Dachau:Gefährliches Naturdenkmal

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Eine 170 Jahre alte Linde, Stammumfang dreieinhalb Meter, fällt mitten in Dachau auf die Straße. Verletzt wird zum Glück keiner.

Von Anne Heidebercht

Zum Glück war niemand in der Nähe, als am Sonntagnachmittag in der Gröbenriederstraße/Ecke Fladstraße eine Linde mitten auf die Straße gefallen ist. Sonst hätte es womöglich noch Verletzte gegeben. Der zwölf Meter hohe Baum mit einem Stammumfang von dreieinhalb Metern versperrte mehr als eine Stunde lang die Straße, bis die Feuerwehr ihn zersägt und weggeräumt hatte.

Das Landratsamt hatte die bereits 170 Jahre alte Linde als Naturdenkmal unter Schutz gestellt. Laut Stefan Tischer, Leiter der Abteilung für Stadtgrün und Umwelt der Stadt Dachau, galt der Baum bereits als sehr problematisch. "Wir haben bei der jährlichen Kontrolle festgestellt, dass der Baumstamm innen hohl war. Die Linde war als risikoreich eingestuft. Wir kontrollierten sie daher seit 1997 zweimal pro Jahr. Zuletzt im Februar dieses Jahres." 2012 habe man den Baum sogar ausgeschnitten, um die Windlast zu reduzieren. Außerdem habe das Landratsamt in den 1980er Jahren eine Stahlstütze in den Stamm einbauen lassen. Die Restwand der Linde sei immer noch mehr als zehn Zentimeter dick gewesen und habe dem Baum somit genügend Halt gegeben. "Die Bruchstelle war nicht am Stamm, sondern am Stammansatz an der Wurzel. Wir vermuten, dass die Windböe eines herannahenden Gewitters den Fall der Linde verursacht hat", sagt Tischer.

Den Vorwurf der Anwohnerin Elisabeth Mitterer, die Stadt pflege den vorhandenen Baumbestand zu wenig, weist Tischer zurück. Bei so einem alten Baum müsse man zwar abwägen, ob man ihn fälle, "aber wenn wirklich Gefahr in Verzug ist, reagieren wir natürlich sofort", sagt Tischer. Seiner Abteilung stehen ein moderner Fahrzeug- und Maschinenpark sowie rund 40 Mitarbeiter für die Reinigung, Pflege und Verschönerung der städtischen Straßen und Plätze zur Verfügung. Es gebe zwei Mitarbeiter, die das ganz Jahr über ausschließlich damit beschäftigt seien, die 7800 Bäume der Stadt nach den Vorgaben der Verkehrssicherungspflicht zu überprüfen. Zwei weitere Mitarbeiter seien mit einem Hubsteiger ausgestattet und für die Baumpflege zuständig. Hier schneiden die Arbeitskräfte von Stadtgrün und Umwelt Totholz und kranke Äste aus. Wenn der Baum abgestorben ist und deshalb umstürzen könnte, wird er gefällt. "Wir roden jährlich etwa 100 risikoreiche Bäume und pflanzen dafür neue nach. Wenn wir mit der Baumpflege nicht mehr hinterherkommen, beauftragen wir zusätzlich Fremdfirmen", sagt Tischer. "Selbst wenn man viel Personal hat, kann man so einen Fall, wie bei der Linde, nicht ausschließen. Man kann nie garantieren, ob ein Baum stehen bleibt - egal, wie jung oder alt er ist."

© SZ vom 14.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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