Dachau:Hartmut Baumgärtner ist neuer Behindertenbeauftragter der Stadt

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Hartmut Baumgärtner hat sein Büro im Mehrgenerationenhaus in der Altstadt bezogen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Von Maximalforderungen hält der 68-Jährige nichts. Er setzt lieber auf pragmatische Lösungen.

Von Petra Schafflik, Dachau

Sein Leben lang hat Hartmut Baumgärtner mit Menschen gearbeitet - beruflich und ehrenamtlich als Leiter einer Selbsthilfegruppe. Da lag es für den 68-jährigen nahe, sich auch im Ruhestand zu engagieren. "Ich wollte keinen Job, aber mich weiter für andere einsetzen", sagt Baumgärtner. Vom Stadtrat ist der rührige Senior als Nachfolger von Talip Yüksel zum neuen Dachauer Behindertenbeauftragten benannt worden. Ein Konzept, wie er dieses Ehrenamt angehen will, hat Baumgärtner schon. Dachauer mit Handicap und ihre Angehörige möchte er individuell und situationsgerecht beraten, passgenaue Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigen. "Denn es gibt manches, doch oft fehlt die Information." Was den behindertengerechten Umbau der Stadt angeht, will Baumgärtner weiter vorankommen, dezidiert aber "keine utopischen Forderungen aufstellen, die nicht zu bezahlen sind". Vielmehr geht sein Blick auf schrittweise Verbesserungen, die "realistisch und machbar sind."

Der neue Behindertenbeauftragte der Stadt blickt auf vielfältige Berufserfahrungen zurück. Lange Jahre war der gelernte Koch als Geschäftsführer in der Gastronomie und im Handel tätig, nach einem Unfall arbeitete er in der Altenpflege. Auch organisierte und leitete Baumgärtner im Verein Kreuzbund eine Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige und deren Angehörige. Aus seinen beruflichen und ehrenamtlichen Erfahrungen gerade mit Senioren und Suchtkranken weiß Baumgärtner, "dass auch Angehörige oft Beratung benötigen, denn sie stehen weniger im Fokus der Hilfsangebote." Der neue Behindertenbeauftragte sieht sich deshalb als Ansprechpartner für Menschen mit Handicap, aber auch für deren soziales Umfeld.

Barrierefreiheit nützt nicht nur den Behinderten

Auch was die Bedürfnisse von Behinderten angeht, will Baumgärtner die öffentliche Wahrnehmung erweitern. Neben Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, die auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, sollen stärker Bürger bedacht werden, die durch eine Seh- oder Hörbehinderung eingeschränkt sind und sich dennoch gerne selbständig in der Stadt bewegen möchten. Barrierefrei heißt nicht nur breite Türen ohne Schwellen, sondern etwa auch Signale und Leitmarkierungen für Blinde. Konkrete Themen, die es in Dachau noch anzugehen gilt, seien längst bekannt, sagt Baumgärtner. Wie etwa die Installation von ebenen Gehbahnen im holprigen Kopfsteinpflaster der Altstadt oder die Einrichtung akustischer Signale an Fußgängerampeln - und zwar überall, wo in der Stadt viele Menschen unterwegs sind.

Allerdings hält der neue Behindertenbeauftragte nichts von Maximalforderungen. Vielmehr müsse schlicht bei jeder Sanierung oder Modernisierung automatisch eine behindertengerechte Ausführung erfolgen. "So lassen sich Extrakosten sparen bei vorausschauender Planung." Und eine barrierefreie Stadt komme ja nicht nur Behinderten zu Gute. "Es profitieren Senioren, Kinder, Eltern mit Kinderwagen und auch junge Menschen, die etwa nach einem Unfall zeitweise in ihrer Mobilität eingeschränkt sind - in Summe wohl zwei Drittel der Gesellschaft."

Umdenken tut not

Damit Bürger mit Handicap nicht nur Ämter und Behörden problemlos aufsuchen können, sind auch private Hausbesitzer gefragt. Noch immer lägen Arztpraxen im oberen Stockwerk von Gebäuden ohne Aufzug, seien Geschäfte nur über Treppen oder holprige Schwellen erreichbar. "Natürlich können wir die alten Häuser nicht einfach abreißen", sagt Baumgärtner. Der neue Behindertenbeauftragte setzt auf ein "Umdenken in den Köpfen" und darauf, dass zumindest bei Neubau oder Sanierung auf Barrierefreiheit geachtet wird.

Für Anfragen und Informationen ist der städtische Behindertenbeauftragte Hartmut Baumgärtner erreichbar immer montags von 9 bis 12 in seinem Büro im Mehrgenerationenhaus (Konrad-Adenauer-Str. 15), telefonisch unter 08131/61 490 60 oder per E-Mail: behindertenbeauftragter@dachau-mail.de. Auch individuelle Termine für ausführliche Beratungsgespräche lassen sich vereinbaren.

© SZ vom 19.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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