Dachau:Holpriger Start am Himmelreichweg

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Kein Wasser, keine Heizung: Flüchtlinge frieren in der neuen Containeranlage in Dachau Süd - Landratsamt räumt Fehler ein

Von Anna-Sophia Lang, Dachau

Es war ein Umzug mit Pannen: Flüchtlinge aus der Gemeinschaftsunterkunft in der Kufsteiner Straße sollten am vergangenen Donnerstag in die neue Containeranlage am Himmelreichweg in Dachau Süd ziehen. Doch als die Männer, Frauen und Kinder dort ankamen, gab es kein Wasser und die Heizung funktionierte nicht. Am Abend wurde die Leitung repariert. Doch stand den Bewohnern kein heißes Wasser zur Verfügung, die Heizung blieb kalt. Deshalb entschlossen sich die ehrenamtlichen Helfer vom Arbeitskreis Asyl am Samstag, alle Flüchtlinge, die wollten, zurück in die Gemeinschaftsunterkunft zu bringen. Für Waltraud Wolfsmüller, Koordinatorin des Arbeitskreises, ist klar: "Der Umzug war nicht ausreichend vorbereitet. Er hat ohne Not zu einer Zeit stattgefunden, zu der die Unterkunft nicht bezugsfertig war." Das Landratsamt, das für den Umzug verantwortlich ist, räumt auf Nachfrage der SZ Fehler ein. "Es gab interne Kommunikationsschwierigkeiten", sagt Landrat Stefan Löwl (CSU). Man habe gedacht, die neue Containeranlage sei bezugsfertig.

Landratsamt ließ Heizlüfter aufstellen

Der Helferkreis informierte das Landratsamt umgehend über die Missstände. Am Freitag seien dann Mitarbeiter und Handwerker an der Unterkunft gewesen, um die Mängel zu beheben, sagt Löwl. Außerdem wurden von einer Fachfirma geprüfte Heizlüfter aufgestellt, die laut Landratsamt den Brandschutzvorschriften entsprechen. Im Laufe des Wochenendes habe alles wieder funktioniert. Das kann Wolfsmüller nicht bestätigen. "Aus unserer Sicht gab es am Wochenende in den Duschen kein heißes Wasser." Deshalb habe der Helferkreis den Flüchtlingen am Samstag angeboten, sie in die Kufsteiner Straße zurückzubringen. Dieses Angebot teilten sie auch dem Landratsamt mit. Eine Mutter mit zwei kleinen Kindern nahm es wahr, andere blieben, fuhren aber zum Duschen in die Kufsteiner Straße.

Zugangsweg wird erst in den kommenden Wochen geteert

Doch die Helfer ärgerten sich nicht nur über fehlendes Warmwasser und eine nicht funktionierende Heizung. Sie kritisierten, dass die Anlage verschmutzt gewesen sei und Bauteile herum gelegen seien, so dass die Flüchtlinge erst einmal geputzt hätten. Außerdem seien über den Wasserhähnen Schilder gehangen, auf denen "Kein Trinkwasser" stand. Dies bestätigt Löwl. Das Wasser sei zu dem Zeitpunkt noch nicht geprüft gewesen, weshalb man Mineralwasser bereit gestellt habe. Die Wasserprüfung sei am Freitag umgehend vorgenommen worden. Den Dreck in der Unterkunft und herumliegende "Installationsteile" erklärt der Landrat mit den restlichen Bauarbeiten und dem Umzug der Flüchtlinge selbst. Der Zugangsweg werde erst in den kommenden Wochen geteert, "deshalb trägt man den Dreck an den Schuhen mit rein". Die Unterkunft solle in dieser Woche gereinigt werden.

Eigentlich hätten die Flüchtlinge aus der Kufsteiner Straße schon in den Osterferien einziehen sollen. Doch die Belegung der zweistöckigen Containeranlage für bis zu 120 Menschen verzögerte sich, weil der Brandschutz nicht gewährleistet war. In den kommenden Wochen soll sie nun vollständig belegt werden. Jede Woche sollen 15 bis 20 Menschen aus den Traglufthallen einziehen. Zwar würden dem Landkreis nach wie vor keine neuen Flüchtlinge zugewiesen, sagt Löwl. "Aber so lange die Traglufthallen voll sind, können wir uns nicht entspannen."

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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