Dachau:Gedankenspiele

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Arbeitsgruppe entwickelt Ideen für ein Industriemuseum auf dem MD-Areal

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Gedankenspiele sind erlaubt, ja sogar erwünscht: Denn bis zum Ende des Jahres soll eine Machbarkeitsstudie darüber abgeschlossen sein, wie und ob ein Industriemuseum auf dem Gelände der ehemaligen MD-Papierfabrik in der Dachauer Innenstadt möglich wird. Aber die interkommunale Kommission aus Bezirk Oberbayern, Landkreis Dachau sowie der Stadt Dachau will und wird sich mit weit mehr Ideen befassen, als der Geschichte des ehemaligen Industriestandorts Dachau. An der Arbeitsgruppe beteiligen sich der oberbayerische Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU), Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), die stellvertretende Landrätin Marianne Klaffki (SPD), Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler, seine Dachauer Kollegin, Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter, sowie Museumsexperten des Bezirks.

Zwar gilt die Industriegeschichte allein schon als hochinteressant und überregional auf bedrückende Weise bedeutend. Denn sie reicht bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück und umfasst neben der Papierproduktion auf dem MD-Areal die ehemalige Pulverfabrik. Auf deren Gelände ist das Konzentrationslager Dachau entstanden. Aber in der aktuellen bundesweiten Diskussion über Museen und ihrer Notwendigkeit spielen zwei Kriterien eine entscheidende Rolle. Das eine befasst sich mit dem Standort: Es muss entweder ein architektonisch herausragendes Gebäude errichtet werden, das als Magnet wirkt. Andernfalls sollte der Ort selbst ein authentischer sein, der wiederum spannend interpretiert wird. Das Augsburger Textilmuseum gilt hier als Vorbild. Augsburg war einst das Zentrum dieses Industriezweigs. Das Areal in Dachau mit einigen noch aus der Jugendstilzeit stammenden Gebäudefragmenten könnte diesem Anspruch gerecht werden. Bei allen Fragen des Denkmalschutzes spielt die künftige Nutzung eine zentrale Rolle. Die interkommunale Arbeitsgruppe wird sich also mit Ideen befassen, die unter Umständen über die historische Präsentation der Industriegeschichte hinausgehen. So könnte dort ein Projekt für die Bildende Kunst angegliedert werden, das die Galerien für zeitgenössische Kunst umfasst. Die kommunale Neue Galerie befindet sich zurzeit eher in einem Provisorium. Die KVD-Galerie ist zwar in der Kulturschranne untergebracht, aber ein Standort mit industriegeschichtlichem Flair wäre sicher attraktiver.

Die Freien Wähler Dachau haben jetzt in einem Antrag an den Kulturausschuss des Landkreises Dachau die Idee eines Jugendkulturzentrums revitalisiert. Das Gremium war einstimmig der Ansicht, dass die Idee aufgegriffen werden müsste, sobald die Machbarkeitsstudie für das vom Bezirk Oberbayern vorgeschlagene Papier- und Industriemuseum vorliegt.

Bezirkstagspräsident Mederer hatte in einem Schreiben an Landrat Stefan Löwl (CSU) angeregt, dass sich der Kreistag an den Kosten dieser Studien beteiligen sollte. Diesen Wunsch will der Kulturausschuss erfüllen. Die Ergebnisse sollen Anfang Dezember der Öffentlichkeit und den Gremien von Stadt und Landkreis Dachau vorgestellt werden.

Das Engagement des Bezirks für Dachau darf als außergewöhnlich gelten. Denn eigentlich hat der Bezirkstag eine restriktive Richtung vorgegeben. Demnach sollen keine Museumsprojekte mehr unterstützt werden, außer die überregionale Bedeutung ist evident.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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