Dachau:Hartmann verurteilt Flugblattaktion

Lesezeit: 1 min

Dachau erstattet Anzeige wegen Verwendung des Stadtwappens auf anonymem Aufruf

Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) distanziert sich deutlich von einem anonymen Flugblatt, das am Freitagmorgen in Dachau-Süd aufgetaucht ist. Anwohner im Himmelreichweg und in der Adolf-Hölzel-Straße sowie möglicherweise weiteren Straßen, fanden das Blatt am Freitagmorgen in ihrem Briefkasten. Gezeichnet ist es mit "Ihre Dachauer Nachbarschaft". Unter Verwendung des Dachauer Stadtwappens wendet es sich "an alle Dachauer Familien" und ruft dazu auf "für den Erhalt unserer sicheren Heimat" zu kämpfen. Die Verfasser kritisieren den Bau der Asylbewerberunterkunft am Himmelreichweg. Das Landratsamt wird dort auf städtischem Grund Wohncontainer für bis zu 120 Menschen errichten. Diese Tatsache zitieren die anonymen Verfasser widerrechtlich aus einem Artikel der SZ und verwenden markenrechtswidrig auch das Logo der Süddeutschen. Auf dem Flugblatt schreiben sie, Kinder seien durch die Ansiedlung der Asylbewerber auf dem Schulweg gefährdet, Sportanlagen könnten von Frauen und Kindern nicht mehr risikofrei benutzt werden.

"Die Stadt verurteilt Inhalt und Wortwahl dieses Flugblattes", lässt Oberbürgermeister Florian Hartmann in einer Stellungnahme mitteilen. Die Stadt werde wegen der unberechtigten und missbräuchlichen Verwendung des Stadtwappens Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten. Laut Dachauer Polizei ist dies bereits die dritte bekannte Flugblattaktion im Landkreis. Zuvor hatten Unbekannte Zettel in Markt Indersdorf sowie in Niederroth verteilt. Auf diesen war vor einer Flüchtlingsunterkunft gewarnt worden, die gar nicht geplant ist. Auch in diesem Fall wurden Flüchtlinge als potenzielle Straftäter dargestellt. "Hier werden Ängste geschürt, ohne irgendwelche Belege anzuführen", sagt Polizeisprecher Werner Kretz. Tatsächlich sei die Zahl der Delikte durch den Zuzug der Flüchtlinge nicht überproportional angestiegen. Lediglich ein einziger Fall von sexueller Belästigung ist der Polizei bekannt geworden.

Erst in dieser Woche war Landrat Stefan Löwl (CSU) öffentlich Gerüchten und Vorurteilen über Verbrechen, die angeblich von Flüchtlingen begangen werden, entgegengetreten. Oberbürgermeister Hartmann und Landrat Löwl werden am Donnerstag, 28. Januar, im Ludwig-Thoma-Haus die Öffentlichkeit über die Containerunterkunft am Himmelreichweg informieren. Auch Vertreter der Helferkreise, der Caritas und der Polizei werden sprechen. Beginn ist um 17 Uhr.

© SZ vom 23.01.2016 / vgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: