Vogelzählung:Geflatter im Garten

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Der Hausspatz wird wohl wieder zu den Spitzenreitern zählen. (Foto: dpa)

Eine Vogelzählung soll Aufschluss über veränderte Lebensräume geben.

Vor gut einer Woche hat Ludwig Wilhelm den ersten Kuckuck rufen gehört. Für den zweiten Vorsitzenden der Dachauer Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) bedeutet das: Die lebhafteste Zeit der Vögel hat begonnen. "Ende April kommen die letzten Zugvögel zurück aus Afrika", sagt er. Deshalb ruft der LBV nun zum elften Mal zur "Stunde der Gartenvögel" auf. Mit der Aktion, die vom 8. bis zum 10. Mai läuft, will der LBV Erkenntnisse über Lebensräume und das Verhalten der Vögel in sich verändernden Umständen gewinnen. Wer mitmachen will, setzt sich 60 Minuten lang in den Garten, auf den Balkon oder in einen Park und zählt alle Vögel, die er beobachtet.

Seit Jahren zeichnet sich laut Wilhelm ab, dass Gärten, Balkone und Parks zu immer wichtigeren Rückzugsorten für die Tiere werden. Ein Grund dafür ist neben Ausweisungen für Neubaugebiete die Landwirtschaft: "Weniger Wiesen und größere Felder mit oft nur einer Frucht, die zudem immer gründlicher ausgeräumt werden", sagt Wilhelm. So finden die Vögel weniger Beeren, Körner und Insekten. "In landwirtschaftlich geprägten Gegenden verhungern die Vögel zum Teil regelrecht".

Besonderes Augenmerk sollen die Vogelbeobachter auch auf den Mauersegler legen. Wilhelm hat bisher keinen einzigen gesehen. Denn wesentlich weniger Zugvögel als erwartet sind bisher zurückgekehrt. Auch um die Schwalben machen sich die Vogelschützer Sorgen. Sie zählen immer weniger Nester. Mehlschwalben, sagt Wilhelm, gehe es im Landkreis Dachau gar nicht so schlecht. Doch bei den Rauchschwalben, die vor allem in den Ställen alter Bauernhöfe brüten, sehe das schon ganz anders aus.

Neben den Vögeln interessiert sich der LBV dieses Jahr aber noch für weitere Tiere und Pflanzen: den Admiral, die Fledermaus, die Blindschleiche und die Eberesche, auch bekannt als Vogelbeerbaum. Er dient zahlreichen Vogelarten als Nahrungsquelle. Das Vorkommen dieser Arten gibt Hinweise auf die Eignung von Gärten als Heimat für verschiedene Tiere. Sie sind allerdings schwerer zu entdecken. Deshalb soll für sie angegeben werden, ob sie täglich, wöchentlich, monatlich oder seltener gesichtet werden.

Wer mitmachen will, muss kein großer Vogelkenner sein: Auf dem Meldebogen des LBV stehen vor allem bekannte Vögel wie die Amsel, der Buntspecht und das Rotkehlchen. Wer nicht genau weiß, wie Bergfink, Kleiber und Erlenzeisig aussehen oder wie sich der Feld- vom Haussperling unterscheidet, findet auf der Internetseite des LBV Steckbriefe der 30 häufigsten Gartenvögel. Wichtig bei der Notierung: Eingetragen werden soll die höchste Anzahl an Vögeln, die während der einen Stunde gleichzeitig gesichtet wurden. Wer also nach einer Viertelstunde zwei Amseln zählt, nach einer dreiviertel Stunde vier Amseln und nach einer Stunde noch einmal eine Amsel, trägt als Ergebnis vier Amseln ein. Tipps und Meldebogen gibt es unter www.stunde-der-gartenvoegel.lbv.de. Dort kann das Ergebnis eingetragen und per Post an die LBV Landesgeschäftstelle, Postfach 1360, 91157 Hilpoltstein oder per Fax an 09174/4775 75 geschickt werden. Ganz einfach können die Daten auch online eingegeben werden.

Ludwig Wilhelm ist vor allem gespannt, ob die Vogelbeobachter im Landkreis auch seltene Vögel sichten. Der Hausspatz und die Meise, da ist er sich sicher, werden wie in den vergangenen Jahren zu den Spitzenreitern zählen. Er hofft auch, durch die Zählung Auskunft über Zuwanderungen der Vögel zu bekommen. "Nach der Zählung tauchen immer Fragen auf", sagt er. "Warum ist in dieser Gegend diese Art so stark und andere nicht? Dann geht es ans Interpretieren." Wilhelm freut sich, dass die Zahl der Teilnehmer an der Aktion seit Jahren steigt. Denn nur, wenn viele mitmachen, können auch aussagekräftige Schlüsse daraus gezogen werden.

© SZ vom 08.05.2015 / asl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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