Prozent stehe der Landkreis Dachau in Bayern an zweiter Stelle, der Anteil des Handwerks an der gesamten Wirtschaftsleistung im Landkreis betrage 21 Prozent, in Oberbayern gerade mal 6,1 Prozent. Er ermutigt die Absolventen sich weiterzubilden, selbständig zu machen, um später einmal selbst ausbilden zu können.

Denn nur, wer auch selbst ausbildet, habe ein Recht auf die dringend benötigten Fachkräfte, von denen immer und überall gesprochen werde. Dachs nutzte die Bühne dazu, seinem Herzen Luft zu machen mit der Kritik an den Betrieben im Landkreis, die sich weigerten auszubilden, weil es "zu stressig" sei.

"Ausbildung ist nicht als Kostenstelle zu betrachten, sondern als Investition in die Zukunft", betont der Kreishandwerksmeister leidenschaftlich. Auch Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann gratuliert den Absolventen mit einer kurzen, humorvollen und herzlichen Rede. "Ich wünsche Ihnen Wertschätzung, denn das, was Sie leisten, hat einen Wert und verdient Wertschätzung", sagt er. Dazu dienten auch dieser Abend und die üppige Blumen-Pracht auf der Bühne, die er selten so reich geschmückt gesehen habe.

Bei der Freisprechung durch Ulrich Dachs stehen die Absolventen von ihren Plätzen auf, der Kreishandwerksmeister spricht sie von ihren Pflichten der Ausbildung frei. Die jeweiligen Obermeister überreichen die Gesellenbriefe, nun dürfen sich die jungen Frauen und Männer "dazugesellen", sie sind nun "vollwertige" Handwerkerinnen und Handwerker.

Die Innungsbesten Katharina Schweisthal aus Markt-Indersdorf und Jan Nüske aus Dachau jedenfalls wollen sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern haben bereits die Weichen für die Zukunft gestellt: Katharina arbeitet in einem neuen Friseursalon und macht sich mit einem Tattoo-Studio selbständig. "Zeichnen war schon immer mein Hobby", erzählt sie. Jan Nüske lernt auf der Berufsoberschule in München für sein Abitur, um Architektur studieren zu können Denise Tschiesche aus Vierkirchen, im vergangenen Jahr Innungsbeste bei den Friseurinnen, ist in ihrem Ausbildungsbetrieb geblieben. Aber auch sie will sich fortbilden. Ihr Ziel: Visagistin. Den Junggesellinnen und -gesellen im Landkreis Dachau scheint eines gemeinsam: ein gesunder Ehrgeiz.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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