Dachau/Fürstenfeldbruck:Heftige Konkurrenz

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Kandidatenkür in der CSU für die Bundestagswahlen 2017

Wer in der CSU will die Nachfolge von Gerda Hasselfeldt antreten und sich um den Einzug in den Deutschen Bundestag für den Wahlkreis Dachau und Fürstenfeldbruck bewerben? Noch hält sich der Vorstand des Dachauer Kreisverbands bedeckt. Vorsitzender Bernhard Seidenath verweist auf die Pressekonferenz an diesem Donnerstagmorgen im Gasthof Groß in Bergkirchen. Aus dem Kreisvorstand ist zu hören, dass die Kandidatenkür nicht abgeschlossen sei. Man wolle "niemanden verbrennen", indem voreilig Namen genannt werden.

Die Dachauer werden auf jeden Fall den Fürstenfeldbrucker Parteifreunden Paroli bieten, um nicht deren Kandidaten hinnehmen zu müssen. Denn die Selbstverständlichkeit, mit der die CSU im Nachbarlandkreis davon ausging, die Kandidatur bestimmen zu können, hatte die Dachauer, gelinde gesagt, verwundert. Unmittelbar nach der Ankündigung von Gerda Hasselfeldt, 2017 nicht mehr für den Bundestag kandidieren zu wollen, präsentierten die Fürstenfeldbrucker Katrin Mair aus Türkenfeld als quasi geborene Nachfolgerin.

Der Fürstenfeldbrucker Landrat und CSU-Kreisvorsitzende Thomas Karmasin geht mittlerweile davon aus, dass sich auch aus dem Landkreis Dachau ein oder eventuell sogar mehrere Interessenten melden werden. Für ihn ist sicher, dass sich Mair auf jeden Fall mit Mitbewerbern auseinandersetzen muss. Karmasin und Seidenath sind trotz der Konkurrenz anscheinend bemüht, das Verfahren der Nominierung des gemeinsamen Bundestagsdirektkandidaten für den gemeinsamen Stimmkreis "im Konsens" zu regeln.

Bei der ersten Nominierung von Gerda Hasselfeldt für die Bundestagswahl 1990 geschah das nicht einvernehmlich, sondern im Streit. Der Grund: Die Brucker CSU hatte sich für die Nachfolge des damaligen, direkt gewählten Wahlkreisabgeordneten Eicke Götz aus Gröbenzell auf die junge Bundesbauministerin aus dem Kabinett von Helmut Kohl festgelegt, während die Dachauer CSU einen eigenen Kandidaten durchboxen wollte. Die CSU-Ministerin hatte 1989 einen eigenen Wahlkreis gesucht und war in Fürstenfeldbruck fündig geworden. Im Vorfeld der Nominierung wurde CSU-intern heftig intrigiert.

Letztlich gab damals die Mehrheit der Brucker Delegierten, die über zwei Drittel der Stimmen verfügte, den Ausschlag. Da Germering bei der Bundestagswahl 2017 nicht mehr zum Wahlkreis Bruck/Dachau gehört und die Gemeinde Petershausen vom Wahlkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm zurückkehrt, verfügen die Brucker nur noch über ein knappes Dutzend Stimmen mehr als die Dachauer. Die Kreisverbände sind also fast gleich stark, wodurch die Chancen der Dachauer steigen, einen eigenen Kandidaten durchzubringen. CSU-Insider in Fürstenfeldbruck vermuten, dass Dachau versuchen wird, diese neue Stärke zu nutzen. Damit dürften sie richtig liegen, weil es aus dem Kreisvorstand unverhohlen heißt: "Wir haben sehr gute eigene Kandidaten, die eine große gesellschaftliche Bandbreite repräsentieren." Nominiert wird allerdings erst in der zweiten Novemberhälfte. Bis dahin ist alles offen, weil noch in der Nominierungsversammlung neue Bewerber antreten können.

Der CSU-Kreisverband hat übrigens für einen Tag über zwei Kandidaten verfügt. Der Gröbenzeller CSU-Gemeinderat Christian Finkenzeller reichte noch am vergangenen Dienstagabend seine Bewerbung beim CSU-Kreisvorsitzenden und Landrat Thomas Karmasin kurz vor Ablauf einer parteiintern gesetzten First ein. Für Karmasin war allein das schon eine große Überraschung. Mit einer Bewerbung des Gröbenzeller Arztes hatte er nicht gerechnet. Noch größer wurde jedoch die Überraschung, als Finkenzeller am nächsten Tag seine Kandidatur wieder zurückzog und dafür berufliche Gründe nannte.

An diesem Donnerstag wollen Thomas Karmasin und Bernhard Seidenath offiziell die Bewerber aus den beiden Landkreisen bekannt geben. "Lassen Sie sich überraschen", sagte ein Mitglied des Dachauer Kreisvorstands.

© SZ vom 02.06.2016 / eis, we - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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