Dachau:Film über die NS-"Euthanasie"

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Versöhnungskirche zeigt "Nebel im August" und lädt zum Gespräch darüber ein

Die evangelische Versöhnungskirche lädt zu einem Filmgespräch über das Nazi-"Euthanasie" ein. Am Mittwoch, 1. Februar, wird um 19 Uhr im Dachauer Kino Cinema in der Fraunhoferstraße 5 der Film "Nebel im August" gezeigt. Deutschland, Mai 1943: Ernst Lossa ist 13 Jahre alt. Seine Familie gehört zur Minderheit der Jenischen, die im NS-Staat als "nach Zigeunerart Umherziehende" verfolgt wird. Ernst kommt, weil er von anderen Erziehungsanstalten wie dem Heim im Kloster Indersdorf als "nicht erziehbar" eingestuft wird, in die Außenstelle einer Nervenklinik. Dort erkennt der Leiter sofort, dass in Ernst ein aufgeweckter, rebellischer Junge steckt, der von seinem Vater, der zeitweise im KZ Dachau eingesperrt war, wohl nicht mehr aus der Anstalt abgeholt werden wird. Schon bald merkt Ernst, dass der Tod in der Klinik kein willkürliches Schicksal, sondern Teil eines gnadenlosen und radikalen Programms ist. Kai Wessels neues Drama (126 Minuten) setzt Ernst Lossa (1929-1944) und den Opfern der NS-"Euthanasie" ein Denkmal.

Nach der Filmvorführung wird im Kino ein Gespräch angeboten, in dem es auch um Euthanasie-Opfer aus Dachau geht. Die Moderation liegt bei Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Erstmals widmete der Bundestag die Gedenkstunde am Gedenktag für die NS-Opfer am vergangenen Freitag den mehr als 200 000 Opfern der NS-"Euthanasie". Das Filmgespräch in Dachau greift dies auf. Ein namentliches Gedenken an die Opfer des Massenmordes an psychisch kranken und behinderten Menschen setzte erst sehr zögerlich ein. Häufig trauten sich ihre Familien nach dem Krieg nicht nachzufragen, wie ihre Angehörigen zu Tode gekommen waren. Andere wurden bei ihren Recherchen nicht unterstützt oder von den Kliniken angelogen.

So sind die ermordeten Verwandten häufig aus dem Familiengedächtnis verschwunden oder verdrängt worden. Dies ändert sich langsam: An vielen Orten gibt es jetzt Initiativen zur biografischen Erinnerung an Opfer der NS-"Euthanasie", oft sind Kirchengemeinden, kirchliche Bildungswerke und Einrichtungen von Caritas und Diakonie an diesen Projekten beteiligt. "Nebel im August" ist 2016 entstanden und der erste Kinofilm über konkrete Opfer der Krankenmorde.

© SZ vom 01.02.2017 / hz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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