Dachau:Glänzende Kinderaugen

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Marion Lechner erzählt vom Geben und Schenken. (Foto: oh)

Marion Lechner erzählt von der Aktion Weihnachtswunsch

Von Fam Marie Schaper, Dachau

Gespannt pressen sie ihre Ohren an die Tür. Beide wissen, dass es nicht helfen wird, aber ihre Anspannung ist einfach zu groß, um brav im Kinderzimmer zu warten. Vielleicht hilft es, durch das Schlüsselloch zu blicken - doch auch so können sie nichts erkennen. Da! Endlich! Das Glöckchen wird geläutet, sie dürfen den Raum betreten, das erste Mal den geschmückten Weihnachtsbaum sehen und ihre Geschenke öffnen. Nur leider ist diese Freude nicht in allen Familien möglich. Wenn es am Geld mangelt, ein Geschenk zu kaufen, ist das meist nicht nur für die Kinder eine Enttäuschung. Deswegen gibt es die Aktion Weihnachtswunsch, initiiert vom Elternbeirat des Kinderhauses Augustenfeld der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Die SZ stellt in einer Serie Menschen aus dem Landkreis mit ihren persönlichen Weihnachtsgeschichten vor. Marion Lechner erzählt vom Geben und Schenken.

Die 38-Jährige ist dreifache Mutter und weiß nur zu gut, wie glücklich Kinder sind, wenn sie das lang ersehnte Spielzeug endlich in den Händen halten. Sie und die anderen Väter und Mütter im Elternbeirat des Kinderhauses Augustenfeld haben deshalb vor drei Jahren die Aktion Weihnachtswunsch ins Leben gerufen. Sie besorgen ein Weihnachtsgeschenk für Kinder im Landkreis, deren Eltern das nötige Geld dafür fehlt. Über Marion Lechners Mutter, Gabriele Gerstl, die 35 Jahre lang Leiterin des Sozialamtes der Stadt Dachau war, bauten die Eltern den Kontakt zu Ulrich Wamprechtshammer, Leiter des Dachauer Jugendamts, auf. Familienberater des Jugendamts, die Familien mit wenig Geld unter die Arme greifen, schlagen seit 2012 Kinder vor, die von der Aktion unterstützt werden sollen. Dieses Jahr kaufte der Elternbeirat 15 Geschenke, die er am 17. Dezember dem Jugendamt überreicht. Das benötigte Geld spenden Eltern, deren Kinder im Hort, in der Krippe oder im Kindergarten des Hauses in Augustenfeld betreut werden. Wenn Geld übrig bleibt, geht es dann meist an die Eltern der beschenkten Kinder, vor allem in Form von Lebensmittelgutscheinen.

Es ist nicht das erste Projekt, das der Elternbeirat auf die Beine gestellt hat. Zuvor wurden Geschenkkisten für Kinder in Rumänien gepackt. "Doch Menschen in unserem Umfeld zu unterstützen, erschien uns vor drei Jahren dann die bessere Idee zu sein", sagt Marion Lechner. An allen Projekten sind auch die Kinder beteiligt. "Rumänien war für sie einfach zu weit weg, um sich zu begeistern. Jetzt ist das ganz anders." Die Hortgruppenkinder spendeten regelmäßig einen Teil ihres Taschengeldes, wie Lechner erzählt. Sie verpacken auch die Geschenke. "Alle werden dabei wirklich kreativ und basteln." Marion Lechner ist es wichtig, dass die Kinder miteinbezogen werden. "Die Beschenkten schicken dann Bilder, die sie gemalt haben, um sich zu bedanken." Allen Kindern soll ein schönes Weihnachtsfest ermöglicht werden, findet Marion Lechner.

Am wichtigsten für ihr eigenes Weihnachtsfest ist Marion Lechner, dass ihre Familie zusammen und alle gesund sind. Dieses Jahr gab es einen Todesfall im Freundeskreis. "Das hat mir wieder ins Gedächtnis gerufen, was wirklich wichtig ist", sagt sie. Trotzdem liegt es ihr natürlich am Herzen, dass ihre Kinder glücklich mit ihren Geschenken sind. Denn glänzende Kinderaugen stimmen einfach jede Mutter zufrieden und glücklich.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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