Wo kann ein gläubiger Mensch Gott besser erleben als in der Natur? Das hat sich Peter Heimann, Patoralreferent im Pfarrverband Dachau Stankt Jakob, gefragt, als er gerade über neue Wege nachdachte, die Bibel den Menschen näherzubringen. Die Idee des "Bibel-Walkings" bezeichnet er als "göttliche Eingebung". Es sei sozusagen "die natürliche Verbindung aus Nordic Walking mit dem Wort Gottes". Als theologischer Mitarbeiter des Dachauer Forums holte sich Heimann seine Kollegin Maria Huber, Referentin für Nordic Walking, mit ins Boot. Gemeinsam führen die beiden seit nunmehr drei Jahren sowohl sportlich Interessierte als auch spirituell Neugierige von der Mitterndorfer Brücke an der Amper entlang über die Wacholderheide bis nach Günding und zurück.
In diesem Jahr wurde das Angebot auf sieben weitere Strecken im Landkreis Dachau ausgeweitet: Mit Arnzell, Hilgertshausen und Petershausen im Norden, Schönbrunn im Osten, Karlsfeld und Unterbachern im Süden und Sixnitgern im Westen des Landkreises kamen sieben weitere Strecken dazu.
Jede der zwischen sechs und sieben Kilometer langen Wanderungen findet viermal nacheinander statt, jeweils zu einer anderen Jahreszeit. "Jede Jahreszeit hat ihren eigenen Reiz und man erlebt die Strecke immer wieder neu", sagt Maria Huber. Um die Natur und ihren Wandel sinnlich wahrzunehmen, wird ein Großteil der etwa zwei Stunden in der Stille und Kontemplation zurückgelegt. Heimann weiß: "In unserer hektischen Welt wird das Bedürfnis nach Ruhe immer größer." Anfangs suchen sich alle Teilnehmer einen Bibelvers aus. Mindestens vier stehen zur Auswahl, jeder soll den nehmen, der ihm am besten gefällt oder am meisten anspricht. Er ist auf Klebeband aufgedruckt, so kann man den Spruch auf die Ärmel oder die Walking-Stöcke heften. Damit lasse er sich besser einprägen. Jeder Teilnehmer läuft in seinem eigenen Tempo. Dazwischen gibt es Pausen, Austausch und Dehnübungen.
Unter Gleichgesinnten fällt es leichter, sich zu öffnen, einen mehr oder weniger großen Blick in die Seele zuzulassen, mit manchmal verborgenen oder verschütteten Gefühlen in Berührung zu kommen, sagen die Organisatoren. "Immer wieder werden in den Gesprächen tief sitzende Probleme oder Ängste aufgedeckt", so Heimann. "Nicht selten fließen Tränen. Dann ist es gut, wenn jemand dabei ist, der die Not versteht und die Person auch auffangen kann." Und, sagt der Theologe, die Teilnehmer bekommen ein Impuls für den Alltag.
Wegen einer Erkrankung kann er zurzeit nicht mitlaufen. "Aber wir haben für jede Strecke eigene Referentinnen, die das ganz toll machen", betont Heimann. Eine ist eher für den sportlichen Teil zuständig, die andere für den spirituellen.
Das nächste Bibel-Walking findet am Samstag, 18. Juli, in Karlsfeld (Schwarzhölzl und Ruderregatta) statt. Treffpunkt ist um 10 Uhr die kleine Brücke über den Moosgraben (Wiesenweg 47). Teilnehmer zahlen fünf Euro Gebühr. Das komplette Programm und die Anmeldung ist im Internet unter https://www.dachauer-forum.de/aktuelles.html zu finden.