Dachau:Gegen den Stillstand

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Der TSV 1865 Dachau will nach einem Jahr Vakanz endlich den Posten des Vorsitzenden besetzen. Fragt sich nur, mit wem

Von Benjamin Emonts, Dachau

Der seit einem Jahr führungslose TSV Dachau 1865 wählt am Freitag, 22. Juli, einen neuen Vorsitzenden. Der Posten ist seit dem Rücktritt von Sebastian Stirner im Juni 2015 vakant. Stirner, der das Amt des langjährigen Vorsitzenden Richard Reisböck übernommen hatte, trat nach nur wenigen Monaten wegen angeblicher Anfeindungen aus dem Vereinsumfeld zurück. Seither wird der zweitgrößte Sportverein Dachaus interimsmäßig von der stellvertretenden Vorsitzenden Gabriele Siegl und Schatzmeister Klaus Bambach geleitet.

Für den Breitensport in der Großen Kreisstadt nimmt der TSV Dachau 1865 eine zentrale Rolle ein. Er bietet 18 Sportarten an, in denen sich mehr als 2200 Mitglieder sammeln. Neben den populären Sportarten wie Fußball, Handball und Tennis deckt er mit teils beachtlichem Erfolg auch Randsportarten wie Fechten, Baseball oder Taekwondo ab. Seine Basketballmannschaft, die Dachau Spurs, spielt in der Regionalliga.

Trotz seiner großen Bedeutung sucht der Verein nun seit mehr als einem Jahr nach einem neuen Vorsitzenden. Mit der Wahl des neuen Vorstands hat sich der TSV erstaunlich lange Zeit gelassen, in einer Situation, in der er vor richtungsweisenden Herausforderungen steht. Die Mitgliederzahlen des TSV stagnieren, andererseits finden die 2200 Sportler schon jetzt nicht mehr genügend Raum auf dem Vereinsgelände an der Jahnstraße. Spielfelder, Kabinen und Hallen sind zu klein und renovierungsbedürftig. Seit 15 Jahren liegen deshalb Pläne für eine Umsiedlung des Sportvereins auf ein Gelände östlich der Theodor-Heuss-Straße in der Schublade. Die Verhandlungen mit der Stadt Dachau laufen schleppend und wollen kein Ende finden. Vorverträge der Stadt mit den Grundstücksbesitzern östlich der Theodor-Heuss-Straße bestehen zwar. Doch haben diese eine ebenso begrenzte Laufzeit wie der Vorvertrag mit dem potenziellen Käufer des Stammgeländes Dachauer Baulöwen Herbert R. Ullmann. Es sind nach wie vor viele Fragen offen, wie und wann der Umzug vonstatten gehen soll.

Die Dachauer Stadtverwaltung hatte nach eigener Auskunft den vakanten Vorstandsposten als Zeichen des Stillstands in den Verhandlungen um die Aussiedlung des Vereins empfunden und im Haushaltsentwurf für 2016 zunächst kein Geld mehr eingestellt. Umso größer ist nun die Hoffnung, dass ein neuer Vorstand die Verhandlungen zu einem positiven Ende für den Verein führt - und zu einem möglichst schnellen zugleich.

Als Kandidat für den vakanten Posten des Vorsitzenden wird immer wieder der parteilose Dachauer Stadtrat Wolfgang Moll gehandelt. Er hat sich seit 1989 als Vorsitzender des Radsportvereins Soli Dachau bewährt und ist seit 22 Jahren Mitglied beim TSV Dachau 1865. In den vergangenen Monaten hat Moll immer wieder betont, wie sehr ihm der Verein am Herzen liege. Bei Fußballspielen der Bayernligamannschaft wird Moll immer wieder als Zuschauer gesichtet. Fragen, ob er den Vorsitz übernehmen will, werden zumindest nicht dementiert, eine Doppelfunktion als Vorsitzender zweier Sportvereine wollte er nicht ausschließen. Von der Fußballabteilung, die großes Gewicht beim TSV hat, wird Moll öffentlich als Wunschkandidat bezeichnet. Durch seine politische Funktion als Stadtrat, so die Hoffnung vieler TSV-Mitglieder, könnte er neuen Schwung in die Umzugsverhandlungen bringen. Moll selbst hält sich vor der Mitgliederversammlung mit Neuwahlen bedeckt. "Am 22. Juli werden wir mehr wissen. Mehr will ich dazu aktuell nicht sagen." Die Mitgliederversammlung in der Vereinsgaststätte beginnt um 19 Uhr.

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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