Dachau:In der Stalker-Hölle

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Wie sich eine Mutter aus den Klauen ihres Mannes befreit

An einem sonnigen Tag im Frühjahr kam es zum Eklat. Weil ihr Mann das gemeinsame Auto brauchte, "hat er mich vor unseren Freunden massiv zusammengestaucht", berichtet Rebecca Kirchner (alle Namen geändert). An die täglichen Streitereien, an Vorhaltungen wie auch körperliche Grenzüberschreitungen hatte sich die 33-Jährige schon so gewöhnt, dass sie wieder einmal um des lieben Friedens willen sofort klein beigab.

Für die gemeinsamen Freunde aber gab diese Auseinandersetzung den Ausschlag. Sofort am nächsten Tag brachten sie Rebecca Kirchner mit ihrem zweijährigen Sohn zu ihrer Mutter. Ihr Umfeld war schon lange hellhörig, sie selbst hat die psychische Gewalt in ihrer Ehe lange erduldet. Im Rückblick ist die junge Frau froh, "den Anstoß habe ich gebraucht." Doch seit sie in ihre Heimat zurückgekehrt ist, wird sie von ihrem Mann terrorisiert. "Die psychische Belastung ist enorm."

Bei Polizei und Stalkingberatung hat sich Rebecca Kirchner schon Hilfe geholt, Anzeige erstattet. Bis zu 20 Anrufe täglich, Dutzende Nachrichten auf dem Handy, im Internet wurden mit ihrem Namen und Fotos Profile erstellt. Wer dahintersteckt, ist für Rebecca Kirchner klar. Mehrfach hat sie ihre Mobilfunknummer gewechselt, ohne Erfolg. Sie fühlt sich beobachtet und vermutet, dass ihr Handy ausspioniert wird. "Er weiß, wo ich bin und welche Fotos ich auf meinem Handy habe." Auch ihr soziales Umfeld wird mit Anrufen bombardiert.

Nach der Trennung hat Rebecca Kirchner erfahren, dass ihr gesamtes Leben auf Lug und Trug aufgebaut war. Nun hat sie nicht nur ihre Partnerschaft verloren, auch Wohnung, Job und Kinderbetreuung sind weg. Und ihr gesamtes Hab und Gut. Erinnerungsstücke, Spielsachen des kleinen Lukas oder Waschmaschine: Alles hat ihr Mann weggeschafft, bevor sie ihr Eigentum aus der gemeinsamen Wohnung holen konnte. Jetzt steht die junge Mutter vor dem Nichts. Nach monatelanger Suche hat sie eine kleine Wohnung gefunden, "wirklich schön, aber leer". Ihre Familie stemmt mit Mühe die Kaution, mehr geht nicht. Vom Kleiderschrank über Tisch und Bett bis hin zu Geschirr und Wäsche fehlt alles. Damit die junge Frau wieder Fuß fassen kann, möchte der SZ-Adventskalender helfen.

© SZ vom 17.12.2015 / pes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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